Der Notgroschen wird kontrovers diskutiert. Dabei stehen verschiedenste Fragen im Raum. Wie wichtig ist er? Welche Höhe soll er haben? Und wie viel Rendite kostet er mich? – um nur einige zu nennen.
Ich war bereits auf meinen Notgroschen angewiesen. Daher ist es Zeit, dass Thema zu reflektieren und die Frage zu klären, ob der Notgroschen auch eine Nummer kleiner ausfallen darf.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was ist ein Notgroschen?
- 2 Wo wird der Notpfennig verwahrt?
- 3 Wie groß soll der Notfallpuffer sein?
- 4 Anstellungen sind nicht so sicher, wie sie scheinen
- 5 Der Tag, an dem ich meinen Notgroschen gebraucht habe
- 6 Der Notgroschen ist kein Renditekiller
- 7 Wie der Notgroschen deine Versicherungsbeiträge reduziert
- 8 Fazit
Was ist ein Notgroschen?
Der Notgroschen hat seinen Ursprung im 16. Jahrhundert. Julius, der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, schrieb seinen Untertanen vor, einen Notgroschen zu besitzen. Eigens dafür führte er den sogenannten Lösetaler ein*¹. Der Lösetaler sollte seinem Volk dabei helfen, unvorhergesehene Notsituationen zu überstehen. Und genau dazu ist der Notgroschen auch heute noch da:
Der Notgroschen hilft dir, unvorhergesehene Ausgaben zu stemmen.
Unvorhergesehen Ausgaben stellen dabei nicht nur auf die kaputte Waschmaschine oder eine Autoreparatur ab. Denn das ein technisches Gerät kaputt geht, ist bei Kauf bereits klar – lediglich der Zeitpunkt ist unbekannt. Für derartige Ausgaben solltest du frühzeitig Rücklagen einplanen, entweder als Teil des Notgroschens oder als extra Finanzpuffer.
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, was wahrhaft unvorhersehbar ist:
- Höhere Gewalt
- Eine eigene Krankheit
- Tod des Lebenspartners
- Plötzliche Insolvenz des Arbeitgebers
Manchmal kommt auch alles zusammen. Ich habe Künstler in der >Finanzberatung, die durch die Pandemie völlige Unsicherheit über den Fortbestand ihrer gesamten Branche haben. Ein ausreichender Notgroschen entspannt in einer solchen Situation ungemein – und genau dafür ist er da.
Wo wird der Notpfennig verwahrt?
Wichtig ist, dass dein Notgroschen:
- Jederzeit verfügbar ist
- Und keinen Schwankungen unterliegt
Auf dem Tagesgeldkonto ist der Notgroschen gut aufgehoben. Schließlich wäre es ärgerlich, wenn du mitten in einem Börsencrash deine Aktien vorzeitig verkaufen müsstest.
Wie groß soll der Notfallpuffer sein?
An dieser Frage scheiden sich die Geister. Oft werden pauschal drei bis sechs Nettogehälter empfohlen. Von derartigen Empfehlungen solltest du Abstand nehmen – denn ein Punkt wird dabei häufig vergessen:
Deine Gesamtsituation entscheidet.
Klar ist: Hast du hohe Ausgaben, brauchst du eine große Reserve. Hast du niedrige Ausgaben, brauchst du eine kleine Reserve.
Neben deinen Ausgaben spielen vor allem drei Faktoren eine tragende Rolle:
- Berufliche Situation
- Familiäre Status
- Vorhandene Vermögenswerte
Ich als Selbständiger mit Kind und einer Frau die noch studiert, habe ein deutlich höheres Sicherheitsbedürfnis als ein lediger Beamter. Meine persönliche Wohlfühlzone ist erst erreicht, wenn ich Rücklagen aufgebaut habe, die ein Jahr lang meine Ausgaben decken.
Generell gilt:
- Je sicherer deine Einkommensströme sind, desto kleiner kann der Notgroschen sein
- Je mehr Menschen von dir finanziell abhängig sind, desto größer sollte er sein
- Je mehr liquide Vermögenswerte du hast, desto kleiner darf der Notpfennig ausfallen
Übrigens: Auf unserer Themenseite >Sparen besprechen wir, wie du möglichst effizient Geld zur Seite legst.
