Soll ich mich selbständig machen? Umfassender Leitfaden & erste Schritte

Die Entscheidung, sich selbständig zu machen, ist eine große Sache. Sie kann sowohl aufregend als auch beängstigend sein, besonders wenn du eine Familie hast und keine finanziellen Rücklagen besitzt.

In diesem Artikel helfe ich dir, wichtige Aspekte zu berücksichtigen, damit du eine fundierte Entscheidung für die Selbständigkeit treffen und die ersten Schritte meistern kannst.

Selbständig machen ja oder nein? Mann sitzt im Café am Tisch und überlegt.

Persönliche Motivation und Ziele

Bevor du den Schritt in die >Selbständigkeit wagst, solltest du dir über deine Motivation und Ziele im Klaren sein. Das klingt vielleicht offensichtlich, aber es ist ein entscheidender erster Schritt. Frage dich:

Warum möchtest Du Dich selbständig machen?

  • Möchtest du mehr Freiheit und Flexibilität in deiner Arbeit?
  • Hast du eine Leidenschaft oder eine Geschäftsidee, die du verfolgen möchtest?
  • Suchst du nach neuen Herausforderungen und Möglichkeiten zur persönlichen und beruflichen Entwicklung?

Je nachdem, was dein Antrieb ist, kann auch ein Jobwechsel als Alternative zu Selbständigkeit in Frage kommen. Vielleicht bieten dir andere Arbeitgeber flexiblere Bedingungen, eine passendere Tätigkeit und eine höhere Wertschätzung?

Hast du eine konkrete Geschäftsidee und Freude daran, etwas eigenes aufzubauen, rückt eine Anstellung hingegen in den Hintergrund.

Eine starke Motivation ist der Motor deiner Selbständigkeit. Sie treibt dich an und hält dich auch in schwierigen Zeiten bei der Stange.

Klare Ziele bieten Orientierung

Wenn du deine Ziele kennst, kannst du eine klare Vision für dein Unternehmen entwickeln. >Unsere Vision ist beispielsweise, den Wandel hin zu einer fairen und verantwortungsvollen Finanzbranche zu fördern. Sie hilft uns:

  • die Richtung zu bestimmen und
  • verhindert, dass wir uns in unwichtigen Details verlieren

Spätestens wenn du Mitstreiter hast, sind klare Ziele und idealerweise eine Vision goldwert. Sie helfen dabei, ein gemeinsames Koordinatensystem abzustecken, das durch die Unternehmenswerte abgerundet wird.

Während die Vision die übergeordnete Zielstellung der Unternehmung formuliert, beschreibt die Mission den dafür eingeschlagenen Weg.

Im Alltag helfen dir >klare Zielsetzungen dabei:

  • Fundierte Entscheidungen zu treffen –> Du kannst besser beurteilen, welche Optionen und Strategien am besten zu deinen langfristigen Plänen passen.
  • Ressourcen zielgerichtet einzusetzen –> Du kannst Zeit, Geld und Energie effizienter steuern, indem du sicherstellst, dass alle Anstrengungen auf die Zielerreichung ausgerichtet sind.
  • Fortschritte zu messen –> Das hilft dir, notwendige Anpassungen vorzunehmen und sicherzustellen, dass du deine Ziele erreichst.
  • Andere zu überzeugen –> Klare Ziele und eine starke Motivation machen dich überzeugender gegenüber potenziellen Investoren, Partnern, Kunden und Mitarbeitern.

Die Marktanalyse: Fallen deine Produkte und Dienstleistungen auf fruchtbaren Boden?

Bevor du ins Risiko gehst, klärst du sinnvollerweise ob es einen Markt für deine Geschäftsidee gibt. Salopp gesagt:

Gibt es jemanden, der bereit ist, dir für dein Angebot Geld zu zahlen?

Im ersten Schritt analysierst du deine Zielgruppe?

