Was sind Anleihen? Definition, Arten & Risiken

Anleihen sind ein wesentlicher Bestandteil der globalen Finanzmärkte und ein wichtiges Instrument für Anleger, um ihr Portfolio zu diversifizieren und Risiken zu managen. Dabei haben Anleihen mit den schnell aufeinanderfolgenden Zinsanstiegen seit Mitte 2022 auch für Privatanleger weiter an Bedeutung gewonnen.

In diesem Artikel werden wir die Grundlagen von Anleihen besprechen, einschließlich ihrer Definition, ihrer verschiedenen Arten, der Faktoren, die das Risiko von Anleihen bestimmen, und der Rolle, die sie in einem Portfolio spielen können.

Definition: Was sind Anleihen?

Eine Anleihe ist ein festverzinsliches Wertpapier, das eine Schuldverschreibung darstellt. Wenn ein Unternehmen oder eine Regierung Geld benötigt, kann es Anleihen ausgeben, die von Anlegern gekauft werden. Im Gegenzug für das geliehene Geld zahlt der Emittent dem Anleger Zinsen, auch bekannt als Kupons, und gibt in der Regel am Ende der Laufzeit der Anleihe den Nennwert zurück. Der Nennwert ist der Betrag, den der Anleger ursprünglich geliehen hat.

14 verschiedene Arten von Anleihen

Es gibt eine beeindruckende Vielfalt an Anleihetypen, die sich in Bezug auf ihre Emittenten, Zahlungsströme, Risikoprofile und Zielstellung unterscheiden. Von der Finanzierung staatlicher Ausgaben bis hin zur Unterstützung nachhaltiger Projekte spielen Anleihen eine zentrale Rolle in der globalen Finanzlandschaft. Im Folgenden schaffen wir einen Überblick über 14 verschiedene Arten von Anleihen:

  1. Staatsanleihen werden von nationalen Regierungen ausgegeben, um Mittel für verschiedene staatliche Ausgaben wie Infrastrukturprojekte, öffentliche Dienstleistungen oder die Deckung von Haushaltsdefiziten zu beschaffen. Da sie auf der Kreditwürdigkeit eines Landes basieren, können Sie sehr risikoarm sein. Das gilt dann, wenn die Bonität des Landes sehr hoch (Rating AAA) und die Laufzeit kurz ist (2 Jahre oder weniger).
  2. Kommunalanleihen werden von Gebietskörperschaften oder öffentlichen Einrichtungen herausgegeben. Sie können zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten wie Straßenbau oder Schulen dienen.
  3. Unternehmensanleihen werden von Unternehmen ausgegeben, um sich Kapital zu beschaffen. Tendenziell bieten sie höhere Renditen als Staatsanleihen, da sie oft ein höheres Risiko bergen. Das Ausfallrisiko (das Risiko, dass das Unternehmen seine Schulden nicht zurückzahlen kann) variiert je nach der finanziellen Gesundheit und der Branche des Unternehmens.
  4. Wandelanleihen können unter bestimmten Bedingungen zu einem festgelegten Wandlungspreis in Aktien des ausgebenden Unternehmens eingetauscht werden. Sie kombinieren Merkmale sowohl von herkömmlichen Anleihen als auch von Aktien und bieten Anlegern sowohl die Möglichkeit von Zinseinnahmen als auch von potenziellen Kursgewinnen bei den Aktien.
  5. Hochzinsanleihen, oft auch als „Junk Bonds“ (Schrottanleihen) bezeichnet, sind Anleihen mit einem höheren Zins (Kupon) im Vergleich zu Anleihen mit höherer Bonität. Dies liegt daran, dass sie von Unternehmen ausgegeben werden, die ein hohes Zahlungsausfallrisiko aufweisen. Die höheren Zinsen dienen als Kompensation für das erhöhte Risiko.
  6. Inflationsindexierte Anleihen sollen Anlegern Schutz vor unerwarteter Inflation bieten. Dabei wird in der Regel ein niedrigerer Zins vereinbart als bei nicht inflationsgebundenen Anleihen und die tatsächliche Inflation bei Zinszahlung auf diese aufgeschlagen. Die überwiegende Mehrheit der inflationsgebundenen Anleihen wird von Staaten herausgegeben.
  7. Nullkuponanleihen zahlen keine laufenden Zinsen, werden aber mit Abschlag auf ihren Nennwert verkauft. Bei Fälligkeit erhalten Investoren den vollen Nennwert.
  8. Ewige Anleihen haben keine festgelegte Fälligkeit oder eine Fälligkeit die viele Jahrzehnte in der Zukunft liegt. Häufig hat der Schuldner das Recht die Anleihe unter bestimmten Bedingungen zurückzuzahlen.
  9. Pfandbriefe werden in der Regel von Banken emittiert. Sie gelten als vergleichsweise sicher, da sie je nach Pfandbrief-Art durch verschiedene Sicherheiten (Pfand) gedeckt sind. Es gibt unter anderem Schiffs-, Hypotheken und öffentliche Pfandbriefe.
  10. Supranationale Anleihen werden von internationalen Organisationen wie den Entwicklungsbanken (zum Beispiel der Europäischen Investitionsbank) herausgegeben und dienen beispielsweise der Finanzierung von Entwicklungsprojekten.
  11. Fremdwährungsanleihen sind Anleihen, die nicht in der Heimatwährung des Anlegers aufgelegt sind. Daher ist es sinnvoll, bei einer solchen Investition, dass Währungskursrisiko zu beachten.
  12. Schwellenländeranleihen sind eine Unterkategorie der Staatsanleihen. Sie werden von Schwellenländern emittiert und tragen oft ein höheres Risiko. Dafür versprechen sie aber auch höhere Renditen. Im Beitrag >Sind Schwellenländer-Anleihen ein sinnvolles Investment? haben wir uns umfassend mit dieser Anlageklasse auseinandergesetzt.
  13. Katastrophenanleihen (cat bond) gehören zu den außergewöhnlicheren Anleihearten. Sie werden von Versicherungsunternehmen, Rückversicherern oder speziellen Zweckgesellschaften ausgegeben, um sich gegen Katastrophenrisiken wie Erdbeben, Wirbelstürme oder Überschwemmungen abzusichern. Der Mechanismus funktioniert so, dass die Versicherungsgesellschaft Kapital von Investoren aufnimmt, indem sie Cat Bonds ausgibt. Wenn während der Laufzeit der Anleihe keine Katastrophe eintritt, erhalten die Investoren ihre ursprüngliche Investition zurück sowie den vereinbarten Zins. Wenn jedoch ein festgelegtes katastrophales Ereignis eintritt, kann das Kapital der Anleger genutzt werden, um die Schadensansprüche zu begleichen.
  14. Grüne Anleihen dienen der Finanzierung von ökologisch nachhaltigen Projekten und können von verschiedenen Akteuren, einschließlich staatlichen Stellen, supranationalen Institutionen und Unternehmen, ausgegeben werden.