Anstellungen sind nicht so sicher, wie sie scheinen
Oft erlebe ich es, dass sich Angestellte sehr sicher bezüglich ihrer Zahlungsströme fühlen. Das ist allerdings eine trügerische Sicherheit. Als Angestellter bist du im ersten Schritt von einem einzigen Unternehmen abhängig. Wenn dieses in die Insolvenz schlittert, stehst du im Regen.
Es ist daher sinnvoll, Maßnahmen zu ergreifen, um sich möglichst unabhängig von seinem Arbeitgeber zu machen. Zwei wichtige Schritte in diese Richtung sind dauerhaftes Lernen und ein solides finanzielles Fundament.
Gut zu wissen:
Das Arbeitslosengeld beträgt 60 Prozent bzw. 67 Prozent (mit Kind) des letzten Nettolohns.
Der Tag, an dem ich meinen Notgroschen gebraucht habe
2019 haben wir den Schritt gewagt und sind in eine größere Wohnung gezogen. Sie war traumhaft. 100 Quadratmeter, 2 Balkone, schicke Einbauküche, perfekte Lage in einer Anliegerstraße und zentrumsnah. Sogar die Miete war unter dem Marktniveau. Was wir nicht wussten:
Die Wohnung war extrem hellhörig und im Büro unter uns wohnte ein ältere Dame, die „Kinderlärm“ nicht besonders lustig fand.
Als die Dame anfing sich zu beschweren, war meine Frau fix und fertig, da sie sich nicht mehr unbeschwert in der Wohnung bewegen konnte. Nach nur zwei Woche traten wir den geordneten Rückzug in unsere alte Wohnung an. Damit kamen zusätzliche Kosten von knapp 2.000 Euro auf uns zu, da wir unsere alte Küche entsorgt hatten und zügig eine neue beschaffen mussten.
An diesem Tage rettete uns unser Notgroschen vor einem Konsumkredit.
Unser Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, den Notgroschen auch für geplante Umzüge und ähnliches unangetastet zu lassen. Du weißt nie, was kommt. Hätten wir unseren Notgroschen beim ersten Umzug mit ausgegeben, wäre es für uns eng geworden.
Der Notgroschen ist kein Renditekiller
Ich habe in letzter Zeit Rechnungen gesehen, die zeigen, wie hoch die Kosten sind, die durch den Notpfennig entstehen. Die Rechnungen sahen in etwa so aus:
Ein 30-jähriger legt 5000 Euro in Aktien an. Über die nächsten 37 Jahr erwirtschaftet er eine Rendite von 8 Prozent. Danach stehen ihm gut 86.000 Euro zur Verfügung (Steuern habe ich nicht betrachtet).
Legt er 5000 Euro auf das Tagesgeldkonto zu einem Prozent an (und wo bekommt man heute noch einen Prozent?), stehen ihm nach 37 Jahren nur gut 7000 Euro zur Verfügung. Das sind fast 80.000 Euro weniger. Halleluja …
Ich finde die Rechnung legitim, aber nicht zielführend. Sie setzt voraus, dass du dein komplettes Vermögen in Aktien investierst. Diese Annahme ist in der Regel realitätsfern. Zudem gibt ein großzügig ausgelegter Notgroschen Sicherheit und führt dazu, dass du bei der Kapitalanlage etwas mehr Risiko eingehen kannst.
Der Notgroschen ist kein Renditekiller. Vielmehr ist er die Voraussetzung dafür, dass wir mit gutem Gewissen an den Kapitalmärkten Risiken eingehen können.
Wie der Notgroschen deine Versicherungsbeiträge reduziert
Ein positiver Nebeneffekt des Notgroschens ist, dass er es dir ermöglicht, bei Versicherungen mit Selbstbehalten zu arbeiten. Dadurch sinken deine Versicherungsbeiträge. Kleinere Schäden zahlst du in Zukunft einfach aus eigener Tasche.
