Die top 8 Anlageklassen des Kapitalmarktes im Überblick

Studien belegen, dass die Wahl der Anlageklassen über 90 Prozent des Anlageerfolges ausmacht. Welche Anlageklassen für eine optimale Streuung in Betracht kommen, besprechen wir in diesem Beitrag.

Die verschiedenen Anlageklassen weisen verschiedene Risiko-Rendite-Profile auf. Während Aktien stark im Wert schwanken, können risikoarme Staatsanleihen dein Portfolio beruhigen. Bei der Auswahl der Anlageklassen spielen daher die eigene Risikotragfähigkeit, der Risikobedarf und die >Risikobereitschaft tragende Rollen.

Auf dem Bild siehst du einen Chart, der auf und ab geht. Diversifikation ist entscheidend, um dieses "Auf und Ab" in den Griff zu bekommen. Eine Übersicht über die dafür wesentlichen Anlageklassen findest du in diesem Beitrag

Was ist eine Anlageklasse?

Der Kapitalmarkt setzt sich aus verschiedenen Anlageklassen (bzw. Assetklassen) zusammen. Eine Anlageklasse besteht aus Vermögenswerten mit ähnlichen Eigenschaften.

Die verschiedenen Assetklassen entwickeln sich unterschiedlich und können zur Diversifikation genutzt werden. So ist es denkbar, dass Anleihen steigen, während Aktien fallen und umgekehrt. Durch eine Kombination der Anlageklassen kannst du das Rendite-Risiko-Profil deines Gesamtportfolios verbessern, da sich die Schwankungen der Assetklassen untereinander ausgleichen. Das bedeutet:

Mehr Rendite je übernommener Einheit an Risiko (Sharpe-Ratio) – der heilige Gral des Investierens.

Im Folgenden findest du die 8 wesentlichen Anlageklassen des Kapitalmarktes im Überblick. Wir besprechen auch, welche Anlageklassen sich für ein Portfolio besonders eignen.

I. Humankapital

Unter Humankapital versteht sich der Wert des für die Zukunft zu erwartenden Arbeitseinkommens. Es stellt für die meisten Privatanleger die wichtigste Anlageklasse dar (daher findet es sich auch in dieser Liste wieder, ohne direkt zum Kapitalmarkt zu gehören). Erst im Alter nimmt seine Bedeutung ab. Umso kurioser ist es, dass das eigene Humankapital bei Anlageentscheidungen oft unbeachtet bleibt.

Drei Faktoren bestimmen den Wert des Humankapitals:

  1. Die Sicherheit der zu erwartenden Zahlungsströme
  2. Die Höhe des Gehalts
  3. Die verbleibende Arbeitszeit

Alle Punkte lassen sich zu deinen Gunsten verschieben. Du kannst Dich beispielsweise weiterbilden (Höhe des Gehalts), auf Deine Gesundheit achten (verbleibende Arbeitszeit) und Dir ein zweites Standbein aufbauen (Sicherheit der zu erwartenden Zahlungsströme).

Bei Anlageentscheidungen empfiehlt sich ein ganzheitlicher Ansatz, der das Humankapital berücksichtigt.

In jungen Jahren beträgt der Wert deiner künftigen Erwerbseinnahmen meist über 1 Million Euro. Bei Anlageentscheidungen kannst du daher tendenziell mehr Risiko eingehen, als jemand der kurz vorm Ruhestand steht. Das hat zwei Gründe:

  1. Unter Berücksichtigung des Humankapitals machen Kapitalanlagen meistens nur einen kleinen Teil des Gesamtvermögens von jungen Menschen aus
  2. Es bleibt noch viel Zeit, Schwankungen der Kapitalmärkte auszugleichen

Je älter du wirst, desto mehr dreht sich das Blatt. Kapitalmarktanlagen nehmen mehr Platz im Vermögensmix ein und es empfiehlt sich oft, nach und nach Risiko herauszunehmen – Ausnahmen bestätigen selbstverständlich die Regel.

II. Aktien

Aktien verbriefen das Recht am Kapital einer Aktiengesellschaft. Das heißt:

Wenn Du eine Aktie erwirbst, wirst Du Miteigentümer des Unternehmens.

Du haftest in Höhe Deiner Einlage. Da Deine Investition als Eigenkapital behandelt wird, wirst Du bei einer Insolvenz nachrangig ausgezahlt.

