ELTIF: Nachhaltiges Investment oder strukturierter Blödsinn?

In einer Welt, die zunehmend von den Herausforderungen des Klimawandels und dem Wunsch, selbst Einfluss nehmen zu können, geprägt ist, gewinnen nachhaltige Investitionen immer mehr an Bedeutung. Die European Long-Term Investment Funds (ELTIF) sollen eine effektive Möglichkeit bieten, Kapital in nachhaltige Projekte zu lenken, die nicht nur finanzielle Renditen erzielen, sondern auch positive ökologische Auswirkungen haben.

Soweit der Anspruch. Aber sind ELTIF wirklich dazu geeignet, einen Impact auf unsere Umwelt zu erzielen? Oder sind sie nur ein weiteres Produkt, das sich durch unnötige Komplexität und hohe Kosten auszeichnet und dabei nichts anderes tut als die üblichen Finanzprodukte?

Ein Mann hält eine erleuchtete Glühbirne in der Hand.

Was sind ELTIF?

ELTIF steht für European Long-Term Investment Funds. Übersetzen lässt sich dies mit Europäische langfristige Investmentfonds. Diese speziellen Investmentfonds wurden von der Europäischen Union geschaffen, um langfristige Investitionen in die europäische Wirtschaft zu fördern. ELTIFs investieren in Vermögenswerte, die längerfristige Kapitalbindungen erfordern, wie z.B. Infrastrukturprojekte, Immobilien, kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sowie andere illiquide Vermögenswerte. Damit zählen sie zu den sogenannten Alternativen Investmentfonds (AIF).

Das Ziel ist es, das Kapital von Investoren zu bündeln und in Projekte zu lenken, die über einen längeren Zeitraum stabile Renditen versprechen und gleichzeitig die europäische Wirtschaft stärken. Diese Projekte sollen auch Investitionen zur Förderung des europäischen Grünen Deals beinhalten. Der Grüne Deal sieht verschiedene Maßnahmen in den Bereichen Finanzmarktregulierung, Energieversorgung, Verkehr, Handel, Industrie und Landwirtschaft vor, welche die EU bis 2050 klimaneutral werden lassen sollen.

2015 hat die EU eine Verordnung zu ELTIF erlassen und damit einen rechtlichen Rahmen zur Umsetzung der Investitionen. Zuletzt haben die Entscheider feststellen müssen, dass ELTIF weder bei Privatanlegern noch bei professionellen Anlegern sehr beliebt sind. 2021 belief sich das Nettovermögen dieser Fonds auf >2,4 Milliarden Euro. Im gleichen Jahr lag das Nettovermögen von OGAW-Fonds (Wertpapierfonds und ETFs) in Europa bei >13,8 Billionen Euro.

2022 lag das Nettovermögen von Alternativen Investmentfonds bei >7,1 Billionen Euro. ELTIF nehmen hier einen sehr geringen Anteil ein. Gerade in Deutschland werden diese Produkte wenig nachgefragt. Das brachte die EU dazu, 2024 eine neue Verordnung zu verabschieden, die zum einen den Zugang zu ELTIF erleichtern und zum anderen den Verwaltungsaufwand von Kapitalgesellschaften verringern soll.

Bevor wir tiefer in die Ziele und Struktur von ELTIF einsteigen, klären wir, was genau Alternative Investmentfonds sind und wie sie sich von anderen Investmentfonds unterscheiden.

Was sind Alternative Investmentfonds?

Alternative Investmentfonds (AIF) sind Investmentvehikel, die nicht unter die traditionellen Kategorien von Investmentfonds wie Aktien- oder Rentenfonds (OGAW) fallen. Regelungen zu den beiden Fondsarten befinden sich im >Kapitalanlagegesetzbuch. Zur Definition von OGAW wird auf die EU-Richtlinie zu UCITS verwiesen. Damit haben wir uns bereits >hier ausführlich beschäftigt. AIF sind laut Gesetz alle Investmentfonds, die nicht den OGAW zugeordnet werden.

Sie umfassen eine breite Palette von Anlageformen, darunter Hedgefonds, Private Equity, Immobilienfonds und eben auch ELTIF. Das Gesetz unterscheidet zwischen geschlossenen und offenen Investmentfonds.

Offene AIF funktionieren wie Aktienfonds und ETFs. Die Anzahl der herausgegebenen Anteile ist unbestimmt. Die Kapitalgesellschaft kann im Laufe der Zeit neue Anteile ausgeben oder alte zurücknehmen. Die Rückgabe ist aber meist nicht so flexibel gestaltet wie bei OGAW. Je nach Art der Sachwerte und Struktur haben Anleger mindestens einmal im Jahr das Recht, die Anteile zurück zu geben.

