Dividenden: Grundlagen, Steuern und Berkshire Hathaway

Dividenden – für viele Anleger klingt das wie Musik in den Ohren. Diese Gewinnausschüttungen von Unternehmen können ein willkommener Geldfluss in das Portfolio sein. Aber ist eine hohe Dividende immer ein gutes Zeichen? Und wie sieht es aus steuerlicher Sicht für Anlegerinnen und Anleger aus? Wir beleuchten in diesem Artikel, was hinter Dividenden steckt und warum selbst ein Finanzriese wie Berkshire Hathaway keine ausschüttet.

Ein Mann steht auf einem Berggipfel und schaut in den Sonnenuntergang.

Was sind Dividenden?

Dividenden sind Gewinnausschüttungen, die Unternehmen an ihre Aktionäre zahlen. Wenn ein Unternehmen einen Gewinn erzielt, kann es entscheiden, einen Teil dieses Gewinns an die Aktionäre auszuschütten, wobei der verbleibende Teil oft reinvestiert wird, um das Wachstum des Unternehmens zu fördern.

Normalerweise werden Dividenden in regelmäßigen Abständen gezahlt, zum Beispiel vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich.

Eine wichtige Kennzahl bei der Beurteilung von Dividenden ist die Dividendenrendite. Sie ist ein Prozentsatz, der die jährliche Dividende einer Aktie im Verhältnis zu ihrem aktuellen Marktpreis darstellt. Sie wird oft von Investoren herangezogen, um den Ertrag einer Aktie im Vergleich zu anderen Investitionen zu bewerten.

Die Unternehmen, die im Dax gelistet sind, haben für das Geschäftsjahr 2022 im Durchschnitt 3 Prozent an Dividendenrendite ausgeschüttet. Das Unternehmen mit der höchsten Rendite war BMW mit >9 Prozent. 4 der 40 Unternehmen haben keine Dividenden an ihre Aktionäre ausgezahlt.

Dividenden sind also nicht garantiert. Unternehmen können ihre Dividendenzahlungen je nach ihrer finanziellen Gesundheit und anderen geschäftlichen Überlegungen ändern oder aussetzen. Wachstumsunternehmen zahlen in der Regel keine Dividenden aus. Stattdessen reinvestieren sie die Gewinne direkt ins Unternehmen, um weiterhin wachsen zu können.

Microsoft hat beispielsweise in den ersten >28 Jahren seit seiner Gründung 1975 keine Dividende gezahlt. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei >0,82 Prozent. Auch Apple (Gründung 1976) begann erst 1988 mit Dividendenzahlungen, setzte diese aber zwischen >1995 und 2012 wieder aus. Apples Dividendenrendite liegt bei >0,55 Prozent.

Zahlt ein Unternehmen Dividenden, können Anleger diese selbst zur Reinvestition nutzen. Wenn sie dafür neue Anteile beziehungsweise Aktien kaufen, profitieren sie langfristig vom Zinseszins-Effekt.

Einige Marktanalysten betrachten regelmäßige oder steigende Dividenden als ein positives Zeichen für die finanzielle Stabilität und das Wachstumspotenzial eines Unternehmens. Umgekehrt kann das Kürzen oder Aussetzen von Dividenden als negativ angesehen werden. Wie wir aber bereits gesehen haben und weiter unten noch ausführlich betrachten werden, müssen ausbleibende Dividenden nicht schlecht sein.

Dividenden bei Fonds und ETFs

Auch auf Fonds- und ETF-Ebene spielen Dividenden eine Rolle. Sie unterscheiden sich aber von den Dividenden, die direkt von einzelnen Unternehmen ausgezahlt werden. Wenn Du in einen Fonds oder ETF investierst, kaufst Du Anteile an einem Pool von verschiedenen Anlagen, zu denen auch Aktien gehören. Diese Aktien zahlen Dividenden, und wie diese Dividenden behandelt werden, hängt vom Fonds selbst und seiner Struktur ab.

Sammeln von Dividenden: Der Fonds erhält Dividenden von den Aktien, die er besitzt. Diese Dividenden werden dem Geldbestand des Fonds hinzugefügt.