Ohnehin solltest du Versicherungen nur für mittlere bis größere Schäden nutzen. Reichst du jede noch so kleine Rechnung ein, wird dir der Versicherer irgendwann kündigen und du stehst ohne Versicherungsschutz da. Einen neuen Versicherer wirst du kaum finden, da die Schadenhistorie im Antragsprozess abgefragt wird …
Dann stehst du im Ernstfall ohne existentielle Versicherungen wie der Privathaftpflichtversicherung da – das wäre mehr als ärgerlich.
Schau dir zu dem Thema gern unseren Beitrag >Warum du nur existenzbedrohende Risiken versichern solltest an.
Fazit
Der Notgroschen ist deine Versicherung gegen unvorhergesehene Ausgaben. Die richtige Höhe hängt von deiner persönlichen Situation ab. Beginnst du gerade mit dem Vermögensaufbau, ist der Notgroschen das erste Ziel. Erst wenn du deinen Notgroschen zusammen hast, macht es Sinn, dass du dich nach renditeträchtigen Anlagen umschaust.
Hast du bereits nennenswerte liquide Vermögenswerte, darf der Notgroschen gerne eine Nummer kleiner sein. Größeren finanziellen Risiken kannst du dann mit deinem risikoarmen Portfolioanteil entgegentreten.
Es verhält sich wie bei jeder Finanzentscheidung:
Betrachte immer deine Gesamtsituation.
Dein Finanzkoch
Christoph Geiler
Quellen
1*https://de.wikipedia.org/wiki/Notgroschen – Zugriff am 30.12.2020 um 08:27 Uhr
19 Kommentare
Mein risikoarmer Portfolioanteil ist mit dem Notgroschen verschmolzen. Warum?
– alleinlebend
– bescheidener Ausgabenstil
– keine hochpreisigen Besitztümer
– kein Sorgetragen vor klassischer Arbeitslosigkeit
Als mehrfache(r) Familienmutter/-vater mit Immobilienarlehen sähe das natürlich ganz anders an. Feste Faustformeln wie 3 Monatsausgaben berücksichtigen nicht die individuellen Lebensweisen und -formen. 🙂
Als Orientierungshilfe sind sie ganz nützlich 😉
Liebe Grüße
Christoph
Hi Christoph,
ein schöner Artikel. Mein Notgroschen richtet sich bei mir in etwa nach der größten Sache die so kaputtgehen kann und welche unbedingt sofort ersetzt werden muss. Momentan ist das mein Auto, auf dass ich durch meine, sagen wir „ländliche Abgeschiedenheit“ angewiesen bin 🙂 Ich mache das schon seit ca. 7 Jahren so und konnte damit bisher immer alle notwendigen anderen angefallenen Kosten abfangen.
Deponieren tue ich den Notgroschen klassischerweise immer auf dem Tagesgeldkonto, um unmittelbar dran zu kommen.
Grüße
Lars
Hallo Lars,
Landluft würde mir auch mal wieder gut tun 🙂
Liebe Grüße
Christoph
„Wenige Dinge werden unter Bloggern so kontrovers diskutiert, wie der Notgroschen.“
Dass der Notgroschen ein besonders kontroverses Thema sein soll, ist mir anscheinend irgendwie noch nie so aufgefallen, oder vielleicht lese ich auch einfach nur die falschen Blogs. So richtig die Fetzen fliegen sehe ich eigentlich nur bei Immobilien-Artikeln, wo sich ja sofort Scharen von Eigenheimlern gleich in ihrer ganzen persönlichen Lebensweise angegriffen fühlen 😉
In deinem Artikel hier finde ich jedenfalls auch nichts besonders strittiges oder aufregbares:
-Wie groß sollte der Notgroschen sein ?
Natürlich kann das nur individuell sein. Grobe Richtlinien wie XY Monatsgehälter (oder Monatsausgaben) sind eben nur das, grobe Richtlinien.
