Weihnachten: Die Ursprünge des Schenkens

Endlich ist Weihnachten. In den Fenstern strahlen warme Lichter, gutes Essen kommt auf den Tisch und die geschmückten Weihnachtsbäume tauchen die Wohnzimmer in buntes Diskolicht. Die Aufregung steigt in Vorfreude auf die kommenden Geschenke.

Dass wir uns gegenseitig an Weihnachten beschenken, ist eine eher junge Tradition. Aber das Schenken an sich wird schon seit Jahrtausenden praktiziert. Wir blicken für unser diesjähriges Weihnachtsspezial wieder zurück in die Vergangenheit und werden feststellen, dass Geschenke für die Menschheit immer eine wichtige Rolle gespielt haben.

An einem Tannenbaum hängt Weihnachtsschmuck.

Steinzeit und archaische Gesellschaften

Der Brauch des Schenkens hat seine Wurzeln in den frühesten Gesellschaften der Menschheitsgeschichte. Schon in prähistorischen Zeiten wurden Geschenke ausgetauscht, um Anerkennung, Wertschätzung und Zugehörigkeit zu signalisieren.

Menschen damals verschenkten zum Beispiel besondere Steine. Damit drückten sie Zuneigung aus oder auch Interesse an einer möglichen Paarung. Zähne standen als Geschenke ebenfalls hoch im Kurs. Die Zähne wurden geschliffen, poliert und zu Schmuck verarbeitet. Je größer die Zähne, desto besser.

Geschenke wurde auch als Mittel der Diplomatie eingesetzt. Zwischen Gemeinschaften oder Stämmen handgefertigte Gegenstände wie Steinwerkzeuge oder Nahrungsmittel hin und her, um die sozialen Bindungen mit anderen Verbänden zu stärken.

Dieser Austausch konnte aber auch in Wettbewerbe ausarten. Der Soziologe und Ethnologe Marcel Mauss beschrieb Geschenke-Tausch-Traditionen indigener Stämme an der Nordwestküste Nordamerikas. Dort versuchten sich die Schenkenden gegenseitig mit ihren Gaben zu übertreffen. So zeigten sie ihren Reichtum und ihre Machtstellung. Anschließend wurden die Geschenke zur Verehrung der Ahnen vernichtet.

Altes Ägypten und antikes Griechenland

In vielen antiken Kulturen spielten Geschenke eine wichtige Rolle in religiösen Riten und Zeremonien. Opfergaben an Götter und Geister waren weit verbreitet und dienten dazu, die Gunst der übernatürlichen Kräfte zu gewinnen oder Missgeschicke abzuwenden. Diese Gaben reichten von Nahrungsmitteln und Tieropfern bis zu wertvollen Schätzen.

Im Alten Ägypten

In der ägyptischen Kultur beispielsweise wurden Geschenke für die Toten in Form von Grabbeigaben mitgegeben, um deren Reise ins Jenseits zu erleichtern. Sie warteten aber nicht erst bis zum Tod mit dem Beschenken.

Zur Thronbesteigung eines Pharaos wurde dieser reich beschenkt. Dieser Moment symbolisierte seine Verwandlung in einen Gott – eine Art Geburtstag.

Zum altägyptischen Neujahrsfest war es üblich, Wasser aus dem Nil in kleine Fläschchen abzufüllen und seine Liebsten zu verschenken. So wollten sie die Götter ehren, damit diese Wohlstand brachten.

Antikes Griechenland

Auch die alten Griechen waren fleißig beim Beschenken. Sowohl im privaten als auch im öffentlichen Leben spielten Geschenke eine wichtige Rolle.

Geburtstage waren bereits Anlass des Schenkens. Zum Beispiel wurden Kindern nach der Geburt Amulette geschenkt, um böse Geister zu vertreiben, die sie in den ersten Tagen bedrohen könnten.

Es war auch üblich, dass reiche Personen an öffentliche Einrichtungen spendeten beziehungsweise sie beschenkten. Das brachte zum einen Prestige, sorgte aber auch für Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft.

Den Göttern zu spenden, war ebenso ein öffentlicher Akt. Man konnte seine Großzügigkeit und Reichtum zur Schau stellen und gleichzeitig von den Göttern Wohlstand erbeten.

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Das römische Reich und das Saturnalienfest

Mit dem Aufstieg von Zivilisationen entwickelte sich auch die Bedeutung von Geschenken in politischen und diplomatischen Kontexten. Mächtige Herrscher und Könige nutzten Geschenke, um Allianzen zu schmieden, Tributzahlungen zu erhalten oder das Wohlwollen anderer Nationen zu gewinnen. So wurden kostbare Geschenke zwischen antiken Reichen wie dem Römischen Reich und dem chinesischen Kaiserreich ausgetauscht.

Auch Geschenke an Götter waren im öffentlich und privaten Leben ein fester Bestandteil. Daneben feierten die römischen Bürgerinnen und Bürger über das Jahr verteilt zahlreiche Feste. Viele davon wurden öffentlich durch den Herrscher ausgerichtet, um die eigene Beliebtheit beim Volk zu steigern. Geschenke waren dabei immer ein fester Bestandteil.

Eines dieser Feste erinnert ein wenig an unser Weihnachtsfest: das Saturnalienfest. Wie der Name schon andeutet, wird zu Ehren des Gottes Saturn gefeiert. Er war der Gott für Landwirtschaft und Zeit. Es könnte also eine Art Ernte-Dank-Fest gewesen sein.