Ausschüttung oder Thesaurierung: Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Investmentfonds und ETFs in Bezug auf Dividenden:

  • Ausschüttende Fonds: Diese Fonds zahlen die gesammelten Dividenden in regelmäßigen Abständen (zum Beispiel jährlich oder halbjährlich) direkt an die Anleger aus. Das Geld landet auf dem Verrechnungskonto, von wo es reinvestiert oder auf das Girokonto ausgezahlt werden kann.
  • Thesaurierende Fonds: Bei diesen Fonds werden Dividenden nicht direkt an die Anleger ausgezahlt. Stattdessen werden sie reinvestiert, um mehr Anteile des Fonds oder andere Anlagen zu kaufen. Das hat zur Folge, dass der Wert des Fonds und somit der Wert des Anteils des Anlegers steigt.

Bevor Fonds die Dividenden weitergeben oder reinvestieren, ziehen sie in der Regel Verwaltungsgebühren und andere Kosten direkt aus den Dividendeneinnahmen ab.

Fonds und ETFs sind zudem verpflichtet, regelmäßige Berichte zu veröffentlichen, in denen die von ihnen erhaltenen und an die Anleger weitergegebenen Dividenden dargestellt werden. Das ermöglicht es den Anlegern, die Performance des Fonds und seine Dividendenpolitik zu überprüfen.

Warum sind Dividenden für Anleger wichtig?

Dividenden können für viele Anlegerinnen und Anleger von Bedeutung sein. Zum Beispiel bieten sie Anlegern eine regelmäßige Einkommensquelle. Das kann besonders wichtig für Rentner oder andere Personen sein, die auf diese Einkünfte angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten oder zusätzliche Einnahmen zu generieren.

Dividenden bilden zudem einen Teil der Gesamtrendite einer Aktie. Der zweite Teil der Rendite ist die Kapitalwertsteigerung oder Kurssteigerung. In Zeiten, in denen die Aktienkurse stagnieren oder fallen, können Dividenden eine kritische Komponente der Gesamtrendite für Anleger darstellen. In der Vergangenheit schwankten Dividenden weniger stark als Aktienkurse.

Dividenden können reinvestiert werden, um zusätzliche Aktien oder andere Wertpapiere zu kaufen. Auf diese Weise können Anleger vom Zinseszins-Effekt profitieren, da die reinvestierten Dividenden im Laufe der Zeit selbst zu weiteren Einkünften führen können.

Unternehmen, die in der Lage sind, ihre Dividenden über die Zeit kontinuierlich zu erhöhen, bieten Anlegern oft einen gewissen Schutz gegen die Inflation, da die Dividendenausschüttungen die Kaufkraft des Anlegers im Laufe der Zeit erhöhen können.

Ein Grund dafür ist folgender: Wenn die Inflation steigt, tendieren Unternehmen dazu, die Preise der von ihnen angebotenen Güter und Dienstleistungen, zu erhöhen. Unternehmen, die ihre Preise an die Inflation anpassen können, haben die Möglichkeit, höhere Umsätze zu generieren. Dies kann wiederum zu höheren Gewinnen und potenziell höheren Dividendenausschüttungen führen. Das ist jedoch kein zwingender Mechanismus.

Trotz Rekordgewinn im Jahr 2022 hat Rheinmetall mit >1,76 Prozent weniger Dividenden ausgeschüttet als zuvor. 2021 war die Dividendenrendite mehr als doppelt so viel.

Die Fähigkeit eines Unternehmens, regelmäßig Dividenden auszuzahlen oder diese sogar zu steigern, wird von vielen als Zeichen für eine stabile finanzielle Gesundheit und starke Unternehmensführung gewertet werden. Doch hier ist Vorsicht geboten. Nur weil Dividenden gezahlt werden, heißt das nicht, dass Unternehmen zukunftsfähig sind. Sie geben nur einen Teilausschnitt bei der Bewertung der wirtschaftlichen Lage wieder.

Die steuerliche Perspektive für deutsche Anleger

In Deutschland sind Dividenden steuerpflichtig. Sie unterliegen der Abgeltungssteuer von 25 Prozent, zuzüglich des Solidaritätszuschlags und eventuell der Kirchensteuer. Es gibt jedoch einige Besonderheiten:

Thesaurierende Fonds und ETFs: Bei thesaurierenden Fonds werden die Dividenden nicht ausgezahlt, sondern gleich wieder reinvestiert. Dennoch findet auch hier eine Besteuerung statt. Auf Grundlage des Basiszinssatz findet die Berechnung einer Vorabpauschale statt, die entsprechend besteuert wird. Anleger müssen hier nicht viel beachten. Die Berechnung und Steuerabführung findet automatisch durch Depotbank und Finanzamt statt.