Finanzküche Newsletter abonnieren: Enthält das Thema der Woche, aktuelle Beiträge und die Empfehlung des Hauses.


Was bestimmt die Höhe des Risikos von Anleihen?

Eines der wichtigsten Entscheidungskriterien für eine Anlage ist das mit ihr einhergehende Risiko. Das Risiko einer Anleihe wird dabei von verschiedenen Faktoren beeinflusst:

  1. Emittentenbonität: Die Kreditwürdigkeit des Herausgebers entscheidet maßgeblich über das Risiko einer Anleihe. Dabei sollte mit einem hohen Ausfallrisiko ein hoher Zins einhergehen und mit einem niedrigen Ausfallrisiko ein niedriger Zins. Eine gute Orientierung für das Bonitätsrisiko bieten die Anleihe-Bewertungen von >Ratingagenturen.
  2. Zinsänderungsrisiko: Bei steigenden Zinsen sinkt der Wert bestehender Anleihen. Fallen die Zinsen hingegen steigt der Wert. Je länger die Restlaufzeit, desto empfindlicher reagiert der Anleihekurs auf Zinsänderungen.
  3. Währungsrisiko: Bei Anleihen, die in einer anderen Währung denominiert sind, besteht das Risiko von Wechselkursveränderungen. Hältst du beispielsweise eine „Dollaranleihe“ sinkt ihr Wert, wenn der Dollar im Vergleich zum Euro an Wert verliert und umgekehrt.
  4. Liquiditätsrisiko: Nicht alle Anleihen sind leicht handelbar. Gerade bei Anleihen, welche von kleinen Unternehmen herausgegeben wurden, kann es schwer sein, Käufer zu finden.
  5. Inflationsrisiko: Eine steigende Inflation kann die Kaufkraft der Zinsen und des zurückgezahlten Kapitals erodieren. Anders als Aktien sind Anleihen kein Sachwert.

Warum schwanken die Kurse von Anleihen?