Gefeiert wurde am 17. Dezember. Mit der Zeit wurde das Fest immer länger und erstreckte sich auf eine Woche. Während der Feiertage wurde nicht gearbeitet. Die Leute tranken und aßen viel, spielten Glücksspiele. Häuser und Straßen wurden dekoriert, immergrüne Pflanzen wurden sogar geschmückt – was an unseren heutigen Weihnachtsbaum erinnert.

Und ganz wichtig: es wurden Geschenke ausgetauscht. Es war eher üblich sich kleine Geschenke zu machen, da es hier nicht darum ging den eigenen sozialen Status zu präsentieren. Für das Fest wurden extra Töpferware und kleine Wachsfiguren zum Verschenken hergestellt. Daneben schenkte man sich Kerzen oder Spaßgeschenke. Kinder bekamen Spielzeug.

Das klingt alles schon sehr vertraut. Überrascht aber nicht, wenn man bedenkt, dass das Fest noch gefeiert wurde als das Christentum sich weiter ausbreitete. Vermutlich haben sich die römischen Christen hier ein wenig abgeschaut.

Die heiligen 3 Könige

Und dann gab es ja auch die Geschenke der 3 Könige, die Jesus nach der Geburt angeblich besucht hatten. Gold, Weihrauch und Myrrhe brachten sie dem Kind – wertvolle Gaben, über deren Bedeutung jahrhundertelang spekuliert wurde.

Diese 3 Rohstoffe waren bereits zur damaligen Zeit wertvolle Handelswaren. Im letzten >Weihnachtsartikel hatten wir über die wirtschaftliche Bedeutung und die Handelswege gesprochen. In den späteren Erzählungen über die Sternendeuter erhielten die Gaben eher Symbolcharakter. Das Gold stand für Jesus vorherbestimmte Rolle als künftiger König. Weihrauch verdeutlichte seine Heiligkeit und Myrrhe seine Tugendhaftigkeit.

Auch wenn das gegenseitige Schenken zu Weihnachten erst ab dem 16. Jahrhundert praktiziert wurde, hat diese Geschichte Einfluss auf unsere Traditionen. Zum Beispiel findet in Spanien der Austausch von Weihnachtsgeschenken erst am 6. Januar statt, dem Tag der Heiligen 3 Könige.

Wie die Weihnachtsgeschenke in unser heutiges Fest kommen

Dass wir uns an Weihnachten gegenseitig beschenken, haben wir wohl Martin Luther zu verdanken. Das Weihnachtsfest wurde seit 813 im deutschen Sprachraum offiziell in der Kirche gefeiert – also eher nicht privat in der Familie.

Im 16. Jahrhundert war es üblich, dass Kinder zum Nikolaustag – dem 6. Dezember – Geschenke erhielten: kleine Leckereien, Nüsse und Obst. Da aber Sankt Nikolaus ein Heiliger der katholischen Kirche war, war Luther nicht sehr begeistert – was er auch in seinen Predigten äußerte.

Die Idee, Kindern mit Geschenken zu erziehen (nur artige Kinder sollen Geschenke erhalten), fand dagegen Anklang bei ihm. Angeblich soll er dafür das Christkind gleich mit erfunden haben. Ganz klar bestätigen lässt sich das nicht. Es konnte aber beobachtet werden, dass mit der wachsenden Bedeutung des Christkinds auch die Größe und Anzahl der Geschenke anstieg.

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Resümee

Seit es Menschen gibt, spielen Geschenke eine wichtige Rolle im sozialen Gefüge. Trotz ihrer unterschiedlichen Funktionen je nach Zeitalter und Kultur, haben sie doch immer symbolischen Charakter. Sie sind Ausdruck unserer Werte und Absichten sowie unserer Beziehung zu den Beschenkten.

Geschenke können sowohl kollektiven als auch individuellen Charakter haben. In prähistorischer dienten sie der Verständigung zwischen Gemeinschaften. Gaben an Götter können beides verkörpern. Ich kann eine gute Ernte zum Wohlstand der Gemeinschaft erbitten oder meine persönliche wirtschaftliche Prosperität.

Sowohl im öffentlichen als auch privaten Leben sind Geschenke Bestandteil der jeweiligen Sozialgemeinschaft. Im antiken Griechenland spendeten reiche Personen öffentlich, um die eigene Wirtschaftskraft zu zeigen und um den gesellschaftlichen Frieden zu festigen. Im Privaten möchte ich meine Zuneigung ausdrücken oder – wie Luther das wünschte – jemanden erziehen.

Bei der bedeutenden Rolle, die Geschenke spielten und spielen, sollte zugleich deutlich werden, dass sie nicht teuer sein müssen. Es ist egal, ob es viel oder gar nichts kostet oder ob es gekauft oder selbstgemacht ist. Wichtiger ist, dass wir darüber nachdenken, wer die Person ist, der wir etwas schenken wollen und was ich mit dem Geschenk ausdrücken möchte.

Genauso kann man sich gemeinsam gegen das physische Schenken entscheiden. Zeit zusammen verbringen, ist für sich allein ein wunderbares Geschenk.

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Birgit Hünniger

Ich bin Finanzberaterin und unterstütze die Finanzküche bei ihrer operativen und visionären Arbeit. Meine Aufgabenbereiche sind die Führung von Beratungsgesprächen inkl. Vor- und Nachbereitung, sowie die Erstellung von Beiträgen für Blog und Newsletter.