Geschlossene AIF sind weniger flexibel. Die Sachwerte im Fonds sind von vornherein fix und somit auch das Kapital, welches eingesammelt werden soll. Ist das benötigte Kapital von Anlegern eingesammelt worden, wird der Fonds geschlossen. Eine Rückgabe ist in der Regel erst am Ende der zu Beginn festgesetzten Laufzeit möglich.

AIF können sich sowohl an professionelle Investoren richten als auch an Privatanleger. Bei bestimmten AIF werden Investitionen durch Privatanleger von vornherein ausgeschlossen. Hier spielen Faktoren wie Risiko und Komplexität der Anlage eine Rolle. Wer sich für AIF interessiert, sollte sich vorher genau informieren. Die Produkte sind meist intransparenter und das Risiko für Privatanleger schwerer abschätzbar.

Auch ELTIF gibt es als geschlossene und offene Fonds. Das schauen wir uns nun genauer an.

Ziele der EU mit ELTIF

Die Einführung der ELTIF durch die EU verfolgt mehrere wesentliche Ziele, die mit der Reform von Anfang 2024 bestätigt und verstärkt werden. Das sind die Hauptziele der EU:

  1. Förderung langfristiger Investitionen: Die EU möchte das langfristige Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft stärken, indem sie Investitionen in Infrastrukturprojekte, Immobilien, KMUs und andere illiquide Vermögenswerte fördert. Mit der Reform soll der Zugang zu ELTIF erleichtert und die Investitionsmöglichkeiten erweitert werden. Dies umfasst eine breitere Palette an investierbaren Vermögenswerten und eine Flexibilisierung der Anlagebeschränkungen, um eine größere Anzahl von Projekten zu finanzieren.
  2. Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs): KMUs sind das Rückgrat der europäischen Wirtschaft, und ELTIFs sollen diesen Unternehmen Zugang zu dringend benötigtem Kapital verschaffen, das für Wachstum und Expansion genutzt werden kann. Die Reform erleichtert es ELTIF, in KMUs zu investieren, indem regulatorische Hürden gesenkt werden und die administrativen Prozesse vereinfacht werden, um den Zugang zu Kapital für KMUs weiter zu verbessern.
  3. Förderung nachhaltiger Entwicklung: Durch die Investition in erneuerbare Energien, grüne Technologien und nachhaltige Infrastrukturprojekte sollen die Klimaziele der EU unterstützt werden. Mit der Reform wird dieser Fokus auf nachhaltige und grüne Investitionen bestätigt, um die ökologischen und Nachhaltigkeitsziele der EU zu erreichen.
  4. Diversifikation und Stabilität: In der EU-Verordnung kann man lesen, dass langfristige Investitionen in verschiedene Sektoren und Regionen zur Risikostreuung beitragen und gleichzeitig stabile Renditen bieten sollen. Die Reform erweitert die Anlagemöglichkeiten und reduziert regulatorische Beschränkungen, um eine noch größere Diversifikation zu ermöglichen. Dies soll die Attraktivität von ELTIF für Investoren erhöhen und die Stabilität der Renditen weiter verbessern. Bisher mussten zum Beispiel einzelne Sachwerte im Portfolio einen Mindestwert von 10 Millionen Euro haben. Diese Anforderung wurde mit der Reform gestrichen. Gleichzeitig wurden die Anlagemöglichkeiten für ELTIF erweitert, sodass ein Fonds neben einzelnen Sachwerten auch in andere AIF oder OGAW investieren darf.
  5. Verbesserung der Marktliquidität und Attraktivität: ELTIF sollten die Marktliquidität erhöhen, indem sie Investoren eine neue Möglichkeit bieten, in langfristige Projekte zu investieren. Die Reform von 2024 umfasst Maßnahmen zur Verbesserung der Marktliquidität, wie z.B. die Erleichterung des Sekundärmarkthandels mit ELTIF-Anteilen. Dies soll Anlegern die Möglichkeit bieten, vor Ende der Laufzeit die Anteile zu verkaufen. Diese Flexibilität soll die Attraktivität von ELTIF als Anlageinstrument stärken.

Aber was genau macht so ein ELTIF?

Wie funktionieren ELTIF?

1. Zulassung und Regulierung

ELTIF müssen von den zuständigen nationalen Aufsichtsbehörden genehmigt werden und unterliegen der Regulierung gemäß der ELTIF-Verordnung der EU. Diese Verordnung stellt sicher, dass ELTIF bestimmte Standards in Bezug auf Transparenz, Risikomanagement und Anlegerrechte erfüllen.