Aktien lassen sich in zahllose Unterklassen einteilen. Zum Beispiel:

  • Standartwerteaktien (Blue Chips / Large Caps)
  • Nebenwerteaktien (Small Caps)
  • Schwellenländeraktien
  • Value-Aktien („Substanzaktien“ bzw. Aktien mit einem niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnis)
  • Growth-Aktien („Wachstumsaktien“ bzw. Aktien mit einem hohen Kurs-Buchwert-Verhältnis)

Aktien weisen langfristig die höchste zu erwartende Rendite aller Anlageklassen aus. Dementsprechend hoch ist ihr Risiko. In vielen wissenschaftlichen Studien werden Small Caps, Value-Aktien und Schwellenländeraktien ein höheres Ertragspotential zugeschrieben als dem gesamten Aktienmarkt an sich. Die Grundlage für diese Forschungen legten Eugene Fama und Kenneth French mit ihrem >Dreifaktorenmodell. Selbstredend sind diese Forschungen umstritten und bevor du entscheidest, solche Faktoren in deinem Portfolio zu berücksichtigen, solltest du dich intensiv mit den Hintergründen auseinandersetzen.

Übrigens: Einen Einstieg in die Welt der Kapitalanlagen findest du auf unserer Themenseite >Geldanlage.

III. Anleihen

Bei Anleihen handelt es sich um verzinsliche Wertpapiere. Du erwirbst gegenüber dem Schuldner eine Forderung zur Rückzahlung des Kapitals zuzüglich Zinsen (auch Sonderrechte sind möglich).

Du bist Fremdkapitalgeber. Das bedeutet, dass deine Ansprüche im Insolvenzfall vor denen der Eigenkapitalgeber (zum Beispiel Aktionäre) bedient werden. Das zu erwartende Risiko – und damit die Rendite – ist in der Regel geringer als bei einer Aktienanlage.

Unterklassen sind beispielsweise:

  • Staatsanleihen
  • Unternehmensanleihen
  • Wandelanleihen
  • High-Yield-Anleihen (Hochzinsanleihen)

Entscheidende Risikofaktoren sind:

  • Bonität des Schuldners (hohe Bonität = niedriges Risiko)
  • Laufzeit (kurze Laufzeit = niedriges Risiko)

Anleihen können dabei verschiedene Rollen im Portfolio einnehmen.

Als Risikopuffer dienen Staatsanleihen hoher Bonität und kurzer Laufzeit in der Heimatwährung. Ein Beispiel hierfür sind Bundesanleihen mit einer durchschnittlichen Laufzeit von etwa 2 Jahren. Nach dem Zinsanstieg im Jahr 2022 erhält man für diese Anleihen wieder positive Zinsen. Im Januar 2023 liegen diese bei etwa 2,5 Prozent pro Jahr. Bei kleineren Privatvermögen können Bankeinlagen in Form von Festgeld und Tagesgeld in einem Land höchster Bonität eine Alternative für den risikoarmen Portfolioanteil sein. Wobei bei Festgeld eine eingeschränkte Liquidität akzeptiert werden müsste. Für Bankeinlagen gilt im Insolvenzfall des Instituts die gesetzliche Einlagensicherung über 100.000 Euro.

Eine Ergänzung für den risikobehafteten Portfolioanteil können >Schwellenländerstaatsanleihen sein. In einem >Paper haben Josefin Meyer, Carmen M. Reinhart und Christoph Trebesch herausgefunden, dass diese Anleihen ein ähnlich attraktives Risiko-Rendite-Profil aufweisen wie Aktien.

IV. Immobilien

Immobilien gehören zu den beliebtesten Anlageobjekten der Deutschen. Die verbreitetste Investitionsform ist die Direktanlage – beispielsweise der Kauf eines Eigenheims. Aus Diversifikationssicht birgt das die Gefahr des Klumpenrisikos. Der Kauf einer Immobilie bringt für viele Privatanleger einen derart hohen Kapitaleinsatz mit sich, dass an eine vernünftige Streuung nicht mehr zu denken ist. Eine Fehlinvestition kann somit nachhaltigen finanziellen Schaden in der eigenen Vermögensplanung hinterlassen.

Was will ich damit sagen?

Wenn Du die Immobilie als einzig sinnvolles Investment ansiehst, solltest Du Deine Haltung überdenken.

