Im März ist die Finanzküche 8 Jahre alt geworden. Die Zahl hat mich erschlagen. Sie zeigt eindrucksvoll, wie lang die Strecke ist, die hinter mir liegt. In diesem Zuge habe ich den Weg rekapituliert, den ich als Finanzberater genommen habe. Dieser ist eng mit der Finanzküche verknüpft und hat sogar noch eher begonnen.
Konkret zeige ich auf:
- Wie lange ich gebraucht habe, um mir eine profitable Selbständigkeit als Honorarberater aufzubauen
- Was ich als Finanzberater auf Honorarbasis verdiene
Dafür habe ich meine Steuerbescheide von 2016 bis 2020 herangezogen, sowie meine Einnahmen-Überschuss-Rechnungen 2021 und 2022.
Auch wenn der Beitrag meine individuelle Situation widerspiegelt, schafft er vielleicht etwas Transparenz bei der Frage, ob es sich als Finanzberater lohnt, statt dem Provisionsmodell die honorarbasierte Vergütung anzustreben.
Inhaltsverzeichnis
Mein Weg beginnt langsam und nimmt dann Stück für Stück Fahrt auf
Die ersten Berührungspunkte mit der Tätigkeit als Finanzberater hatte ich 2013. Über einen meiner besten Freunde bin ich bei einem >Strukturvertrieb gelandet und fühlte mich zunächst pudelwohl. Ich erinnere mich an ein herzliches Miteinander, schön in Szene gesetzte Tagungen und ein angenehmes Wir-Gefühl.
Ich lernte die Branche lieben, merkte allerdings schnell, dass das Geschäftsmodell eines Strukturvertriebs nicht zu mir passt. Nach einem Jahr endete diese erste Station und es schlossen sich einige Orientierungsmonate an.
Mit >Thomas Krosse fand ich jemanden, der sein Geschäftsmodell gerade umstellte. Weg von der reinen Produktberatung- und Vermittlung, hin zu einer ergebnisoffenen Finanzplanung, die Wechselwirkungen verschiedener Lebensbereiche sichtbar und zur Grundlage des Entscheidungsprozesses macht.
Seit 2014 arbeiten wir im Rahmen einer Bürogemeinschaft zusammen, zu der noch das Team von risk007 um >Markus Haybach gehört.
Meine Ausbildungsphase
2015 legte ich die Prüfung zum Versicherungsfachmann ab. Im Januar 2016 folgte der Finanzanlagenfachmann. Beide Fortbildungen bestritt ich im Eigenstudium. Für die Ausbildung zum >Fachberater für Finanzdienstleistungen, welche von Mai 2016 bis November 2017 lief, suchte ich mir dann einen Bildungsträger.
Was mir damals nicht klar war: Zwar wurden für den Fachberater Online-Kurse angeboten, allerdings wurde der darauf aufbauende Kurs für den Fachwirt in Präsenz durchgeführt. Ich bin also 2018 regelmäßig an den Wochenenden von Leipzig nach Frankfurt und zurück gependelt.
Finanziell ging das nur, weil ich das Pendeln mit >Blablacar weitgehend kostenneutral gestalten konnte und ein guter Freund zu dieser Zeit in Frankfurt wohnte, sodass ich eine Übernachtungsmöglichkeit hatte.
Bereits als ich mit dem Versicherungsfachmann durch war, registrierte ich mich als Versicherungsmakler und im Anschluss an den Finanzanlagenfachmann als Honorar-Finanzanlagenfachmann.
2016 durfte ich endlich eigenständig und vollumfänglich beraten.
Anfang 2017 bin ich dann von der Versicherungsmakler-Zulassung zum Versicherungsberater-Status gewechselt. Seit diesem Zeitpunkt berate ich ausschließlich auf Honorarbasis.
Von Beginn an habe ich mich auf die Themen >Finanzplanung, >Anlageberatung und >Altersvorsorge spezialisiert.
Was ich als Finanzberater von 2016 bis 2022 verdient habe
Von Februar 2012 bis September 2016 war ich als Minijobber bei IKEA Food angestellt und verkaufte unzählige Hot Dogs. Um 2015 herum bekam ich zusätzlich noch etwa 200 Euro pro Monat von Thomas für Büroarbeiten, die ich für ihn erledigte. Die gesammelten Einnahmen reichten geradeso aus, um meine Ausbildungen und Registrierungen zu bezahlen.