2. Investitionsstrategie

ELTIF sind darauf ausgelegt, in langfristige Projekte und Vermögenswerte zu investieren, die über längere Zeiträume stabile Renditen bieten sollen. Typische Investitionsbereiche sind:

  • Infrastrukturprojekte: Straßen, Brücken, Energieversorgungsnetze, Telekommunikationsinfrastruktur usw.
  • Immobilien: Gewerbliche und industrielle Immobilien
  • Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs): Direktinvestitionen in Unternehmen, die Kapital für Wachstum und Expansion benötigen
  • Andere illiquide Vermögenswerte: Dazu können auch Private-Equity-Investitionen, Schuldverschreibungen und langfristige Darlehen gehören

Ganz wichtig: ELTIF können darüber hinaus auch in andere ELTIF, OGAW (Aktienfonds und ETFs) und AIF investieren. Das bedeutet auch, dass ELTIF (seit der Reform) als Dachfonds konzipiert und vertrieben werden können.

Auch wenn es sich um europäische Fonds und die EU-Wirtschaft gehen soll, müssen ELTIF nicht unbedingt komplett in einem EU-Staat investiert sein. So ein Fonds kann auch überwiegend in einem Drittstaat investiert sein, wenn die EU direkt oder indirekt davon profitiert.

3. Kapitalbindung und Laufzeit

ELTIF haben in der Regel eine festgelegte Laufzeit, die mehrere Jahre umfassen kann, oft 10 Jahre oder länger. Diese Laufzeit kann auch verlängert werden. Dies bedeutet, dass das investierte Kapital für diese Zeit gebunden ist und Anleger in der Regel keine Möglichkeit haben, ihre Anteile vor Ablauf der Laufzeit zurückzugeben.

Es kann jedoch Ausnahmen und spezielle Regelungen geben. In der Satzung kann zum Beispiel die Möglichkeit zur Rücknahme eingeräumt werden – meist mit einer Mindesthaltedauer und längeren Kündigungsfrist. auf dem Anteile gehandelt werden können. Außerdem können mit der Reform Anteile am Fonds über den Sekundärmarkt gehandelt und damit vor Laufzeitende veräußert werden.

4. Anlagebeschränkungen und Diversifikation

Um das Risiko zu streuen und eine übermäßige Konzentration in bestimmten Vermögenswerten zu vermeiden, müssen ELTIFs bestimmte Anlagebeschränkungen einhalten:

  • Diversifikation: Eine gewisse Streuung der Investitionen über verschiedene Projekte und Unternehmen hinweg ist vorgeschrieben.
  • Maximale Anteile: Es gibt Obergrenzen dafür, wie viel des Fondsvermögens in ein einzelnes Projekt oder Unternehmen investiert werden darf. Zum Beispiel darf der Fonds nicht mehr als 20 Prozent seines Fondsvolumens in einen Sachwert oder ELTIF investieren.
  • Kreditaufnahme: ELTIF können Barkredite aufnehmen. Diese Kredite dürfen bei Fonds, die sich an Privatanleger richten, nicht mehr als 50 Prozent des Nettovermögenswertes betragen. Bei Fonds, die sich an professionelle Investoren richten sind dies 100 Prozent.

5. Transparenz und Berichterstattung

ELTIF sind verpflichtet, regelmäßige Berichte über ihre Investitionen, die Performance des Fonds und die Einhaltung der regulatorischen Anforderungen zu veröffentlichen. Diese Berichte müssen den Anlegern zur Verfügung gestellt werden, um Transparenz und Vertrauen zu gewährleisten.

6. Anlegergruppen

ELTIF stehen sowohl institutionellen (professionellen) als auch privaten Anlegern offen. In der Regel sind Fonds, die sich ausschließlich an professionelle Anleger richten risikoreicher. Fonds, die auch Privatanlegern zur Verfügung stehen, haben höhere Auflagen, die aber teilweise durch die Reform aufgeweicht wurden. In der Verordnung wird auf eine explizite Anlageberatung verzichtet, vielmehr soll eine Geeignetheitsprüfung ausreichen – wie dies zum Beispiel bei OGAW üblich ist.

Anleger sollten grundsätzlich einen langen Investitionshorizont haben.

