Rezension: Das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens

„An der Börse endlich sichere Gewinne erzielen“. Dieses Versprechen ziert das Cover des „Kleinen Handbuch des vernünftigen Investierens“ von John C. Bogle.

Es ist ein Versprechen, das nicht nur die alten Hasen des privaten Investierens aufhorchen lässt, sondern auch blutige Anfänger und solche, die bisher aus Ängstlichkeit oder Zurückhaltung auf private Investments verzichtet haben.

Der ein oder andere hat bestimmt schon Geld an der Börse verloren oder nicht die Renditen erzielt, die versprochen wurden. Manche versuchen mit Insiderwissen und Analysen den Markt zu schlagen. Andere kaufen gehypte Fonds, die erwartungsgemäß irgendwann wieder zurückfahren.

Die Börse kommt mir manchmal vor, wie eine große Spielwiese, auf der es immer Gewinner und Verlierer gibt. Und wo nie vorher klar ist, wer zu welcher Kategorie gehört.

Dass es da ein Buch gibt, das nicht nur Gewinne, sondern tatsächlich sichere Gewinne verspricht, hat mich interessiert. Doch bevor ich näher auf den Inhalt des Buches eingehen werde, lohnt es sich einen Blick auf den Autor zu werfen.

Das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens ist ein kurzweiliges Buch, welches sich an Einsteiger richtet

Der Autor: Wer war Bogle?

John C. (Jack) Bogle wurde am 8. Mai 1929 in New Jersey geboren. Nachdem er 1951 sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Princeton University abschloss, begann er bei der Wellington Management Company zu arbeiten. Dort managte er den Wellington Fund, einem der ersten aktiv gemanagten Investmentfonds. Während dieser Zeit lernte Bogle eine Menge über die Anforderungen und Tücken des Geschäfts.

Zunächst war er sehr erfolgreich. 1965 wurde er Präsident der Wellington Group und fünf Jahre später CEO. Um wettbewerbsfähig und modern zu sein, verfolgte das Unternehmen eine offensive Strategie. Es sollten neue Manager eingestellt werden, die die Performance des Fonds steigern; ein spekulativer Wachstumsfonds wurde eingerichtet und sie suchten Zugang zum schnell wachsenden Investmentberatungsgeschäft.

Neue Fonds wurden aufgesetzt und das Unternehmen war wenige Jahre später nicht mehr das gleiche. Als die Märkte schließlich sanken, verloren die Wellington Fonds mehr Rendite als der S&P 500. Dieses Ereignis ist sehr wichtig, um die Entstehung von Indexfonds und die Motivation des kleinen Handbuchs zu verstehen.

Bogle wurde damals für die Verluste verantwortlich gemacht und gefeuert.

Für ihn war dies ein einschneidendes Erlebnis. Die Schmach, die Bogle bzgl. des exzessiven Managements empfand, ließ ihn die bisherigen Strategien überdenken und nach besseren Lösungen suchen.

Jack Bogle konnte den Aufsichtsrat überzeugen, ihn nach seiner Entlassung als Vorsitzenden und Präsidenten des Wellington Fund zu behalten. Im September 1974, nach monatelangen Recherchen, gründete Bogle mit seinem kleinen Team „The Vanguard Group Inc.“ als eine Art genossenschaftliche Kapitalgesellschaft und bot ab 1976 die ersten Indexfonds.

Diese neue Anlagemöglichkeit erhielt zunächst kaum Aufmerksamkeit und wurde von den Akteuren der Wall Street belächelt. Doch dieser Schritt – von komplizierten, Algorithmen getrieben aktiven Fonds zur einfachen, langfristigen und kostenbewussten Anlagestrategie – machte ihn schließlich über die Wall Street hinaus berühmt und reich. Allerdings nicht so reich wie man es von einem Finanzmanager erwarten würde. Sein Reichtum belief sich zum Zeitpunkt seines Todes am 16. Januar 2019 auf gerade einmal 80 Millionen US-Dollar. Was auch daran liegt, dass er regelmäßig die Hälfte seines Gehalts spendete.

Nachdem wir uns dem Leben und der Haltung Jack Bogles gewidmet haben, wollen wir uns nun dem von ihm verfassten Buch zuwenden und ergründen wie vernünftiges >Investieren funktionieren könnte.

Bestellen kannst du das Buch hier: >Das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens*

Der Inhalt des Buches und seine Quintessenz

In Bogles kleinem Handbuch des vernünftigen Investierens geht es um traditionelle Indexfonds und deren Vorteile gegenüber aktiv gemanagten Investmentfonds. Das Buch ist in 20 Kapitel unterteilt, die sich mit den verschiedenen Aspekten der Kapitalanlage und ihren Auswirkungen auf die Anleger beschäftigt.