Eine ausführlichere Behandlung der steuerlichen Aspekte von Fonds und ETFs könnt Ihr >hier nachlesen.

Freistellungsauftrag: Jeder Anleger kann einen Sparer-Pauschbetrag von 1.000 Euro (2.000 Euro für Ehepaare) nutzen. Bis zu diesem Betrag sind Dividenden steuerfrei, vorausgesetzt, man hat seiner Bank einen Freistellungsauftrag erteilt. Der Freistellungsauftrag kann auch auf mehrere Finanzinstitute aufgeteilt werden.

Ausländische Dividenden: Dividenden aus dem Ausland können zu einer Doppelbesteuerung führen, da sie oft sowohl im Quellland als auch in Deutschland besteuert werden. Zum Glück hat Deutschland mit vielen Ländern >Doppelbesteuerungsabkommen, die sicherstellen sollen, dass Einkünfte nicht zweimal besteuert werden.

Ist eine niedrige Dividende schlecht für Anleger?

Ob niedrige Dividenden für Anleger schlecht sind, hängt von der individuellen Situation des Anlegers, seinen Anlagezielen und dem Kontext, in dem das Unternehmen operiert, ab. Dabei sollte man einige Aspekte betrachten.

Wachstumsphase des Unternehmens: Junge oder wachstumsstarke Unternehmen investieren oft alle verfügbaren Gewinne zurück in das Unternehmen, um das Wachstum zu fördern. Für diese Unternehmen kann die Zahlung einer hohen Dividende nicht sinnvoll sein. Stattdessen könnten sie mit diesen Mitteln ihre Geschäftstätigkeit erweitern, Forschung und Entwicklung vorantreiben oder Akquisitionen durchführen.

Branche und Geschäftsmodell: Einige Branchen benötigen mehr Kapital für den Betrieb und die Expansion als andere. Technologieunternehmen beispielsweise könnten ihre Gewinne in Forschung und Entwicklung reinvestieren, während Unternehmen in reiferen Branchen, wie Versorgungsunternehmen, tendenziell höhere Dividenden ausschütten.

Finanzielle Gesundheit: Ein Unternehmen, das eine niedrige Dividende zahlt oder die Dividende reduziert, könnte finanzielle Schwierigkeiten haben. Aber dies ist nicht immer der Fall. Manchmal wählen gesunde Unternehmen bewusst eine konservative Dividendenpolitik, um finanzielle Flexibilität zu bewahren.

Anlagestrategie des Anlegers: Für Anleger, die auf regelmäßige Einkünfte angewiesen sind, wie Rentner, könnten höhere Dividenden wünschenswert sein. Für andere, die eine langfristige Kapitalsteigerung anstreben, könnten Dividenden weniger wichtig sein als das Wachstumspotenzial des Unternehmens.

Signalwirkung: Manchmal interpretieren Anleger die Dividendenpolitik als Signal über die zukünftigen Erwartungen des Managements. Eine niedrige oder reduzierte Dividende könnte von einigen als negativ betrachtet werden, auch wenn es legitime geschäftliche Gründe dafür gibt.

Eine niedrige Dividende ist nicht per se gut oder schlecht für Anleger, sondern sollte immer auch im Kontext der Gesamtrendite betrachtet werden. Je nachdem welchen Grund die einbehaltenen Dividenden haben, spiegeln sie sich in den Aktienkursen wieder. Nutzt ein Unternehmen zum Beispiel die Gewinne für Investitionen, erwarten Anleger künftig steigende Gewinne. Diese Erwartungen werden dann in die Kurse eingepreist.

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Warum schüttet Berkshire Hathaway keine Dividenden aus?

Ein spannendes Beispiel für das Fehlen von Dividenden ist das Unternehmen 1955 gegründete Berkshire Hathaway unter der Führung von Warren Buffett. Es zeigt, dass sich der Verzicht auf Gewinnausschüttung für Anleger lohnen kann und die Dividendenrendite allein keine große Aussagekraft bei der Bewertung eines Unternehmens hat.

Obwohl Berkshire Hathaway eines der wertvollsten Unternehmen der Welt ist, hat es noch nie Dividenden ausgezahlt. „Nie“ ist nicht ganz richtig. Im Jahr >1967 wurden Dividenden ausgezahlt. Seither nicht mehr.