7. Kostenstruktur

Die Kosten für ELTIFs können variieren, umfassen aber typischerweise:

  • Verwaltungsgebühren: Diese betragen in der Regel zwischen 1,5 und 2,5 Prozent des investierten Kapitals pro Jahr.
  • Einmalige Gebühren: Dazu gehören Ausgabeaufschläge beim Erwerb der Anteile.
  • Performance-Gebühren: Diese können anfallen, wenn der Fonds bestimmte Renditeziele erreicht.
  • Weitere Gebühren: Transaktions-, Finanzierungs-, Instandhaltungs-, Bewirtschaftungs- und Verwaltungskosten von Beteiligungsgesellschaften

8. Risiken

Investitionen in ELTIF sind mit spezifischen Risiken verbunden, die Anleger sorgfältig abwägen sollten. Hier sind die besonderen Risiken, denen ELTIF ausgesetzt sind:

Liquiditätsrisiko

ELTIF investieren häufig in illiquide Vermögenswerte wie Infrastrukturprojekte, Immobilien und KMUs. Diese Vermögenswerte können nicht leicht und schnell verkauft werden, ohne den Preis erheblich zu beeinflussen.

  • Langfristige Kapitalbindung: Investoren müssen sich bewusst sein, dass ihr Kapital über einen langen Zeitraum gebunden ist, oft 10 Jahre oder länger.
  • Eingeschränkte Rückgabemöglichkeiten: Es kann schwieriger sein, vorzeitig aus dem Fonds auszusteigen. ELTIF können eine Mindesthaltedauer und lange Kündigungsfristen haben.

Marktrisiko

Wie bei anderen Anlageformen sind ELTIF den allgemeinen Marktrisiken ausgesetzt. Diese beinhalten Schwankungen in den Preisen der zugrunde liegenden Vermögenswerte, die durch wirtschaftliche, politische oder soziale Ereignisse beeinflusst werden können.

  • Volatilität: Langfristige Projekte können durch wirtschaftliche Abschwünge, politische Unsicherheiten oder Naturkatastrophen stark beeinträchtigt werden.
  • Konjunkturabhängigkeit: Die Performance von ELTIF kann stark von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung abhängen.

Projekt- und Betriebsrisiken

ELTIFs investieren in konkrete Projekte, die spezifischen betrieblichen Risiken unterliegen können.

  • Bau- und Entwicklungsrisiken: Infrastrukturprojekte und Immobilienentwicklungen können Verzögerungen, Kostenüberschreitungen oder technische Probleme erleben.
  • Betriebsrisiken: Fertiggestellte Projekte können auf betriebliche Herausforderungen stoßen, wie ineffiziente Managementpraktiken, höhere Betriebskosten oder niedrigere Einnahmen als erwartet.

Regulatorisches Risiko

Änderungen in der Gesetzgebung oder in regulatorischen Anforderungen können die Funktionsweise und Rentabilität von ELTIFs beeinflussen.

  • Regulatorische Änderungen: Neue Gesetze oder Vorschriften können zusätzliche Kosten verursachen oder die Möglichkeiten für bestimmte Investitionen einschränken.
  • Steuerliche Risiken: Änderungen in der Steuerpolitik können die Nachsteuerrendite für Investoren beeinflussen.

Währungsrisiko

Wenn ein ELTIF in Vermögenswerte investiert, die in anderen Währungen als der Basiswährung des Fonds denominiert sind, besteht ein Währungsrisiko.

  • Wechselkursschwankungen: Veränderungen in den Wechselkursen können die Rendite beeinflussen, besonders wenn keine Absicherungsstrategien eingesetzt werden.

Inflationsrisiko

Langfristige Investitionen sind anfällig für Inflation, die den realen Wert der erzielten Erträge mindern kann.

  • Ertragsminderung: Höhere Inflation kann die Kaufkraft der Renditen senken.

Kreditrisiko

Investitionen in KMUs und Infrastrukturprojekte können ein höheres Kreditrisiko beinhalten, insbesondere wenn diese Projekte Fremdkapital nutzen.

  • Ausfallrisiko: Wenn Projekte oder Unternehmen, in die investiert wird, zahlungsunfähig werden, kann dies zu Verlusten führen.

Reputationsrisiko

ELTIF, die in öffentliche Infrastrukturprojekte oder umstrittene Industrien investieren, können einem Reputationsrisiko ausgesetzt sein.

  • Öffentliche Wahrnehmung: Negative Berichterstattung oder gesellschaftliche Ablehnung bestimmter Projekte können den Wert der Investitionen beeinträchtigen.

ELTIF und Nachhaltigkeit

Laut Artikel 1 der EU-Verordnung ist das Ziel, dass Kapital leichter langfristigen Investitionen in die Realwirtschaft zugeführt werden soll. Explizit eingeschlossen sind Investitionen zur Förderung des europäischen Grünen Deals.

