Rendite? Fehlanzeige! Was Privatanleger falsch machen

Shownotes:

Die wichtigsten Inhalte:

  • Hohe Kosten und falsches Verhalten ruinieren die Renditen von Privatanlegern
  • Über 90 Prozent des Anlageerfolges ist auf die Wahl der Anlageklassen zurückzuführen
  • Market Timing und Stock Picking bringen Privatanlegern keinerlei Mehrwert

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Die Episode zum Nachlesen

Rendite? Fehlanzeige! Was Privatanleger falsch machen



Einleitung: Die Rendite von Privatanlegern

Herzlich willkommen zum Finanzküche Podcast. Ich bin Christoph Geiler und freue mich, dass du hergefunden hast. Das Thema heute:

Die zwei großen Fehler von Privatanlegern.

Die langfristige Rendite beträgt über alle Aktienmärkte hinweg ungefähr 9% pro Jahr. Bei näherer Betrachtung kommt bei uns Privatanlegern aber deutlich weniger an.

 

Renditekiller Nummer 1: Die Kosten

Dafür sind zwei große Renditelücken verantwortlich. Nummer 1 sind die Kosten, welche die Rendite von 9 Prozent auf ungefähr 7 Prozent drückt, wenn man sich Privatanleger anschaut, welche mit Einzelaktien handeln. Die Ursache liegt im häufigen Handeln von Privatanlegern. Das Depot wird zu häufig umgeschichtet. Der Einzige, der sicher darüber freut, ist der Broker, der an jedem Trade verdient.

Schauen wir nicht auf Einzelaktien, sondern auf komplexere Finanzprodukte wie beispielsweise Investmentfonds, ist die Kostenbelastung noch gravierender. Die Total Expense Ratio (TER) kann schon einmal 1,8 Prozent betragen. Hinzu kommen Handelskosten innerhalb des Fonds. Schließlich müssen die Entscheidungen des Fondsmanagements umgesetzt und Aktien gekauft und verkauft werden. Hier kommen noch einmal zwischen 1 bis 3 Prozent p.a. an Kosten zusammen.

Wenn du moderat rechnest, kannst du davon ausgehen, dass bei einem aktiven Investmentfonds insgesamt 3 Prozent an Kostenbelastung auf dich zukommt.

Steckt dieser Fonds im Versicherungsmantel, sieht es noch einmal schlimmer aus. Dann kannst du oft zusätzlich 1 Prozent von deiner Rendite abziehen. Damit bleiben dir von deiner ursprünglichen Risikoprämie des Aktienmarkts von 9 Prozent nur noch 5 Prozent übrig – und das obwohl du immer noch das volle Risiko trägst. Ein schlechtes Geschäft, welches du in jedem Fall vermeiden solltest. Ansonsten ruinierst du dir langfristig jeden Ertrag. Über etwaige Abschlussprovisionen haben wir dabei noch gar nicht gesprochen …

 

Warum immer noch aktive Investmentfonds empfohlen werden

Das trotzdem immer noch derart viele aktive Fonds empfohlen werden, liegt an den falschen Auswahlkriterien vieler Finanzberater. Allzu oft ist die vergangene Performance eines Investmentfonds das ausschlaggebende Auswahlkriterium. Dabei lassen die vergangenen Renditen keinen zuverlässigen Schluss auf die Zukunft zu. Wir leben in einer ungewissen Welt, die sich keinen Pfifferling um die Vergangenheit schert.

Die Kosten kommen als Entscheidungskriterium viel zu kurz. Dabei ist die Kostenbelastung die einzige Konstante, auf die man sich verlassen kann und damit der beste Indikator für zukünftige Performance:

Hohe kosten = niedrige erwartete Rendite

Niedrige Kosten = hohe erwartete Rendite

Räume daher bei deinen Anlageentscheidungen den Kosten ein hohes Gewicht ein. Fragen wie:

  • Ist die Branche „hip“, in die der Fonds investiert?
  • Welchen Eindruck macht der Fondsmanager?
  • Wie war die Volatilität in der Vergangenheit?