  • Wen sprichst du mit deinem Angebot an? (Alter, Geschlecht, Beruf, Interessen u.ä.)
  • Ist deine Zielgruppe zahlungskräftig genug?
  • Und erfüllst du mit deinem Angebot überhaupt Wünsche und Bedürfnisse deiner Zielgruppe?

Im nächsten Schritt kannst du deine Idee im kleinen Maßstab testen. Erstelle beispielsweise eine Landing Page, auf der du dein Angebot unterbreitest. Dann schaltest du etwas Werbung, um Besucher für die Seite zu generieren. Wenn jemand kauft oder anfragt, kommt eine Meldung, dass das Produkt noch in der Entwicklungsphase steckt und einer Benachrichtigung versendet wird, sobald es fertig ist.

Sinn der Übung ist, festzustellen ob jemand bereit ist, dein Produkt oder deine Dienstleistung zu kaufen, bevor du viel Zeit und Geld in die Produktentwicklung steckst.

Neben der Nachfrageseite ist es sinnvoll die Angebotsseite zu prüfen.

Wie groß ist die Konkurrenz und wie kannst du dich von ihr abheben?

Dabei musst du das Rad nicht neu erfinden. Eine Differenzierung kann eine höhere Servicequalität, deine Persönlichkeit oder dein Image sein.

Entscheidend ist, dass du Gründe findest, warum jemand gerade bei dir kaufen sollte. Auf dieser Grundlage kannst Du eine Wettbewerbsstrategie entwickeln, die Deine Stärken hervorhebt und Dich von der Konkurrenz abhebt.

Neben der Klärung der Frage, ob du mit deinem Angebot reelle Marktchancen hast, bringt eine Marktanalyse viele weitere Vorteile mit sich:

  • Durch eine gründliche Marktanalyse verstehst du die Dynamik des Marktes, in den du eintreten möchtest. Du lernst die Größe des Marktes, Wachstumstrends und saisonale Schwankungen kennen.
  • Ein tiefes Verständnis des Marktes ermöglicht es dir, potenzielle Geschäftschancen und Risiken zu erkennen und so bessere strategische Entscheidungen zu treffen
  • Eine detaillierte Marktanalyse hilft dir, deine Zielgruppe genau zu definieren. Du erfährst mehr über die demografischen Merkmale, Bedürfnisse, Präferenzen und Verhaltensweisen deiner potenziellen Kunden. Dieses Wissen ermöglicht es dir, dein Produkt oder deine Dienstleistung optimal auf die Bedürfnisse deiner Kunden abzustimmen und gezielte Marketingstrategien zu entwickeln.
  • Du erfährst, welche Preise deine Zielgruppe akzeptiert und wie die Preisstruktur deiner Wettbewerber aussieht. Dies ermöglicht es dir, eine Preisstrategie zu entwickeln, die wettbewerbsfähig ist und gleichzeitig deine Gewinnmargen sichert.

Die Ergebnisse der Marktanalyse fließen auch in deine Finanzplanung ein. Mit Hilfe der Finanzplanung kannst du Umsatzprognosen erstellen und den Finanzbedarf deines Unternehmens genauer abschätzen.

Individuelle Honorarberatung anfragen: Gibt dir einen klaren Plan an die Hand, um das Beste aus deinem Einkommen zu machen.


Das ist besonders wichtig, wenn du Investoren überzeugen oder Finanzierungen beantragen möchtest. Was uns zum nächsten Punkt unserer Betrachtung bringt:

Finanzielle Überlegungen vor dem Start in die Selbständigkeit

Ohne finanzielle Mittel geht in der Selbständigkeit nichts. Egal ob du finanziell auf Rosen gebettet bist oder das Konto leer ist:

Ein Finanzplan ist essentiell. Mit ihm planst du deine Ausgaben und Einnahmen, lässt geplante Investitionen einfließen und erstellst so deine Liquiditätsplanung.