Man kann ja auch andersherum mal aufsummieren, was so alles passieren könnte um den Notgroschen anzugreifen/aufzubrauchen. Auto-Reparatur, kaputte Haushaltsgeräte, usw. (oder wie du sagst, bei wem auch „unerwartete“ Rechnungen mal zu erwarten sind 😉 und dementsprechend einen deckenden Betrag vorhalten. Für wirklich elementare und große Schäden an Unterkunft und Gesundheit ist man sowieso anderweitig abgesichert (setze ich mal voraus), es bleiben also eigentlich nur die sonstigen „Kleinigkeiten“ übrig.
-Ist der Notgroschen als eigener, abgetrennter Teil vom Gesamtvermögen zu betrachten oder kann man ihn auch im allgemeinen „risikoärmeren“ Portfolioteil mit darunter dazuzählen ?
Das soll auch jeder handhaben, wie’s ihm gefällt. Wer z.b. schon eine Aktien+Tagesgeld Kombi betreibt, muss sich eigentlich nicht noch ein zweites TGkonto nur für den Notgroschen zulegen, wenn(!) er aber auch gedanklich den Überblick behalten kann, wieviel davon als Liquidität für Notfälle reserviert ist und wieviel zum normalen Portfoliorebalancing zur Verfügung steht.
Für mein eigenes Portfiolio benutze ich Aktien+Anleihen (da auch schon etwas größer als die Einlagengrenze), und einen kleinen Reservebetrag noch aufs TG, wie du schon sagst, beim TG fallen eben keine unnötigen Transaktionskosten an.
-Verzichtet man nicht auf viel Rendite (besonders langfristig), wenn man nicht alles verfügbare Geld in die Aktien steckt ?
Sicher… aber um Rendite gehts doch bei der Absicherung erstmal überhaupt nicht. Der Sinn dessen, ein paar tausend Euro immer vorrätig zu halten, ist dass man sofort ungeplante Ausgaben decken kann, ohne a) Investmentvermögen angreifen zu müssen, oder gar b) in Kredit gehen muss (wo ja, wohlgemerkt, der Zins wieder gegen einen arbeitet).
Am Ende ist da auch viel subjektive Typ-Sache dabei. Manche kümmert das wenig und die reizen lieber alles bis zum Anschlag aus, andere sind dann vielleicht wieder zu sicherheitsgetrieben und lassen mehr als nötig liegen, aber solang sich jeder mit dem was er macht selbst wohlfühlt und noch ruhig schlafen kann, ist es da relativ müßig, irgendwelche Allgemeinheiten oder Kritik zu machen.
Hallo Chris,
Dann wurde es höchste Zeit 😉 Mit den Immobilienartikeln kann sich der Notgroschen natürlich nicht messen. Das erinnert mich daran, dass ich lange nichts zum Betongold geschrieben habe …
Deinen Kommentar kann ich so unterstreichen, wie er ist.
Liebe Grüße
Christoph
„Dass der Notgroschen ein besonders kontroverses Thema sein soll, ist mir anscheinend irgendwie noch nie so aufgefallen, oder vielleicht lese ich auch einfach nur die falschen Blogs“
Oder aber Du liest die richtigen Blogs 😉 . Ich erinnere mich an eine Diskussion über den Notgroschen der komplett in Aktien angelegt werden wollte. Da gab es schon mehr Kontroverse, wie Du Dir vermutlich vorstellen kannst. Ansonsten gibt es die übliche Kritik an pauschalen Größenordnungen und hierbei insbesondere die Orientierung an Monatseinnahmen und nicht an Monatsausgaben.
Am Ende ist es so wie Du sagst: Alles sehr individuell. Wichtig ist meines Erachtens bei dem Thema nur, dass man sich Gedanken über die Höhe gemacht hat und tatsächlich diesen Puffer vorhält. Bei manchen Mitmenschen habe ich das Gefühl, dass sie jede unerwartete Kfz-Rechnung im dreistelligen Bereich völlig aus der Bahn wirft.