Immobilien haben Vor- und Nachteile und vor allem:

Es gibt abseits der Direktanlage noch andere Wege, um am Immobilienmarkt teilzunehmen. Zum Beispiel über REIT-Indexfonds. Diese bestehen aus einer speziellen Form von Immobilienaktiengesellschaften, welche mindestens 90 Prozent ihres Gewinns an ihre Anleger ausschütten müssen. Der Vorteil:

Du partizipierst an unzähligen Immobilien weltweit und hast so einen positiven Diversifikationsbeitrag für Dein Portfolio. Das Klumpenrisiko ist vom Tisch. REIT-Indexfonds haben drei wesentliche Vorteile gegenüber den in Deutschland beliebten offenen Immobilienfonds:

  1. Das Risiko-Rendite-Profil ist attraktiver
  2. Sie sind deutlich transparenter
  3. Und börsentäglich veräußerbar

Eine Besonderheit ist der Kauf der eigenen vier Wände. Anlagekriterien spielen dabei oft eine untergeordnete Rolle und Lifestyle-Aspekte überwiegen. Daher solltest du beim Eigenheim nicht an deine finanzielle Schmerzgrenze gehen. Vielmehr sollte in der Vermögensplanung noch Spielraum sein, um weitere Vermögenswerte aufbauen zu können. Die Zeiten, dass die gesetzliche Rente und ein Eigenheim für die Finanzierung des Ruhestands ausreichen, sind leider vorbei.

Individuelle Anlageberatung anfragen: Wir entwickeln eine Anlage, die dazu geeignet ist, deine Ziele effizient zu erreichen.


V. Rohstoffe

Rohstoffanlagen sind für Privatanleger häufig nur über Umwege zu realisieren. Direktinvestments abseits von Gold und Silber scheitern schon an der Lagerhaltung.

Typische Rohstoffe im Anlagebereich sind beispielsweise:

  • Gold
  • Silber
  • Öl
  • Kaffee
  • Kohle
  • Holz

Ob Rohstoffe als Beimischung zum Portfolio Sinn machen, ist umstritten. Fakt ist:

Rohstoffe erwirtschaften keine laufenden Erträge und inflationsbereinigt bewegt sich die historische Wertentwicklung um die Nulllinie herum.

Von der Fachliteratur werden Rohstoff-Futures als vielversprechendste Anlagevariante angesehen. Wenn Du bei dem Wort Future nur Fragezeichen aufleuchten siehst, solltest Du eher einen Bogen um Rohstoffe machen.

Wenn du überlegst, ob Rohstoffe für dich Sinn machen, lege ich dir unseren Beitrag >Gehören Rohstoffe ins Depot? ans Herz.

VI. Geldmarkt

Oft wird im Zusammenhang mit dem Geldmarkt von einer risikofreien Anlage gesprochen. Genau genommen gibt es so etwas nicht. Besser formuliert müsste es heißen:

Der Geldmarkt ist die risikoärmste Anlageklasse.

Darunter fallen zum Beispiel:

  • Tagesgeldkonten
  • Festgeldkonten
  • Geldmarktfonds

Wenn Du Geld auf Bankkonten „parkst“, solltest Du darauf achten, dass die gesetzliche Einlagensicherung greift. Möchtest Du darüber hinaus Geld möglichst sicher verwahren, eignen sich Staatsanleihen mit höchster Bonität und kurzer Laufzeit (unter 2 Jahren).

VII. Optionen / Derivate

Optionen sind für die überwältigende Mehrzahl der Privatanleger ungeeignet. Sie sind komplex, schwer zu verstehen und das mit ihnen verbundene Risiko kaum abzuschätzen. Am Ende dürfte in dieser Anlageklasse vor allem einer einen hübschen Gewinn einstreichen:

Der Emittent.

Für Firmen und andere Zielgruppen können Optionen durchaus Sinn machen. Zum Beispiel um das eigene Geschäft gegen Wechselkursschwankungen abzusichern.

VIII. Gegenstände mit Sammlerwert

Wenn Du besondere Kenntnisse mit

  • Oldtimern
  • Sammlerweinen
  • Whiskeys
  • Seltenen Turnschuhen …

oder anderen Sammlerstücken hast, findest Du hier die richtige Anlageklasse. Als problematisch darf die Illiquidität angesehen werden. Käufer für Sammlerstücke sind rar. Gerade in Krisenzeiten kann das dazu führen, dass Du keine Abnehmer findest und hohe Verluste einfährst.

Zudem stellt sich die Frage der Lagerung und Instandhaltung, was zusätzliche Kosten verursacht. Verlässliche historische Renditedaten zu Oldtimern und Co. sind schwer oder gar nicht zu finden.

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Resümee: Anlageklassen in der Übersicht

Der Diversifikation kommt im Anlageprozess eine zentrale Rolle zu. Wissenschaftliche Studien stellen heraus, dass über 90 Prozent des Anlageerfolgs von der Wahl der Anlageklassen abhängt. Du solltest den folgenden Anlageklassen besondere Aufmerksamkeit schenken:

  • Immobilien
  • Aktien
  • Cash (Geldmarkt)
  • Anleihen
  • Humankapital

Investitionen darüber hinaus sind mit Vorsicht zu genießen.

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.