Seit Oktober 2016 bin ich Vollzeit als Finanzberater auf >selbständiger Basis tätig. Die Gewinnentwicklung sieht seitdem wie folgt aus:
- 2016: 5.690 Euro
- 2017: 9.068 Euro
- 2018: 39.897 Euro
- 2019: 50.067 Euro
- 2020: 13.219 Euro
- 2021: 65.092 Euro (voraussichtlich)
- 2022: 47.300 Euro (voraussichtlich)
Wobei die Zahlen für 2021 und 2022 erst in den nächsten Monaten beim Finanzamt eingereicht werden.
Von den ersten Berührungspunkten mit der Finanzberater-Tätigkeit bis hin zum ersten profitablen Jahr 2018 hat es gut 4 Jahre gedauert.
Wenn man 2016 als Startjahr nimmt, verbleiben noch zwei Anlaufjahre, in denen wir unter der Armutsgrenze lagen.
Auch nach 2018 warteten noch Rückschläge auf uns. Der stärkste war Corona. Damals habe ich ein zinsfreies Hilfsdarlehen aufgenommen, um den Einbruch abzufedern. 2021 lief dann als einigermaßen normales Jahr, was die äußeren Umstände angeht, sehr gut. Das hat die Basis für der Vergrößerung des >Finanzküche-Teams geschaffen.
2022 kam mit dem Ukraine-Krieg der nächste harte Einschnitt. In der Folge blieb das Umsatzwachstum mit lediglich 2,4 Prozent unter >den Erwartungen und der Gewinn ging zurück.
Von Beginn an reinvestieren wir einen Großteil der Einnahmen, um die Unternehmung stetig voranzubringen. 2023 wird die Kostenseite etwa 40.000 Euro über dem Niveau von 2022 liegen.
Individuelle Honorarberatung anfragen: Gibt dir einen klaren Plan an die Hand, um das Beste aus deinem Einkommen zu machen.
Die Gründe für die mehrjährige Anlaufphase
Es hat mehrere Jahre gedauert, bis wir nennenswerte Gewinne erzielt haben. Eine Ursache ist die Einnahmen-Struktur. Aktuell erzielen wir gut 50 Prozent unseres Umsatzes aus Bestandsmandaten. Von den neuen Mandaten entstehen etwa 50 Prozent aus Weiterempfehlungen.
Etwa 75 Prozent unseres Umsatzes resultieren derzeit aus bestehenden Mandantenbeziehungen.
Dass ich ohne jede Kundenbasis gestartet bin, erklärt einen Teil der Anlaufphase.
Hinzu kommt, dass ich keinerlei Startkapital hatte, was sich an allen Ecken und Enden bemerkbar machte. Meine Finanzierungsanfrage wurde von der Sparkasse mit dem Verweis auf die fehlende Umsetzbarkeit meines Konzeptes abgelehnt.
Darüber hinaus bin ich niemand, der 50 bis 60 Stunden die Woche arbeitet. Die Balance der verschiedenen Lebensbereiche ist die Grundlage für mein Wohlbefinden.
Anfang 2017 haben wir mitten in der Gründungsphase unseren Sohn bekommen. Zeit mit meiner Familie zu verbringen, ist mir mindestens genauso wichtig, wie der Erfolg der Unternehmung.
Ob ich ohne Kind und mit Startkapital beruflich schneller vorangekommen wäre, wissen nur die Götter. Der finanzielle Druck, für meinen Sohn zu sorgen, war ein erheblicher Antrieb in Zeiten, in denen die intrinsische Motivation weniger stark ausgeprägt war.
Finanzküche Newsletter abonnieren: Enthält das Thema der Woche, aktuelle Beiträge und die Empfehlung des Hauses.
Resümee: Lohnt sich die Tätigkeit als Finanzberater?
Es hat eine Weile gedauert, ein profitables Geschäftsmodell auf die Beine zu stellen.
Dabei hatten wir Glück, dass externe Schocks wie Corona und Ukraine Krieg erst kamen, als wir etwas gefestigt waren. Ansonsten hätten sie das Scheitern der Unternehmung bedeuten können.
Ich bin froh, den Weg als (Honorar-)Finanzberater eingeschlagen zu haben. Ich >bewirke etwas, entwickle mich stetig weiter und kann sowohl meinen Beruf als auch meine private Zeit sehr frei gestalten.
Aus finanzieller Sicht steht neben der betrachteten Gewinnentwicklung der zunehmende Wert der Unternehmung.
Im Gesamtbild haben sich die eingegangen Risiken und die emotionalen Belastungen in schwierigen Phasen gelohnt.