Bogle beginnt mit einer Parabel über die Familie Gotrock, die sehr wohlhabend ist und über Generationen hinweg unzählige Nachkommen produziert hat. Ihnen gehören 100% aller US-amerikanischen Aktien, was ihnen ermöglicht, ihr Vermögen stetig zu mehren. Nun lassen sich einige Familienmitgliedern von „Helfern“ einreden, sie könnten ihr Vermögen noch mehr steigern als das der anderen Mitglieder. Diese Helfer beginnen Aktien zu kaufen und zu verkaufen und nehmen für ihre Arbeit eine Provision. Die Familienmitglieder merken irgendwann, dass die anfänglichen Versprechungen nicht gehalten werden und ihr Vermögen langsamer wächst als das der anderen Mitglieder.

Die Kosten, die durch die Helfer und ihre Aktivitäten entstehen, schlagen sich immer mehr auf den Ertrag nieder.

Irgendwann besinnen sich die Familienmitglieder wieder auf ihre frühere Erfolgsstrategie und beginnen, erneut in den kompletten Markt zu investieren und diese Aktien auch zu halten.
Dies ist auch schon die Quintessenz des ganzen Buches und das Prinzip von Indexfonds.

Wie funktionieren Indexfonds?

Traditionelle Indexfonds bilden verschiedene Börsenindizes nach, wobei die Gewichtung der einzelnen Wertpapiere meist der Marktkapitalisierung der Unternehmen entspricht. Bogles erster Indexfonds bildete beispielsweise den S&P 500 nach; also den Aktienindex, der die 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst. In seinem Buch erläutert er anhand von Grafiken und Diagrammen, dass sich die Aktienerträge langfristig nach der Realität der von Unternehmen erwirtschafteten Anlageerträge richten.

Investiert man in den kompletten Aktienmarkt, könnte man Erträge realisieren, die denen des Marktes sehr nahekommen.

Man sollte sich dabei bewusst machen, dass die bisherige Marktentwicklung kein sicherer Indikator für die zukünftige Entwicklung ist. Noch schwieriger ist es, kurzfristige Schwankungen des Marktes vorherzusagen. Dies versuchen Spekulanten regelmäßig und scheitern meistens dabei.

Es hat sich jedoch gezeigt, dass eine Prognose der langfristigen Ökonomie der Kapitalanlage tatsächlich Erfolgschancen haben kann.

In den Augen des Autors macht es also nicht nur Sinn, in den gesamten Markt zu investieren, sondern auch diese Investitionen lange zu halten und und von kumulierten Erträgen zu profitieren.

Im Rest des Buches erklärt Bogle den Lesenden und potentiellen Anlegern, warum Indexfonds Vorteile gegenüber aktiv gemanagten Fonds haben.

Finanzküche Newsletter abonnieren: Enthält das Thema der Woche, aktuelle Beiträge und die Empfehlung des Hauses.


Warum Indexfonds besser als aktiv gemanagte Fonds sind

Einer der größten Vorteile laut Bogle sind die Kosten. Allein die Verwaltungskosten von Indexfonds sind bereits deutlich niedriger als bei aktiv gemanagten Fonds, da letztere mehr Personal (Manager) benötigen, die auf kurzfristige Schwankungen der Märkte reagieren müssen.

Hinzu kommen die Transaktionskosten. Während Indexfonds davon profitieren, dass sie Wertpapiere lange halten, versucht man bei aktiven Fonds durch Umschichtungen zusätzliche Renditen zu erwirtschaften. Doch jede Transaktion geht mit Kosten einher, hinzu kommen Ausgabeaufschläge beim Kauf der Fonds. Diese Kosten sind meist intransparent und erschließen sich nicht gleich.

Zudem verweist Bogle auf die Opportunitätskosten. Aktiv gemanagte Fonds investieren nur in einen ausgewählten Teil des Aktienmarktes, wobei den Investoren Erträge aus den Aktien entgehen, in die nicht investiert wird.

All diese Kosten vermindern die Erträge, die von aktiven Investmentfonds ausgewiesen werden.

Auch sollte man nicht vergessen, dass Manager aktiver Fonds auch mal Fehlentscheidungen treffen, die ebenfalls zu Lasten der Anleger gehen.