PS: Gruß ist angekommen – Gegengruß hoffentlich auch 😉
„Ich erinnere mich an eine Diskussion über den Notgroschen der komplett in Aktien angelegt werden wollte. Da gab es schon mehr Kontroverse, wie Du Dir vermutlich vorstellen kannst. “
Puh, ja das ist schon sicher ein eher extremes Beispiel. Wie gesagt, jedem das seine, und maximale Rendite in allen Ehren, aber das wär nix für mich, denn ich habe irgendwie das Gefühl meine Waschmaschine weiß dafür zu gut, wann grad Börsenkrise ist und sucht sich auch just nur diese Termine aus um den Geist aufzugeben 😀
Ne, Spaß, aber da wir grad bei „Extrembeispielen“ sind, die Ansicht „Notgroschen? Mein Notgroschen heißt doch Dispo!“ ist leider verbreiteter, als man denkt.
PS: Gruß ? Sorry, ich steh grad etwas auf dem Schlauch o_O
@Koch:
Gern zu Diensten! Hier noch ein paar Vorschläge für weitere Reizthemen, wo Publikumsverkehr garantiert ist:
– Wertpapierkauf auf Kredit
– Der Weltuntergang kommt – KAUFT GOLD!
– Deutsches Steuersystem
Auch wenn das jetzt gerade total off-topic ist (sorry, Finanzkoch):
Ein gewisser Lars hat mich kürzlich von einem gewissen Chris gegrüßt – da „Chris“ aber nicht so selten wie „Dummerchen“ ist, bringe ich da vielleicht gerade etwas durcheinander…
Achso, jetzt alles klar ^^ Ja danke 🙂
Ich werd mir echt mal überlegen müssen, einen etwas eindeutigeren Namen zu suchen, um hier in der ganzen Finanzcommunity noch irgendwie den Überblick zu behalten 😀
Ich werde deine Themenvorschläge berücksichtigen. Mein Favorit:
🙂
Hi Christoph,
das Thema hatten wir auch auf Mafis‘ Blog neulich und meine Antwort darauf ist recht lang ausgefallen. Ich hoffe es ist ok wenn ich sie hier einfach rein kopiere, denn die Meinungen sind im Prinzip immer die Gleichen ^^.
Ich gehöre zur 3-6 Monatsgehälter Fraktion. Allerdings sehe ich es natürlich auch so, dass sich da jeder seine eigenen Gedanken drum machen muss und auch die eigene Risikobereitschaft selbst festzulegen hat.
Aber gehen wir mal eben von einem Menschen aus, wie wir sie sicher alle zur Genüge kennen. Jemand der gerade anfängt sich um die persönlichen Finanzen Gedanken zu machen und euch nach eurem Rat fragt. Jemand der keine besonderen Rücklagen oder Sachwerte hat, die er in einem Notfall mal eben veräußern könnte. Würden wir dieser Person sagen, dass ein Monatsgehalt vollkommen ausreichend ist? Ich hoffe nicht.
Der Notgroschen hat wie ich finde zwei Funktionen. Die eine ist es uns ein Gefühl von Sicherheit zu geben um etwas rauere Zeiten, sei es nun im Beruf oder an der Börse, etwas entspannter meistern zu können. Stellen wir uns mal vor, jemand hat gerade ein Depot das gerade von 15.000,- auf 10.000,- gefallen ist. Und dieser Jemand muss sich aufgrund der Weltwirtschaft auch noch Gedanken um seinen Job machen und hat nun das Wissen, dass außer dem einen Monatsgehalt das er Notgroschen nennt nur noch sein Depot besteht. Wie groß ist die Gefahr, dass er aus Sorge in einer Kurzschlussreaktion alles verkauft?
Die Zweite ist dann letztendlich das Abfedern finanzieller Notlagen und hier hoffe ich, dass sich niemand Arbeitslosigkeit und auch Dauerarbeitslosigkeit für etwas hält, das nur die anderen trifft. Das erste Jahr bekommt man noch ALG I und man bekommt ca. 60% seines vorherigen Nettoeinkommens. Jeder der im Moment eine 40% Sparquote vorweisen kann kommt das erste Jahr also im Idealfall durch, ohne die eigenen Ersparnisse anzutasten. Ab Jahr 2 gibt es dann ALG II oder auch Hartz IV und hier wird es dann richtig spannend. Denn wer mehr als sein Schonvermögen hat (150 Euro je abgeschlossenem Lebensjahr), bekommt erst mal gar nichts und muss die von der Bundesagentur ermittelte Zeit mit dem eigenen Vermögen auskommen. Das heißt man lebt wie ein Hartzer aber vom eigenen Vermögen. Viel Spaß wenn die Kohle zu früh aus geht. Übrigens wird das Auto oder Aktien usw. mit eingerechnet. Am besten also sofort verkaufen damit der Wert mit der Zeit nicht sinkt und man am Ende mit weniger da steht als vom Amt vorgesehen. Ich persönlich würde jede Drecksarbeit annehmen um nicht in Hartz IV zu rutschen. Manche unter uns haben aber allein schon aus gesundheitlichen Gründen gar nicht erst diese Möglichkeit.