Der >europäische Grüne Deal wurde erstmals 2019 vorgestellt. Ziel ist, dass die EU bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden soll. Dafür sollen unter anderem die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden.

Das bedeutet, dass ELTIF dazu dienen sollen, nachhaltige Entwicklungen zu fördern, indem Fonds zum Beispiel direkt in Windparks und Solarunternehmen investieren können. Es heißt aber auch, dass ELTIF nicht zwangsweise nur in nachhaltige Projekte oder Produkte investieren müssen. Das oberste Ziel ist die Förderung der Realwirtschaft und die ist nicht vollkommen nachhaltig.

Ein Beispiel ist hier der PORTA EQUITY ELTIF P. Dieser wurde im April dieses Jahres aufgelegt und investiert hauptsächlich in andere Fonds, Direktanlagen in Unternehmen werden ausgeschlossen. Zudem werden explizit keine EU-Kriterien für ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten berücksichtigt. ESG-Kriterien und Nachhaltigkeitsaspekte werden ebenso ausgeschlossen. Durch seine Dachfondsstruktur ist er außer dem sehr teuer: >2,9 Prozent plus Performancegebühr.

Es gibt aber zahlreiche ELTIF, die mit Nachhaltigkeit werben. Und hier lohnt es sich, genauer hinzu schauen. Versprochen wird häufig ein direkter „Impact“.

Was ist Impact Investing?

Impact Investing bezeichnet Investitionen, die darauf abzielen, neben einer finanziellen Rendite auch positive, messbare soziale und ökologische Auswirkungen zu erzielen. Anleger in diesem Bereich suchen gezielt nach Unternehmen, Organisationen und Fonds, die Lösungen für gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen bieten. Die wesentlichen Merkmale von Impact Investing sind:

  • Zielgerichtete Wirkung: Die Investitionen sollen konkrete, positive Auswirkungen auf die Gesellschaft oder die Umwelt haben.
  • Messbare Ergebnisse: Die sozialen und ökologischen Ergebnisse der Investitionen werden systematisch gemessen und berichtet.
  • Finanzielle Rendite: Neben der positiven Wirkung wird auch eine finanzielle Rendite angestrebt, die von marktüblichem bis zu leicht unter dem Markt liegendem Niveau variieren kann.

Allein auf ESG-Ratings sollte man sich hier nicht verlassen. Wie wir bereits in diesem >Artikel gezeigt haben, messen viele Ratings gar nicht den Impact, den ein Unternehmen auf seine Umwelt hat. Der Fokus der Ratings liegt meist darauf, wie gut oder schlecht ein Unternehmen mit Nachhaltigkeitsrisiken klarkommt.

ELTIF können abseits der Ratings Investitionen bieten, deren Impact tatsächlich sichtbar und messbar ist. Das ist folgendermaßen möglich:

1. Fokus auf nachhaltige und soziale Projekte

ELTIF können gezielt in Projekte investieren, die soziale und ökologische Vorteile bieten, wie zum Beispiel:

  • Erneuerbare Energien: Investitionen in Solar-, Wind-, Wasser- und Biomasseprojekte, die zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen.
  • Soziale Infrastruktur: Finanzierung von Schulen, Krankenhäusern, bezahlbarem Wohnraum und anderen Einrichtungen, die sozialen Nutzen stiften.
  • Grüne Technologien: Unterstützung von Unternehmen, die innovative Lösungen für Umweltprobleme entwickeln, wie Energieeffizienz, Abfallmanagement und saubere Technologien.

2. Messbare Wirkung

ELTIF können Mechanismen zur Messung und Berichterstattung über die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Investitionen implementieren. Einige Fonds berechnen zum Beispiel, wie viel CO2 konkret vermieden wurde. Pflicht ist dies jedoch nicht.

3. Transparenz und Anlegeraufklärung

Es gibt ELTIF, die genau aufschlüsseln, in welche Unternehmen und Projekte sie investiert sind. Zumindest unterliegen „grüne“ ELTIF den nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungsvorschriften der EU. Je nachhaltiger ein Finanzprodukt sein soll, desto transparenter muss das Unternehmen darlegen, wie diese Nachhaltigkeit erreicht wird. Diese Informationen sollen Privatanlegern leicht zugänglich sein.

Das heißt aber nicht, dass ELTIF transparenter in ihrer Anlagestrategie sind als ETFs oder Aktienfonds. Hier schlagen ETFs alle anderen Produkte, weil Anleger ziemlich genau nachvollziehen können, welche Aktien im Fonds liegen. Bei ELTIF und Aktienfonds ist das nicht immer ganz klar.

