Finanzberater Kosten: Die Mär der kostenlosen Beratung

Bevor du dich für einen Finanzberater entscheidest, stellt sich die Frage nach den Kosten der Beratung. Schließlich macht die Inanspruchnahme einer Dienstleistung nur Sinn, wenn Preis und Leistung miteinander in Einklang stehen.

Bei der Recherche im Netz stolperst Du dabei immer wieder über die plakative Werbeaussage:

Unsere Beratung ist für Sie kostenlos!

Dieser Beitrag zeigt, dass das nur die halbe Wahrheit ist.

Finanzberater Kosten: Es gibt nichts umsonst, auch keine Finanzberatung.

Finanzberater Kosten: Es gibt nichts umsonst, auch keine Finanzberatung.

Was kostet ein Finanzberater?

Üblicherweise werden Finanzberater über Provisionen vergütet. Das bedeutet, dass ein Berater Geld verdient, wenn er seinen Kunden ein Produkt vermittelt.

Ein einfaches Beispiel:

Du gehst zu einem Finanzberater mit dem Wunsch nach einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Der Berater stellt Dir verschiedene Versicherungspolicen vor und empfiehlt Dir anschließend seinen Favoriten. Bis zu dieser Stelle hat der Berater keinen Cent verdient.

Wenn Du allerdings der Empfehlung folgst und das Produkt abschließt, bekommt der Berater eine Abschlussprovision vom Versicherer überwiesen. Die Höhe der Provision richtet sich nach den Beiträgen, die Du über die gesamte Laufzeit für den Versicherungsschutz aufwenden musst. In der Regel gilt:

Je teurer die Versicherung, desto mehr Provision erhält der Finanzberater.

Gerade bei >Berufsunfähigkeitsversicherungen, Rentenversicherungen und >Privaten Krankenversicherungen sprechen wir schnell von vierstelligen Summen. Im Schnitt erhält dein Versicherungsvermittler 4 Prozent der Beitragssumme als Abschlussprovision. Größere Vertriebsgesellschaften und Maklerpools erhalten oft noch etwas mehr.

Für eine Berufsunfähigkeitsversicherung, die 35 Jahre läuft und für die du eine Bruttoprämie von 100 Euro bezahlst, bedeutet das:

  • 100 Euro X 35 Jahre X 12 Monate = 42.000 Euro Beitragssumme
  • 42.000 Euro Beitragssumme X 4 Prozent = 1.680 Euro Abschlussprovision

Zusätzlich erhält dein Vermittler bei jeder Vertragserhöhung (zum Beispiel durch Dynamiken) eine zusätzliche Provision, da sich die Beitragssumme erhöht. Auch eine Bestandsprovision ist in die Prämie einkalkuliert.

Bei der Provisionsvermittlung ist die Beratung kostenlos

Die Werbeaussage Unsere Beratung ist für Sie kostenlos! stimmt also. Vergütet bekommt dein Finanzberater in unserem Beispiel die Produktvermittlung und nicht den Beratungsprozess.

Die Grenze der Wahrheit wird jedoch übertreten, wenn im Nebensatz hinzugefügt wird, dass die Produkte – seien es Rentenversicherungen, Baufinanzierungen oder Berufsunfähigkeitsversicherungen – durch Provisionen für den Endkunden nicht teurer werden …

Diese Behauptung fußt auf der Argumentation, dass Provisionen ohnehin in den Produkten einkalkuliert sind, egal ob vorher eine Beratung in Anspruch genommen wurde oder nicht.

Das ist schlicht falsch.

Nettotarife: Deutlich günstiger als Provisionstarife

Es gibt eine Vielzahl an Nettopolicen (auch bekannt als Honorartarife), die ohne Abschluss- und Bestandsprovisionen auskommen. Solche Verträge sind günstiger als vergleichbare Provisionstarife, da in Honorartarifen kein Vermittler quersubventioniert wird.

Nettotarife werden meist von >Honorarberatern empfohlen. Einen Honorarberater bezahlst du für seine Beratung und nicht für die Vermittlung eines Produktes. Der Vorteil:

Der Berater hat keinen Druck, Dir ein Produkt vermitteln zu müssen.

Ergibt die Beratung, dass Du kein Produkt benötigst, kann er Dir das offen sagen, ohne dabei seine Vergütung aufs Spiel zu setzen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass du in jedem Fall ein Honorar bezahlst, egal ob Du am Ende ein Produkt bekommst oder nicht.

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Das kostet ein Honorarberater

Der übliche Stundensatz von Honorarberatern liegt ähnlich wie bei einem Rechtsanwalt um die 150 €/h. Für eine umfassende Beratung im Rahmen einer >Finanzplanung fällt damit leicht ein vierstelliges Honorar an. Das ist viel Geld – relativiert sich aber, wenn du dir bewusst machst, dass allein für den Abschluss einer provisionsbasierten Rentenversicherung vierstellige Provisionen anfallen.

Gut zu wissen:

Vergleichsportale wie CHECK24 fungieren als Versicherungsmakler und erhalten ebenfalls Provisionen für die Produktvermittlung.

Auf der >CHECK24 Website findest du ganz unten die Werbeaussage (Stand 09.02.2021):

Für Kunden ist unser Service kostenlos. Wir finanzieren uns über Provisionen, die wir im Erfolgsfall von Anbietern erhalten.

Wie wir wissen, ist diese Aussage juristisch nicht angreifbar – aber wirklich kostenlos ist der Service nicht, da vergleichbare Honorarpolicen deutlich günstiger wären.

Gut zu wissen: Stornohaftung bei Provisionstarifen

Einen klaren Vorteil haben provisionsbasierte Lebensversicherungen: Wenn du sie innerhalb der ersten fünf Jahre kündigst, muss dein Vermittler die Provision anteilig an den Versicherer zurückerstatten.

Im oben skizzierten Beispiel der Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine Abschlussprovision von 1.680 Euro angefallen. Diese erhält der Vermittler vom Versicherer mit Abschluss des Vertrages. Allerdings muss er die Provision anteilig zurückerstatten, wenn der Kunde die Police innerhalb der ersten 5 Jahre kündigt. Dabei wird die Provision gleichmäßig auf die ersten 60 Monate verteilt. Das macht 28 Euro je Monat. Kündigt der Kunde die Police nach 2 Jahren, muss der Vermittler drei Fünftel der Provision zurückzahlen. In unserem Beispiel wären das 1.008 Euro. Im Enddefekt hat der vorzeitig kündigende Kunde in unserem Beispiel nur 672 Euro Provision für die Produktvermittlung bezahlt.

Kündigst du frühzeitig einen Vertrag, den du über einen Honorarberater abgeschlossen hast, erhältst du in der Regel kein Geld zurück.

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Resümee: Finanzberater Kosten? Es gibt nichts umsonst.

Mach dir bewusst, dass es (fast) nichts umsonst gibt, auch nicht Finanzberatung. Letztlich ist das wenig verwunderlich. Ärgerlich ist nur, wenn etwas anderes in den Wald hinein gerufen wird … denn was aus dem Wald heraus schallt, ist eine Intransparenz, die Verbrauchern und Beratern schadet.

Das ist einer der Gründe, warum ich ausschließlich auf Honorarbasis arbeite. Es ermöglicht maximale Transparenz und schafft von Anfang an klare Verhältnisse.

Bist du auf der Suche nach dem passenden Finanzberater? Dann schau gerne auf unserer Themenseite >Finanzberatung vorbei. Hier haben wir die wichtigsten Informationen für deine Suche zusammengetragen.

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.