Wer finanziell etwas fester im Sattel sitzt kann den Notgroschen gerne für sich persönlich definieren wie er will. Wenn ich jemandem aber einen Tipp geben soll der sich damit noch gar nicht richtig auseinandergesetzt hat, dann wird meine Antwort immer 3-6 Netto-Monatsgehälter lauten. Für alles was darüber hinaus geht muss so gut es geht eine Versicherung her.
Grüße,
Chris
Hallo Chris,
danke für die tolle Ergänzung. Massenarbeitslosigkeit und fallende Aktienkurse fallen oft zusammen. Das sollte man immer im Hinterkopf haben. Da ist das Gefühl von Sicherheit, dass ein größerer Geldbetrag im Hintergrund gibt Gold wert.
Liebe Grüße
Christoph
Hallo Christoph,
toller Artikel und ich kann Deine Aussagen genau so unterstreichen. Natürlich hat jeder andere monatliche Ausgaben und dementsprechend unterschiedlich sollte der Notgroschen sein (Auto, Kinder, Haus etc.).
Aber gerade in heutigen Zeiten mit vielen befristeten Verträgen sollte jeder eine ausreichende Rücklage haben, um zur Not einige Monate ohne Job durchzukommen.
Viele Grüße
Daniel
Hallo Daniel,
danke für das Lob. Wahnsinn, wie schwer es ist, heute an unbefristete Verträge zu kommen …
Liebe Grüße
Christoph
Hallo Christoph,
Ich falle ja eher in die Kategorie des Depotbesitzers mit risikoreichem und risikoarmen (finde ich passender als -risikolos) Anteil, allerdings ist diese Passage deines Beitrags trotzdem nicht notwendigerweise der Fall:
„Der risikolose Teil deines Portfolios erfüllt alle Voraussetzungen, die ein Notgroschen mitbringen muss. Er ist liquide und unterliegt geringen oder keinen Schwankungen.“
Meine Festgeldleiter unterliegt zwar keinen Schwankungen, aber liquide ist sie nicht. Daher bevorzuge ich auch eher einen etwas größeren Betrag auf dem TG-Konto. Bildet man diesen Portfolioteil über Anleihen ab, ist natürlich die von dir beschriebene Liquidität gegeben.
Bei meinem TG-Anteil lässt sich allerdings trefflich darüber streiten, was davon tatsächlich der Notgroschenanteil ist.
Liebe Grüße
Dummerchen
Hallo Dummerchen,
risikoarm finde ich auch besser (ich habe gerade in einem Buch hundert mal risikolos gelesen – das färbt dann wohl ab …).
Das wäre dann wohl Haarspalterei 😉
Festgeld ist als Notgroschen in der Tat ungeeignet. Deswegen halte ich einen Teil meines risikoarmen Portfolios als Tagesgeld. Aber über meine festgelegte Risikogewichtung des Portfolios hinaus baue ich keinen extra Notgroschen auf.
Geld für alltägliche Ausgaben habe ich natürlich parat.
Liebe Grüße
Christoph
Hallo Christoph,
ich bin Fan eines sehr kleinen Notgroschens. Im Moment bewegt er sich zischen 1.000-2.000€.
Als Student habe ich kaum Fixkosten.
MFG Philipp
Hallo Philipp,
so klein finde ich ihn gar nicht. Ich glaube, viele Studenten würden sich über einen Notgroschen dieser Höhe freuen.
Liebe Grüße
Christoph