ELTIF können für nachhaltigkeitsbewusste Anleger einen zusätzlichen Nutzen gegenüber den üblichen Aktienfonds und ETFs bieten. Ich kann hier abseits der Börse in gezielte Projekte investieren, deren Impact für mich nachvollziehbarer sein kann. Aktienfonds und ETFs orientieren sich dagegen an ESG-Kriterien oder arbeiten mit Ausschlusskritierien, bei denen ganze Branchen ausgeschlossen werden.

Mit der Reform der Verordnung kann der Impact allerdings verwässert werden. Wenn ein ELTIF neben Sachwerten auch andere Fonds ins Portfolio aufnimmt, um attraktiver zu sein, ist der direkte Einfluss für den Anleger vielleicht nicht mehr so groß.

Im nächsten Kapitel schauen wir uns zwei konkrete Beispiele von ELTIF an, die mit Nachhaltigkeit und tatsächlichen Impact werben. Davor gibt es ein paar Hinweise zu den Kosten. Denn zu einer nachhaltigen Strategie gehören auch nachhaltige Kosten.

Kosten

Kosten spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewertung und Auswahl von ELTIF. Sie beeinflussen die Rendite, die ein Anleger erwarten kann, und sind daher ein wichtiger Faktor bei der Anlageentscheidung.

Die meisten ELTIF haben laufende Kosten zwischen 1,5 und 2,5 Prozent. Wir haben aber gesehen, dass es auch teurere gibt. Hinzu kommen Ausgabeaufschläge, Performancegebühren oder Transaktionskosten. Diese Kosten können die erwarteten Renditen weiter schmälern.

Dazu sollte aber auch gesagt sein, dass die Kosten notwendig und gerechtfertigt sein können. Gerade wenn in Projekte und Projektentwicklungen investiert wird, erfordert dies einen großen Aufwand. Ebenso ist die Suche nach einzelnen Sachwerten mit Kosten verbunden, da – im Gegensatz zu einem ETF – kein Index nachgebaut wird.

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2 Beispiele: KLIMAVEST ELTIF und AC One Planet ELTIF

Wir wollen uns natürlich auch anschauen wie ELTIF in der Praxis funktionieren. Dafür haben wir zwei nachhaltige ELTIF herausgesucht: der KLIMAVEST ELTIF der Commerz Real und der AC One Planet ELTIF von Aquila Capital.

Der KLIMAVEST ELTIF

Der >Fonds wurde im Oktober 2020 aufgelegt und investiert in erneuerbare Energien. Er investiert in Wind- und Solarparks in ganz Europa und in Solar-Projektentwicklungen. Im Portfolio sind Unternehmen vertreten, die die Technik herstellen und solche, die die Parks betreiben – ein Mix aus börsennotierten und nicht börsennotierten Unternehmen.

Die Rendite kommt aus dem Stromverkauf. Die Einnahmen sollen über langjährige Abnahmeverträge abgesichert sein – darunter auch staatlich geförderte Verträge. Der Fonds wird als Impact-Fonds bezeichnet. Zum Beispiel kann man der Webseite entnehmen, wie viel CO2 vermieden wurde.

Der Fonds stellt anschaulich dar, in welche Anlagen und Unternehmen investiert wird. Zu den liquiden Investitionen konnte ich allerdings keine Angaben finden – lediglich dass die Liquiditätsquote maximal 30 Prozent beträgt. In den FAQs kann man nachlesen, dass folgende Investitionen möglich sind:

  • direkte Beteiligungen oder indirekte Beteiligungen über nicht börsennotierte Unternehmen an einzelnen Sachwerten im Wert von mindestens 10 Millionen Euro
  • Eigenkapital- oder eigenkapitalähnliche Instrumente
  • andere Unternehmensfinanzierungsinstrumente (das heißt Gesellschafterdarlehen)
  • Schuldtitel und Kredite, einschließlich in Form von privaten und öffentlichen Projektanleihen (etwa Wandelanleihen), Null-Coupon-Anleihen, Schuldverschreibungen, privaten oder syndizierten vorrangig besicherten Projektdarlehen, kurzfristigen Kreditlinien oder Überbrückungskrediten
  • Beteiligungen an vom AIFM, von der Commerz Real oder von anderen Alternative Investment Fund Managern der Commerz-Real-Gruppe verwalteten Zielfonds, die als ELTIF qualifizieren

Da der Fonds noch unter der alten EU-Vorschrift aufgelegt wurde, gibt es eine Mindestanlagesumme von 10.000 Euro. Die Laufzeit beträgt 50 Jahre mit Verlängerungsoption. Aktuell wird der Fonds in die Risikoklasse 1 (von 7) einsortiert, doch der Fonds schreibt in einer Fußnote, dass bei der Anlage ein mittleres Risiko für Verluste besteht. Er ist also nicht risikoärmer als Aktienfonds oder ETFs.