Stimme deine >private Finanzplanung auf die geplante Selbständigkeit ab. Als Selbständiger hast du keinen Arbeitgeber, der Sozialbeiträge und Steuern für dich abführt. Berücksichtige daher, dass du von deinen Gewinnen Steuern und Krankenkassenbeiträge selbst abführen musst. Auch der Aufbau einer ausreichenden Altersvorsorge muss mittelfristig drin sein.

Auch die Risikoplanung darf Berücksichtigung finden:

  • Wie federst du eigene Krankheitsphasen finanziell ab?
  • Wer kümmerst sich um euer Kind, wenn es krank ist?
  • Was passiert, wenn das Geschäft schwächer läuft als erwartet?
  • Wie gehst du mit externen Risikofaktoren wie Wirtschaftskrisen und Klagen um?

Was tun, wenn die finanziellen Mittel knapp sind?

Als ich in die Selbständigkeit gestartet bin, habe ich es kaum auf einen vierstelligen Betrag auf dem Konto gebracht. Umso essentieller war die Frage nach der Finanzierung meiner Tätigkeit. Schließlich musste ich die Rechnungen unserer kleinen Familie bezahlen.

Wenn du geringe finanzielle Mittel hast, gibt es verschiedene Möglichkeiten dennoch mit einer Selbständigkeit an den Start zu gehen:

  • Schrittweise Selbständigkeit: Beginne dein Geschäft zunächst nebenberuflich, während du weiterhin eine feste Anstellung hast
  • Finanzierungsmöglichkeiten: Informiere dich über Kredite, Crowdfunding und Investoren, um das notwendige Startkapital zu beschaffen
  • Kostenminimierung: Arbeite von zu Hause aus oder suche dir eine Bürogemeinschaft, um Kosten zu teilen. Lease notwendige Ausrüstung und arbeite mit Freelancern, um Anfangskosten zu senken

Spätestens wenn du dir Fremdkapital besorgst, ist ein Businessplan notwendig. Darin bringst du alles zusammen. Unter anderem:

  • Geschäftsidee
  • Zielplanung
  • Zielgruppe
  • Marktanalyse
  • Finanzplan

Der Businessplan gibt etwaigen Investoren und Banken einen Einblick in dein Geschäft und zeigt ihnen, dass du weist wovon du sprichst. Übrigens:

Ich bin mit meiner Finanzierungsanfrage bei der Sparkasse abgeblitzt. Einschätzung: Fehlende Tragfähigkeit des Geschäftsmodells.

Weitergemacht habe ich trotzdem. Mein Mittel der Wahl war die Schrittweise Selbständigkeit. Auch wenn die Startphase finanziell eng war, konnten wir uns zumindest die notwendigsten Dinge leisten. Der Vorteil: Wenn ich gescheitert wäre, hätte ich zumindest keine Schulden gehabt.

Schau auch, ob Förderungen in Frage kommen. Denkbar sind beispielsweise Gründungskredite wie das >StartGeld der KfW oder der >Gründungszuschuss von der Bundesagentur für Arbeit.

Unterstützung durch die Familie

Berufliche Entscheidungen bringen Wechselwirkungen auf andere Lebensbereiche mit sich.

Hole deine Familie mit ins Boot. Sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin über dein Vorhaben.

Gerade am Anfang kann eine Selbständigkeit hohen Einsatz erfordern, sowohl finanziell als auch zeitlich. Eine offene Kommunikation ist essentiell:

  • Plant, wie Arbeitszeiten so organisiert werden können, dass möglichst wenig negative Auswirkungen auf die Familie entstehen
  • Sprecht über eure Finanzen: Müssen Lasten neu verteilt werden? Bestehen genügend Rücklagen? Was kann im schlimmsten Fall passieren und wie wird damit umgegangen?
  • Kannst du bei der Selbständigkeit direkt unterstützt werden?
  • Aber vor allem auch: Was kann euer Familienleben Positives aus der Selbständigkeit mitnehmen?