Sollten – wenn überhaupt – nur ein sehr geringes Gewicht bei deiner Entscheidungsfindung haben.

 

Renditekiller Nummer 2 blickt dich im Spiegel an

Renditelücke Nummer 2 ist noch einmal ein Stück größer als die Kostenlücke. Es ist schlicht …

falsches Verhalten.

Ein Beispiel ist das Trauma der Dotcom-Blase vieler Aktionäre. Beim platzen der Blase haben sie panisch verkauft und sind bis heute nicht an die Börse zurückgekehrt. Wenn du hier nach positiven Renditen fragst, wirst du keine netten Antworten bekommen …

Beim Thema Geld sind wir höchst irrational. Unser Kopf ist weit entfernt vom Homo oeconomicus. Das erkennst du allein daran, dass wenn wir zwei gleiche Wiederholungen sehen, automatisch ein Muster erkennen und eine dritte Wiederholung erwarten, die den vorangegangenen gleicht – und das unabhängig davon, ob tatsächlich ein Muster vorliegt.

Das bedeutet beispielsweise, dass wenn wir zwei, drei oder vier Jahre hintereinander steigende Aktienmärkte beobachten, automatisch eine weiterhin positive Entwicklung erwarten – wenn auch vielleicht nur unterbewusst. Schlagen die Märkte die umgekehrte Richtung ein, werden unsere Erwartungen enttäuscht und wir treffen vielleicht die Entscheidung, auszusteigen. Die später einsetzende Erholung der Märkte verpassen wir.

 

Was Kokain und Geldanlage gemeinsam haben

Wenn wir von Emotionalität und Geldanlage sprechen, mach dir bewusst, dass der Gewinn von Geld im Gehirn die gleichen Zentren aktiviert wie eine Ladung Kokain. Jemand der auf Koks ist, hat ein ähnliches Gefühl, wie jemand, der gerade Geld gewonnen hat. Nicht umsonst gibt es so viele Glücksspielabhängige.

Gleichzeitig sind beim Verlust von Geld im Gehirn dieselben Zentren aktiv, wie wenn du Todesangst erfährt.

Gewinn und Verlust von Geld lösen in uns also einige der stärksten Emotionen aus, die uns im Leben begegnen. Deshalb ist es wichtig, dass du dir ein Portfolio aufbaust, dass zu du deinem Risikoempfinden passt.

Wer zu Beginn seines Anlegerlebens ein 100-Prozent-Aktienportfolio hält und noch gar nicht wissen kann, was emotional auf ihn zukommt, sollte sich genau hinterfragen, ob das eine kluge Entscheidung ist oder ob man doch mit weniger Risiko startet …

Gerade wenn es um größere Vermögen geht und bei einem Crash mehrere Jahresgehälter im Feuer stehen, können mir die Wenigsten erzählen, dass sie das kalt lässt. Es ist ein immer wieder beobachtetes Phänomen, dass die Risikobereitschaft von Anlegern in steigenden Märkten deutlich stärker ausgeprägt ist, als in fallenden Marktphasen.

 

Zwischenfazit:

Die Kosten sind ein entscheidender Indikator für zukünftige Performance. Achte darauf, sie so gering wie möglich zu halten. Daneben gilt es, ein Portfolio zu entwerfen, dass zu deinem Risikoempfinden passt und mit dem du dich wohlfühlst.

 

Market Timing funktioniert nicht – ebenso wenig wie Stock Picking 

In dem Zusammenhang ist es wichtig, dass du dir bewusstmachst, dass Market Timing und Stock Picking nicht funktionieren.

Wer heute noch Market Timing betreibt oder einzelne Aktien auswählt und dabei denkt, den ganz heißen Tipp gefunden zu haben, der lügt sich selbst die Taschen voll.

Es ist eine fast schon absurde Ignoranz gegenüber der Faktenlage, wenn man heute noch denkt, schlauer als der Markt zu sein – gleichzeitig ist es ein weiterer Beweis dafür, wie irrational wir handeln, wenn es ums Geld geht.