Was mich besonders irritiert hat, ist die Ausweisung der Kosten. Die Gesamtkostenquote soll im Geschäftsjahr 2022/2023 >0,57 Prozent betragen haben. Im Geschäftsjahr 2023/2024 soll sie voraussichtlich 1,3 Prozent betragen. Im >Basisinformationsblatt werden Kosten in Höhe von 1,92 Prozent ausgewiesen. Und in den FAQs des Fonds kann man lesen, dass eine durchschnittliche Gesamtkostenquote von 1,85 bis 2,85 Prozent angestrebt werden. Wir gehen davon aus, dass die Kosten nicht in jedem Jahr gleich sind und von verschiedenen Faktoren abhängen. Langfristig werden sie sich womöglich bei den 1,92 Prozent einpendeln.

Transaktions-, Finanzierungs-, Instandhaltungs, Bewirtschaftungs- und Verwaltungskosten von Beteiligungsgesellschaften und Sachwertinvestments werden laut Fußnote nicht berücksichtigt. Hinzu kommen noch Ausgabeaufschläge von 4 bis 5 Prozent.

Wer in Bezug auf Nachhaltigkeit einen wirklichen Impact erreichen möchte, für den könnte dieser Fonds interessant sein. Für Privatanleger mit einem geringeren Vermögen könnte die Mindestanlagesumme von 10.000 Euro ein Hindernis darstellen.

AC One Planet ELTIF

Der >AC One Planet ELTIF wurde im März 2024 aufgelegt – also nach der Reform der EU-Verordnung. Es handelt sich um einen Infrastrukturfonds. Der Fokus liegt auf der Energieerzeugung durch Sonnen-, Wind- und Wasserkraft in Europa und Asien und der Energiespeicherung. Der Fonds investiert sowohl in Projektentwicklungen als auch in fertige Betriebsstätten. Er hat also ein ähnliches Konzept wie der Klimavest.

Auch die Anlagestruktur ist dem Klimavest sehr ähnlich:

  • Sachwerte
  • Eigenkapital- oder eigenkapitalähnliche Instrumente, Mezzanine und Fremdkapital (einschließlich börsennotierter und nicht börsennotierter Schuldverschreibungen)
  • andere Unternehmensfinanzierungsinstrumente (bspw. Gesellschafterdarlehen)
  • Beteiligungen an anderen ELTIF, OGAW oder EU-AIF verwaltet werden, einschließlich solcher, die von Aquila Capital verwaltet oder beraten werden, wobei sich in diesem Fall die Verwaltungsgebühr gemäß der Ziffer 12.3.1 entsprechend reduziert

Mindestens 55 Prozent sollen in Anlagevermögenswerte (wie Windparks) investiert sein. Der Rest kann in liquide Vermögenswerte anlegen (wie ETFs oder Aktienfonds).

Die Laufzeit des Fonds wurde auf 99 Jahre festgelegt. Im Gegensatz zum Klimavest gibt es beim AC One Planet eine Mindesthaltedauer von 2 Jahren und eine Kündigungsfrist von 12 Monaten.

Die Fondsanteile werden in unterschiedlichen Anteilsklassen herausgegeben (je nach Vertriebspartner oder Vermögensverwalter). Bei den meisten ist keine Mindestanlagesumme vorgesehen. Die Kosten können aber stark variieren. Sie liegen zwischen >0,8 und 2,63 Prozent. Der Ausgabeaufschlag liegt bei 4 Prozent.

Renditen sollen dann über Stromverkauf, Zinsen oder Dividenden erwirtschaftet werden.

Die Konzepte beider Fonds ähneln sich. Der AC One Planet ist etwas globaler aufgestellt. Die Kosten sind ähnlich, Unterschiede gibt es bei den Mindesthaltedauern und der Anlagesumme. Beide Fonds haben wir nicht in der Tiefe geprüft, auch lässt sich über die künftige Entwicklung wenig sagen. Sie scheinen aber beide den Wunsch nach Impact Investing bedienen zu können. Sie können aber nur über bestimmte Vertriebspartner erworben werden.

Was müssen Anlegerinnen und Anleger bei ELTIF beachten?