Anleihen müssen nicht bis zu ihrer Fälligkeit gehalten werden, sondern können ähnlich wie Aktien börsentäglich gehandelt werden. Dabei sind die Kursbewegungen von Anleihen eine Reaktion auf verschiedene Marktbedingungen und externe Faktoren. Die Hauptgründe für die Schwankungen sind:

  1. Zinsänderungen: Eine Anleihe mit festem Zins zahlt den Anlegern über ihre Laufzeit einen konstanten Zinsbetrag. Wenn sich nun die Zinsen am Markt erhöhen, werden neu emittierte Anleihen im Vergleich attraktiver, weil sie höhere Zinsen bieten. Das lässt den Kurs bestehender Anleihen mit niedrigerem Zins fallen (ansonsten würde die bestehenden Anleihen niemand mehr kaufen). Umgekehrt können die Preise bestehender Anleihen steigen, wenn die Marktzinsen fallen.
  2. Markterwartungen: Das Verhalten von Anlegern basiert oft auf Erwartungen bezüglich wirtschaftlicher Entwicklungen, zukünftiger Inflationsraten oder Entscheidungen der Zentralbanken. Wenn beispielsweise erwartet wird, dass eine Zentralbank die Zinsen erhöht, können Anleger versuchen, ihre Anleihen zu verkaufen, bevor diese Entscheidung getroffen wird, was zu Kursrückgängen führen kann. Anleihekurse spiegeln also immer auch die Erwartungen und Prognosen der Anleger wider.
  3. Angebots- und Nachfrageverhältnisse: Genau wie andere Wertpapiere können auch Anleihen von Angebot und Nachfrage beeinflusst werden. Eine erhöhte Nachfrage nach einer bestimmten Anleihe kann zu Kurssteigerungen führen, während ein Überangebot zu Kursrückgängen führen kann. Wie bereits beschrieben können beispielsweise Markterwartungen das Angebots- und Nachfrageverhältnis verschieben.
  4. Kreditrisiko des Emittenten: Wenn die finanzielle Gesundheit oder Kreditwürdigkeit des Emittenten einer Anleihe in Frage gestellt wird, kann das den Kurs der Anleihe negativ beeinflussen. Zum Beispiel kann eine Abstufung durch eine Rating-Agentur zu einem Kursverfall führen. Umgekehrt kann eine positive Bonitätsveränderung zu Kurssteigerungen führen.
  5. Globale Ereignisse: Geopolitische Spannungen, Kriege oder andere bedeutende globale Ereignisse können die Risikobereitschaft der Anleger beeinflussen. In Zeiten hoher Unsicherheit suchen Anleger oft sichere Anlagen wie Staatsanleihen von stabilen Ländern, welche dann im Preis steigen könnten.
  6. Steuer- und Regulierungsentscheidungen: Veränderungen in der Steuerpolitik oder regulatorische Entscheidungen, die den Anleihemarkt beeinflussen, können ebenfalls zu Kursänderungen führen. Beispielsweise haben die Sanktionen gegen Russland im Zuge des Ukraine Krieges die Kurse russischer Staatsanleihen einbrechen lassen.

Aufgaben von festverzinslichen Wertpapieren im Portfolio

Anleihen können im Portfolio eine laufende Einkommensquelle darstellen. Für Anleger, die auf einen festen Einkommensstrom angewiesen sind, bieten die fest vereinbarten Zinsen von Anleihen eine bedenkenswerte Alternative zu Aktien, bei denen die laufenden Erträge weit weniger sicher sind.

Darüber hinaus haben Anleihen einen positiven Streuungsnutzen, wenn sie richtig angewandt werden. Beispielsweise können Anleihen langer Laufzeit und schlechter Bonität den risikoreichen Portfolio-Anteil erweitern.

Anleihen von höchster Bonität und kurzer Laufzeit können hingegen einen Gegenpol zu risikoreichen Anlagen wie Aktien bilden und dabei helfen, die Schwankungen eines Portfolios zu begrenzen.

Neben diesen „Standard-Aufgaben“ können Anleihen auch weitere Funktionen übernehmen. Beispielsweise sollen inflationsindexierte Anleihen Anleger vor unerwarteter Inflation schützen (die Frage, ob sie das tatsächlich tun, bietet Raum für einen weiteren Artikel).

Kostenloses Webinar am 22. April: Nachhaltiges Investieren mit ETFs: Zwischen Anspruch & Wirklichkeit


Fazit: Was sind Anleihen und was bestimmt ihr Risiko?

Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, welche verschiedene Aufgaben im Portfolio übernehmen können, einschließlich Einkommensgenerierung, Diversifikation und Risikosteuerung.

Es gibt verschiedene Arten von Anleihen, die sich unter anderem in Bezug auf Emittenten, Währung und Risiko unterscheiden.

Das Risiko einer Anleihe hängt von verschiedenen Faktoren ab, wobei vor allem die Bonität des Schuldners und die Laufzeit der Anleihe maßgebend sind.

Die Eignung einer Anleihe für ein Portfolio hängt von den individuellen Zielen, der Risikoneigung und dem Anlagehorizont von Anlegern und Anlegerinnen ab. Daher ist es wichtig, sich die eigenen Anlageziele und die individuelle Risikobereitschaft vor Augen zu führen, bevor eine Entscheidung über das Investment in eine Anleihe getroffen wird.

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.