Nach Ansicht des Autors ist ebenso Vorsicht geboten bei Fonds, deren Bilanz deutlich besser ausfällt als die Branchennorm. Ist die Performance eines Fonds erfolgversprechend, fließt vermehrt Kapital hinein. Die Anleger möchten von den Ertragssteigerungen profitieren und investieren verstärkt in den Fonds. Bogle zeigt jedoch, dass diese Überperformance nicht dauerhaft ist und die Bilanz solcher Fonds früher oder später wieder auf den Durchschnitt sinkt.

Sind Finanzberater schlecht für die Rendite?

Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit dem Thema Finanzberatung, das für uns natürlich besonders interessant ist. Bogle begrüßt eine gute Finanzberatung; sie ist für ihn aber kein Garant für eine hohe Rendite. Grundsätzlich hilft sie Kunden, ein vernünftiges Portfolio aufzubauen, das die Renditevorstellungen der Anleger mit ihrer Risikotoleranz verbindet. Sie unterstützt Kunden bei der Komplexität, den Feinheiten und steuerlichen Auswirkungen einer Anlage.

Auf der anderen Seite verhelfen Finanzberater aber nicht zu einer zuverlässigen Wertsteigerung, vor allem dann nicht, wenn sie auf den „letzten, heißesten Zug aufspringen“. Finanzmakler kommen in dem Kapitel nicht gut weg, da es sich aufgrund von Provisionen für sie lohnt, ständig Produkte zu kaufen und zu verkaufen, was zu einer geringeren Rendite führt.

Indexfonds vs ETFs

Auch den in Deutschland üblicheren ETFs widmet Bogle ein Kapitel. Da ETFs im Gegensatz zu Indexfonds an der Börse gehandelt werden, ist der Handel mit seinen Anteilen sehr viel leichter. Dies führt oft dazu, dass ETFs als Spekulationsobjekte benutzt werden, was bei Anlegern zu höheren Kosten führt.

Wenn sich ETFs an die Prinzipien des Buy-and-Hold, der Diversifizierung und der minimalen Kosten halten, seien sie jedoch so unbedenklich wie Indexfonds.

Ein letzter Rat

Die letzten Kapitel des kleinen Handbuchs des vernünftigen Investierens beschäftigen sich schließlich mit der Vermögensstrukturierung und den Entscheidungen, die Anleger treffen müssen, um das für sie effektivste Portfolio aus Aktien und Anleihen zusammenstellen zu können. Entscheidend ist dabei, wie viel Risiko die Anleger in Kauf nehmen wollen und können. Abgesehen vom persönlichen Risikoempfinden, schlägt Bogle vor, dass sich jüngere Anleger und Anleger, die Vermögen aufbauen wollen, mehr Risiko erlauben sollten als ältere.

Wie ist das Buch?

Jack Bogle hat mit seinem >kleinen Handbuch des vernünftigen Investierens* einen Leitfaden für Anleger und solche, die es werden wollen, geschrieben, um die Entscheidungen bezüglich Geldanlagen zu erleichtern.

Als Einsteiger in dieses Thema stolpert man zwar ab und zu über nicht geläufige Begriffe, aber insgesamt ist das Buch leicht verständlich geschrieben. Durch anschauliche Diagramme, Vergleichstabellen und Grafiken kann man die Thesen Bogles als Leser gut nachvollziehen. Durch viele Wiederholungen sind die Kernaussagen des Buches sehr einprägsam und bleiben auch nach der Lektüre im Gedächtnis.

Ein weiterer positiver Aspekt waren für mich die kleinen Abschnitte am Ende der Kapitel, in denen Bogle andere Akteure der Wirtschafts- und Finanzwelt zitiert, die seine Thesen untermauern. Sie wirken zwar manchmal ein wenig polemisch, bieten aber gute Anhaltspunkte für weitergehende Literatur.

Was mich auch schon zu den weniger positiven Seiten des Buches führt.

Es gibt kein Literaturverzeichnis. Das Buch bietet inhaltlich zwar einen guten Überblick über grundlegende Funktionsweisen und Fallstricke von Geldanlagen. Allerdings bleibt es meistens deskriptiv und deutet nur an, vor welchen Entscheidungen und Möglichkeiten man bei der Investition in Indexfonds steht. Eine Auswahl vertiefender Literatur wäre daher ein guter Anhaltspunkt gewesen.

Zudem bezieht sich das Buch ausschließlich auf den US-amerikanischen Markt und widmet sich dem europäischen Markt nur im Kapitel über ETFs. Dieses fand ich sehr erhellend. Die Kritik an börsengehandelten Indexfonds konnte ich gut nachvollziehen.

Die Gefahr, dass ETFs als Spekulationsobjekte gehandelt werden ist real. Dennoch eignen sie sich gut für die langfristige Anlage.