ELTIF-Produkte können schwerer zu verstehen sein als die üblichen Anlageprodukte (ETFS oder Aktienfonds). Wer vor hat, sein Geld in einen ELTIF zu investieren, sollte unbedingt alle verfügbaren Informationen lesen. Da der Erwerb nur über bestimmte Vertriebspartner möglich ist, sollte auch hier die Möglichkeit genutzt werden, um Fragen zu stellen.

Wenn ich das Produkt nicht verstehe, sollte ich die Finger davon lassen.

Daneben sollten Anleger auf die folgenden Dinge achten:

  1. Langfristige Kapitalbindung: ELTIF sind auf langfristige Investitionen ausgelegt. Das bedeutet, dass das investierte Kapital über viele Jahre gebunden sein kann. Anleger sollten daher sicherstellen, dass sie auf dieses Kapital langfristig verzichten können. Zudem sollten sie sich über Mindesthaltedauern und Kündigungsfristen informieren. Verkäufe auf dem Sekundärmarkt können mit erheblichen Preisabschlägen einhergehen.
  2. Risikobewertung: Die Investition in ELTIF kann mit höheren Risiken verbunden sein, da sie oft in illiquide Vermögenswerte investieren. Eine gründliche Analyse der Risikofaktoren ist unerlässlich.
  3. Diversifikation: ELTIF können eine zusätzliche Möglichkeit zur Diversifikation des Portfolios bieten, sollten aber nicht die einzige Anlageform sein. Eine breite Streuung über verschiedene Anlageklassen kann das Gesamtrisiko reduzieren.
  4. Kostenstruktur: Anleger sollten sich über die Kosten und Gebührenstruktur des jeweiligen ELTIF im Klaren sein, um die potenziellen Renditen realistisch einschätzen zu können.
  5. Nachhaltigkeit: Nur weil ELTIF drauf steht, heißt das nicht, dass Nachhaltigkeit drin steckt. Nicht alle ELTIF verfolgen eine Nachhaltigkeitsstrategie. Wem der Impact der Geldanlage besonders wichtig ist, sollte zudem darauf achten, dass direkt in Sachwerte investiert wird und nicht nur in andere Fonds.
  6. Regulatorische Aspekte: ELTIF unterliegen spezifischen regulatorischen Anforderungen. Anleger sollten sicherstellen, dass der gewählte Fonds alle notwendigen Zulassungen besitzt und den gesetzlichen Vorgaben entspricht.

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Resümee

Die Frage, ob ELTIF ein geeignetes Mittel für nachhaltige Geldanlage ist oder doch eher strukturierter Blödsinn, kann ich nicht eindeutig beantworten.

Ja, es gibt ELTIF, die in Sachwerte wie grüne Technologien investieren und damit aktiv zur Klimaneutralität beitragen. Ein solcher Fonds bietet Anlegern die Möglichkeit mit ihrem Geld einen tatsächlichen Impact zu erreichen. Berechnungen zur CO2-Vermeidung vermitteln den Eindruck, dass mein Investment hier wirklich etwas bewirken kann. Ich sollte aber darauf achten, wie viel der Fonds tatsächlich in solche Sachwerte investiert und nicht das meiste Geld in andere Fonds steckt.

Es gibt aber auch ELTIF, die in die Kategorie „strukturierter Blödsinn“ passen. Nur weil ELTIF drauf steht, heißt das nicht, dass automatisch in nachhaltige Werte investiert wird. Es gibt ELTIF, die explizit auf nachhaltige Strategien verzichten und sogar solche, die gar nicht in Sachwerte investieren. Kommt dann noch eine Dachfondsstruktur hinzu, kann es nicht nur undurchsichtiger, sondern auch teurer werden.

ELTIF können eine interessante Möglichkeit für Anleger bieten, die in langfristige und nachhaltige Projekte investieren möchten. Mit der neuen Verordnung möchte die EU die Rolle, die ELTIF in der Finanzierung von Infrastruktur, KMUs und nachhaltigen Projekten in Europa spielen, weiter stärken. Trotz der potenziellen Vorteile sollten Anleger die langfristige Kapitalbindung und die damit verbundenen Risiken sorgfältig abwägen und sich mit den Investmentkonzepten des gewünschten ELTIF vertraut machen.

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Birgit Hünniger

Ich bin Finanzberaterin und unterstütze die Finanzküche bei ihrer operativen und visionären Arbeit. Meine Aufgabenbereiche sind die Führung von Beratungsgesprächen inkl. Vor- und Nachbereitung, sowie die Erstellung von Beiträgen für Blog und Newsletter.