Für deine Selbständigkeit ist die Unterstützung durch deine Familie einer der Erfolgsfaktoren, gerade weil nicht alles rund laufen wird. Du wirst negative Erlebnisse mit nach Hause nehmen, bei denen ein offenes Ohr Wunder bewirken kann.

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Netzwerken und Beratung

Ein Sprichwort besagt: Allein ist man schnell, gemeinsam kommt man weit.

Gleichgesinnte, Unterstützer und Kollegen sind in Gold kaum aufzuwiegen. Wenn du dich mit Menschen austauschst, die schon weiter sind als du, können sie dir aufzeigen, worauf es ankommt und dir helfen Fehler zu vermeiden. Vielleicht stoßen sie auch Türen auf, die ansonsten verschlossen bleiben.

Neben persönlichen Kontakten kann auch professionelle Beratung eine Überlegung wert sein. Wo hast du selbst Schwächen, bei denen du Unterstützung gut gebrauchen kannst? Dort kannst du ansetzen. Teilweise gibt es Förderprogramme, die einen Teil der Kosten einer Gründungsberatung übernehmen.

Neben handfester Unterstützung spielt der emotionale Effekt eines intakten Netzwerkes eine wichtige Rolle. Ich persönlich kann auf Dauer beispielsweise nicht alleine in einem Büro arbeiten. Ich brauche den regelmäßigen Kontakt zu anderen, um mich wohl zu fühlen und motiviert zu bleiben.

Chancen und Risiken abwägen

Die Selbständigkeit bietet viele Vorteile, bringt aber auch Risiken mit sich. Am Schluss deiner Überlegungen, gilt es diese abzuwägen, realistisch einzuschätzen und eine Entscheidung zu treffen:

Möchtest du dich wirklich selbständig machen?

Zu den >Vorteilen und den >Nachteilen einer Selbständigkeit haben wir bereits ausführliche Beiträge veröffentlicht. Zudem wirst du dich in deinem Businessplan mit den Chancen und Risiken deiner konkreten Geschäftsidee auseinandersetzen.

Allgemeine Vorteile der Selbständigkeit sind beispielsweise:

  • Unabhängigkeit: Du bist dein eigener Chef, kannst Entscheidungen oft freier treffen und dir Zeiten flexibler einteilen.
  • Potenzial für höheres Einkommen: Bei Erfolg kannst du möglicherweise mehr verdienen als in einer festen Anstellung.
  • Erfüllung: Oft arbeitest du an etwas, das dir wichtig ist und das du mit Leidenschaft verfolgst

Allgemeine Nachteile der Selbständigkeit sind beispielsweise:

  • Unsicherheit: Die Einkommensschwankungen und finanzielle Risiken sind oft größer.
  • Arbeitsbelastung: Der Geschäftserfolg hängt oft in hohem Maße an deiner Arbeitskraft, was zu langen Arbeitszeiten führen kann.
  • Verantwortung: Du bist für alle Aspekte des Unternehmens verantwortlich, von der Buchhaltung bis zum Marketing.
  • Eigenmotivation: Wenn dir niemand sagt, dass du auf Arbeit gehen musst, musst du dich immer wieder selbst motivieren. Ansonsten steht dein Geschäft still.

Fazit: Soll ich mich selbständig machen?

Die Entscheidung, sich selbständig zu machen, ist komplex. Besonders wenn du eine Familie hast und keine finanziellen Rücklagen besitzt, ist es wichtig, gut vorbereitet zu sein und alle Aspekte sorgfältig abzuwägen.

Indem du die verschiedenen Facetten – persönliche Motivation, Marktanalyse, finanzielle Planung, familiäre Unterstützung, Netzwerken und staatliche Förderungen – berücksichtigst, legst du eine solide Grundlage für ein erfolgreiches und nachhaltiges Unternehmen.

Bei aller Liebe zur Planung muss es damit aber auch nicht übertrieben werden:

Ein guter Plan heute ist besser als ein perfekter Plan morgen.


George S. Patton jr.
Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.