Insgesamt habe ich mich nach der Lektüre auch gefragt, ob das Buch nicht hätte kürzer sein können. Die anfängliche Parabel über die Familie Gotrock war meiner Ansicht nach unnötig, da der Rest des Buches sehr anschaulich geschrieben ist und die Familie fast gar keine Rolle mehr spielt. Fraglich ist auch, ob die vielen Wiederholungen notwendig sind. Die Kernaussagen des Buches hätten vielleicht auch in einem längeren Aufsatz gut herausgearbeitet werden können.

Ein weiterer Punkt, den ich etwas befremdlich fand, kommt am Ende des Buches. Dort stellt Bogle Zitate von Benjamin Franklin seinen eigenen Zitaten, die sich inhaltlich ähneln, gegenüber. So möchte er seinen eigenen Worten sicher mehr Gewicht und Allgemeingültigkeit verleihen, erweckt aber den Eindruck von Selbstüberhöhung.

Für wen ist das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens geeignet?

Durch den leicht verständlichen Schreibstil, die anschaulichen Grafiken und die sich wiederholenden prägnanten Kernaussagen eignet sich das >das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens* vor allem für Einsteiger und Anfänger. Man erhält einen guten Eindruck über Funktionsweisen von Indexfonds und die Vor- und Nachteile passiver und aktiver Fonds. Wobei man natürlich bedenken sollte, dass der Autor der Vater des passiven Investierens ist und als Gründer von Vanguard eine deutliche Stellung bei der Beurteilung dieser Vor- und Nachteile bezieht.

Für Fortgeschrittene ist das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens eher weniger geeignet, da es nicht über die Grundlagen des Investierens in Indexfonds hinausgeht und unnötig lang erscheint.

Da ich mich selbst als Anfänger mit Vorkenntnissen bezeichnen würde, empfand ich das Buch als sehr hilfreich. Bevor ich jedoch mein Geld in Indexfonds oder ETFs anlege, bedarf es meiner Ansicht nach weiterer Recherche.

Natürlich kann ich mein Geld sofort zu Vanguard bringen und in das für mich passende Portfolio investieren. Aber vorher sollte man verstanden haben, in was die einzelnen ETFs investieren und ob dies meinen eigenen Ansprüchen und Bedürfnissen gerecht wird.

Finanzküche Newsletter abonnieren: Enthält das Thema der Woche, aktuelle Beiträge und die Empfehlung des Hauses.


Der Vermögensverwalter Vanguard

Vanguard ist sicher eine gute erste Adresse, wenn man sich für langfristige Geldanlagen interessiert und untrennbar mit dem Namen und der Person Bogles verbunden.

In einem der letzten Kapitel seines Buches stellt Bogle unterschiedliche Investitionsansätze und Portfolien vor, die sein Unternehmen zu bieten hat. Und da Vanguard untrennbar mit der Entwicklung und dem Erfolg von Indexfonds verbunden ist, schauen wir uns zum Schluss das Unternehmen, seine Arbeitsweise und Philosophie etwas genauer an.

Vanguard wird in den USA als eine Art Genossenschaft betrieben. Das Unternehmen gehört den Fonds und ETFs, die es auflegt und diese gehören wiederum den Anlegern. In Deutschland ist dies rechtlich allerdings nicht möglich.

Im Kerngeschäft bietet Vanguard seine Kunden verschiedene Investmentprodukte (Aktien, ETFs, Indexfonds). Für Finanz- und Anlageberater bietet es verschiedene Portfoliomodelle als Service zur Unterstützung ihrer Arbeit an.

Die Anlagephilosophie von Vanguard gibt genau das wieder, um was es im Buch geht: klare, realistische Ziele setzen, Diversifikation, Kosten minimieren und langfristig anlegen.

Es werden keine unrealistischen Renditen versprochen und das Unternehmen setzt auf die Eigenverantwortung seiner Anleger. Doch auch hier der Tipp, sich zu informieren was es noch für Anbieter auf dem Markt gibt und welche Produkte sie anbieten.

*Bei den Links handelt es sich um Affiliate-Links. Beim Kauf über die Links bekommen wir eine kleine Provision. Die Produkte werden dadurch für dich nicht teurer.

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Birgit Hünniger

Ich bin Finanzberaterin und unterstütze die Finanzküche bei ihrer operativen und visionären Arbeit. Meine Aufgabenbereiche sind die Führung von Beratungsgesprächen inkl. Vor- und Nachbereitung, sowie die Erstellung von Beiträgen für Blog und Newsletter.