Verlustaversion: Wenn uns unser Verstand einen Streich spielt

Siehst du das kleine Mädchen auf dem Bild? Kannst du die Freude spüren, die es ausstrahlt? Stell dir vor, es ist dein Kind. Zusammen geht ihr auf die Kirmes. Die Sonne strahlt. An einem Losstand bleibt ihr stehen. Mit glänzenden Augen greift dein kleines Mädchen in die Lostrommel …

Hauptgewinn! Der Teddybär ist größer als deine Tochter. Das Glück ist in diesem Moment perfekt. Dann passiert das Unfassbare. Ein Jugendlicher reißt deiner Tochter den Teddybären aus der Hand. Noch bevor du begreifst, was gerade geschehen ist, ist er um die nächste Ecke verschwunden.

Deine Tochter ist untröstlich. Bittere Tränen kullern ihr Gesicht herunter …

Verlustaversion Beispiel: Der verlorene Teddybär ist ein gutes Beispiel für Verlustaversion

Verlustaversion Beispiel: Der verlorene Teddybär ist ein gutes Beispiel für Verlustaversion

Verlustaversion Beispiel

Kannst du nachvollziehen, wie sich dein Kind in diesem Moment fühlt? Glaubst du, du kannst es trösten? Oder hältst du es für wahrscheinlicher, dass euer glücklicher Tag auf der Kirmes vorbei ist?

Egal, wie deine Antwort ausfällt – sicher ist, dass dein Kind trauriger ist als vor dem Gewinn des Teddybären. Eigentlich verrückt, oder? An der Situation hat sich nichts geändert. Die Sonne scheint und ihr seid immer noch auf der Kirmes, wo es lauter aufregende Sachen zu entdecken gibt. Und wie zu Beginn des Ausflugs habt ihr keinen Teddybären. Trotzdem steht vor dir ein völlig aufgelöstes Kind …

 

Verlustaversion: Wenn uns unser Verstand einen Streich spielt

Mit der Übergabe des Teddybären hat dein Kind ihn gedanklich seinem Besitz zugeordnet. Das neue Wohlstandslevel ist „eingeloggt“. Kommt der Teddy abhanden, fühlt es sich nicht mehr an, als ob ein „Bonus“ verloren geht. In der Folge ist der Schmerz durch den Verlust deutlich größer als die Freude durch den Gewinn. Das ist das Prinzip der Verlustaversion.

Was für Teddybären gilt, ist auch auf die Finanzwelt zu übertragen. Bekommst du 100 Euro geschenkt und verlierst diese wieder, bist du unglücklicher als zuvor. Das aktuelle Vermögen nimmt in unseren Gedanken als Bezugspunkt eine herausragende Stellung ein. Schrumpft das einmal Erreichte in sich zusammen, tut das weh. In Zahlen ausgedrückt, ist der Schmerz über einen Verlust etwa doppelt so stark wie die Freude über einen Gewinn.

Das Problem ist, selbst wenn du dir dieser Problematik bewusst bist, kommt der Schmerz jedes mal aufs Neue. Es ist also völlig normal, wenn dich Börsenturbulenzen, wie wir sie die Tage wieder erleben, nicht kalt lassen.

 

Wie begegnen wir der Verlustaversion am besten?

Das Phänomen der Verlustaversion ist bei jedem unterschiedlich stark ausgeprägt. Wichtig ist, dass du dir deiner (irrationalen) Verhaltensweisen bewusst wirst. Beobachte, wie du auf Verluste reagierst. Kannst du bei fallenden Märkten nicht mehr ruhig schlafen? Dann nimm Risiko aus deinem Depot und senke deine Aktienquote.

Klare Verhaltensregeln können dir helfen, der Verlustaversion zu begegnen. Zum Beispiel:

  • Kaufe und Verkaufe nicht spontan. Hast du eine Entscheidung getroffen, schlafe einige Nächte darüber und betrachte die Situation noch einmal neu
  • Schaue selten ins Depot
  • Sprich deine Entscheidungen mit einer Vertrauensperson durch

Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Vielleicht hilft dir ja klassische Musik um deine Gefühle zu ordnen 😉 Schau, was für dich funktioniert und schreibe dir deine Verhaltensregeln auf. Im Ernstfall kannst du die Liste abarbeiten und so möglichst rationale Entscheidungen treffen.

Zum Schluss bleibt die Erkenntnis:

Das größte Risiko unser Geldanlage sind wir selbst.

 

Jetzt will ich es aber wissen … Hast du mit Verlustaversion zu kämpfen? Wie begegnest du ihr?[wysija_form id=“8″]

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

Bildquelle: © Gorilla – fotolia

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.