Buffett glaubt, dass die Wiederanlage von Gewinnen im Unternehmen auf lange Sicht mehr Wert für die Aktionäre schafft. Er reinvestiert es in das Unternehmen, um es effizienter zu machen, neue Produkte und Dienstleitungen zu entwickeln und bestehende Produkte zu verbessern. Er denkt, dass Anleger langfristig mehr davon haben, weil Reinvestitionen die Gewinne steigern und den Aktienkurs positiv beeinflussen können.

Die Zahlen scheinen ihm recht zu geben. Laut >Jahresbericht 2022 (Seite 2) wuchs seit 1965 der Ertrag der Aktie durchschnittlich 19,8 Prozent pro Jahr, während der S&P 500 Index im gleichen Zeitraum Schnitt 9,9 Prozent Rendite pro Jahr machte.

Zusätzlich nutzt er aber auch die Gewinne, um Anteile an anderen Unternehmen zu kaufen und Aktien des eigenen Unternehmens zurück zu kaufen.

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Warum sind Dividenden ein Nullsummenspiel?

Einen wichtigen Punkt, den Anlegerinnen und Anleger beachten sollten, wenn sie planen eine >Dividendenstrategie zu verfolgen, ist, dass diese meist ein Nullsummenspiel ist.

Am Tag, an dem die Aktie ohne Anspruch auf die nächste Dividendenzahlung gehandelt wird, fällt der Aktienkurs normalerweise um den Betrag der Dividende. Zum Beispiel, wenn ein Unternehmen eine Dividende von 1 Euro pro Aktie zahlt und die Aktie vor diesem Tag 50 Euro wert war, könnte der Kurs am darauffolgenden Tag auf etwa 49 Euro fallen.

Dieser Preisverfall reflektiert die Tatsache, dass das Unternehmen einen Teil seines Barvermögens an die Aktionäre ausgeschüttet hat und somit weniger Vermögenswerte in der Bilanz hat. Ein potenzieller Käufer der Aktie am oder nach dem Ex-Dividende-Tag würde nicht von der bevorstehenden Dividendenausschüttung profitieren und wäre daher in der Regel nur bereit, einen Preis zu zahlen, der den ausgeschütteten Betrag reflektiert.

Aus der Perspektive des Anlegers kann man argumentieren, dass, obwohl er eine Dividende erhält, der Wert seines Aktienportfolios entsprechend sinkt. In diesem Sinne hat er keinen Nettozuwachs an Vermögen – er hat einfach einen Teil seines Vermögens in Form von Bargeld anstelle von Aktienwert erhalten. Daher wird es manchmal als Nullsummenspiel bezeichnet.

Die Zahlung der Dividenden hat, wie oben beschrieben, steuerliche Auswirkungen. Auf die Ausschüttungen fallen direkt Steuern an. Werden keine Dividenden gezahlt, fallen zunächst keine Steuern an, erst beim Verkauf wieder.

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Resümee

Während Dividenden ein wichtiger Aspekt bei der Aktienauswahl sein können, sind sie nicht das einzige Kriterium, das berücksichtigt werden sollte. Unternehmen, die Dividenden zahlen sind nicht unbedingt zukunftsfähige Unternehmen.

Für deutsche Anleger ist es zudem wichtig, die steuerlichen Auswirkungen zu verstehen und zu berücksichtigen. Die Steuerbelastung ist bei Dividendenzahlungen meist höher bei Aktien ohne Dividendenzahlungen.

Und wie das Beispiel von Berkshire Hathaway zeigt, muss eine fehlende Dividende nicht automatisch ein schlechtes Zeichen sein. Wenn Unternehmen ihre Gewinne reinvestieren, kann sich dies positiv auf das weitere Wachstum auswirken.

Wer als Anleger eine Dividendenstrategie verfolgen möchte, sollte sich jedoch bewusst sein, dass es sich meist um ein Nullsummenspiel handelt. Wichtig ist, die Gesamtrendite nicht aus den Augen zu verlieren.

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Birgit Hünniger

Ich bin Finanzberaterin und unterstütze die Finanzküche bei ihrer operativen und visionären Arbeit. Meine Aufgabenbereiche sind die Führung von Beratungsgesprächen inkl. Vor- und Nachbereitung, sowie die Erstellung von Beiträgen für Blog und Newsletter.