Unzählige Studien belegen mittlerweile, dass Market Timing und Stock Picking nicht nur wirkungslos, sondern auch renditeschädlich sind. Wie Privatanleger sich mit falschem Verhalten selbst schaden, kannst du beispielsweise in dieser Studie nachlesen: The Behavior of Individual Investors

Zwar gibt es einige Anleger, die durch Stock Picking eine kleine Zusatzrendite erreichen, diese wird jedoch durch die Implementierungskosten zunichte gemacht.

 

Der richtige Zeitpunkt zum Investieren ist jetzt

Was wir wissen, ist, dass die Aktienmärkte in der Vergangenheit einen positiven Drift von etwa 9 Prozent p.a. hatten. Dabei gibt es Jahre, da geht es 30 oder 40 Prozent nach oben und es gibt Jahre, da geht es 30 oder 40 Prozent nach unten. In welchen Jahren es hoch und in welchen abwärtsgeht, wissen wir leider erst hinterher. Und da wir wissen, dass wir (fast) nichts wissen, ist die sinnvollste Handlungsalternative, so lange wie möglich investiert zu sein. Wer zwischendurch aussteigt, reduziert seine erwartete Rendite.

 

Ignoriere den Rat von „Börsenexperten“

Das Vorhersagen immer dann schwierig sind, wenn sie die Zukunft betreffen, erkennst du, wenn du Börsenfernsehen anschaltest. Es finden sich immer Experten, die exakt die Marktbewegungen des vergangenen Tages oder der letzten Woche analysieren. Für jede Marktbewegung des vergangenen Tages oder der letzten Woche haben sie eine scharfsinnige Erklärung parat.

Dabei beschränkt sich der Scharfsinn allzu oft auf die Vergangenheit. Stellen Experten Prognosen für die Zukunft an, wird die Luft dünn und ihre Erinnerung löchrig. Der Grund:

Prognosen von Börsenexperten sind ebenso oft falsch, wie sie richtig sind.

Falsche Prognosen streichen diese „Experten“ gern aus ihrem Gedächtnis und für die zutreffenden Vorhersagen lassen sie sich feiern …

Der einzig sinnvolle Rat ist an dieser Stelle:

Ignoriere den Rat dieser „Experten“. Sie machen nervös und verleiten zu häufigem Trading. Konzentriere dich lieber auf das, was wichtig ist:

Die Auswahl der Anlageklassen.

Die Wahl der Anlageklassen erklärt über 90 Prozent der Rendite eines Portfolios. Der Einfluss von Market Timing und Stock Picking auf die Portfoliorendite ist im Vergleich dazu verschwindend gering.

 

Resümee: 3 Faktoren für nachhaltigen Anlageerfolg

Die wichtigsten Faktoren für nachhaltigen Anlageerfolg sind:

  • Niedrige Kosten
  • Ein auf das eigene Risikoempfinden abgestimmtes Portfolio
  • Die Wahl der richtigen Anlageklassen

Viel wichtiger als zu entscheiden, in welche Aktien, Anleihen und Immobilien du investierst, ist es, zu entscheiden, ob du eine Anlageklasse überhaupt in dein Portfolio aufnimmst und mit welcher Gewichtung du sie berücksichtigst.

Legst du neben der Auswahl der Anlageklassen deinen Fokus auf niedrige Kosten und die Risikoausrichtung deines Portfolios, hast du den Grundstein für deinen Anlageerfolg gelegt.

In den nächsten Episoden werden wir noch tiefer in die Thematik einsteigen. Bei unserem Verstand fangen wir an. Wenn es ums Geld geht, ist unsere Psyche der entscheidende Erfolgsfaktor. Können wir die emotionalen Gesichtspunkte einer Entscheidung mit den rationalen Gesichtspunkten abgleichen, haben wir eine perfekte Grundlage, um Entscheidungen zu treffen, die sich langfristig auszahlen.

Ich hoffe, du bist dabei. Bis dahin.

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

 

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.