Clever, nachhaltig und gesund: Die Fahrrad-Rente

Ich trete in die Pedale und werde schneller. Freude durchströmt mich. Dann setzt das Denken ein. Etwas stimmt nicht. Ein erschrockener Blick bestätigt mein mulmiges Gefühl. Vater hat mich losgelassen! Ich bin das erste Mal 20 Meter allein Fahrrad gefahren. Es folgt eine abrupte Bremsung und ein ebenso vorwurfsvoller wie freudiger Blick zu meinem Vater.

Es ist eine der wenigen bewussten Erinnerungen meiner frühen Kindheit. Seitdem habe ich unzählige Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt. Ein knappes Jahr bin ich im Verein Rennrad gefahren. Das surrende Geräusch der Kette, wenn der Rückenwind dich schiebt und du sonst nichts hörst, ist unbeschreiblich. Noch heute fahre ich gerne mit dem Rad. Gerade für meinen Arbeitsweg ist es ideal. 15 Minuten brauche ich für die knapp 4 Kilometer von Tür zu Tür. Mit der Straßenbahn sind es 40 Minuten. Selbst mit dem Auto bin ich langsamer, wenn ich Verkehr und Parkplatzsuche berücksichtige.

Radfahren hat viele Vorteile. Was ich dadurch an Geld spare und wie ich dabei an Lebensqualität gewinne, rekapituliere ich in diesem Beitrag.

Fahrrad vor einer bemalten Wand mit Fahrzeugen

Unsere Mobilitäts-Situation

Wir wohnen in der Stadt und haben einen wunderbaren Sohn. Unsere Familien wohnen etwas außerhalb. Meine Eltern sind im Zweifel noch mit Bus und Fahrrad zu erreichen. Bei der Familie meiner Frau wird es schwieriger. Ohne Auto geht nichts. Hinzu kommt, dass das Fahrrad in der Reihe der bevorzugten Fortbewegungsmittel meiner Frau weit hinten rangiert und der wöchentliche Großeinkauf mit Auto entspannter wird. Ein Auto haben wir daher im Bestand. Unter der Woche nutzt es vor allem meine Frau und am Wochenende besuchen wir damit unsere Familien. Auch für Urlaubsfahrten genügt es.

Wenn ich jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit fahren würde, bräuchten wir ein zweites Auto. Da ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, können wir darauf verzichten. Das hat drei positive Effekte:

  1. Wir sparen Geld
  2. Ich bin fitter und gesünder
  3. Unser ökologischer Fußabdruck ist kleiner

Ersparnis: Die Fahrrad-Rente

Um eine Idee davon zu bekommen, was wir durch den Verzicht auf ein zweites Auto sparen, habe ich mir auf >INSTADRIVE einen BMW i3 120Ah in der einfachsten Variante konfiguriert. Angegeben ist er mit einer WLTP Reichweite von 307 Kilometern. Bei einer Laufleistung von 10.000 km/Jahr komme ich auf eine monatliche Rate von 463 Euro für die nächsten drei Jahre. Nach den drei Jahren gebe ich das Auto einfach ab, ohne das Wertverlustrisiko tragen zu müssen. Im Preis enthalten sind alle Kosten wie Versicherungen, Reifen (Sommer wie Winter) und Wartung. Nur der Ladestrom kostet extra. Da es bei uns noch viele kostenlose Lademöglichkeiten gibt, nehme ich diesen lediglich mit 50 Euro/Monat an. Damit liegen wir bei einer monatlichen Gesamtbelastung von 513 Euro.

Der ADAC kommt in >seiner Berechnung für den BMW i3 auf 639 Euro/Monat, allerdings bei einer Laufleistung von 15.000 Kilometern. Unsere 513 Euro/Monat liegen damit nahe an der Realität. Würden wir die Laufleistung auf das geforderte Minimum von 5.000 Kilometern pro Jahr reduzieren, spart das lediglich 50 Euro je Monat. Daher würde ich mich auch in der Realität für die 10.000 Kilometer entscheiden. So muss ich mir nicht ständig Gedanken über den Kilometerstand machen.

Den BMW habe ich in einer Art Leasing gewählt, da ich die Rechnung möglichst realitätsnah haben möchte. Folgende Überlegungen liegen dem zu Grunde:

  • Aufgrund der rasanten Entwicklung der Elektroautos, würde ich aktuell kein neues Auto kaufen. Der Wiederverkaufwert ist mir als Unbekannte zu unsicher.
  • Ich habe Lust, ein Elektroauto zu fahren (bisher habe ich nur den Renault ZOE getestet)
  • Der BMW i3 ist als Stadtauto ideal
  • Zudem habe ich bewusst kein Auto gewählt, das einfach nur günstig ist. Das Gesamtkonzept vom i3 fand ich schon immer spannend.

Im echten Leben haben wir allerdings nur ein Familienauto und verzichten auf den BMW i3 als Zweitwagen. Das spart uns die eben berechneten 513 Euro jeden Monat. Investieren wir diese Summe über 30 Jahre jeden Monat in eine Anlage, die uns 5 Prozent Ertrag pro Jahr bringt, kommen wir nach Steuern auf >ein Endkapital von 344.495,98 Euro. Das ist eine erhebliche Zusatzrente, die dafür sorgen kann, dass ich im Alter keine finanziellen Zwänge habe.

Die Kosten für das Fahrrad habe ich in der Rechnung unterschlagen, da diese kaum ins Gewicht fallen. Auch die Kosten der Kalorienzufuhr für meinen Körper habe ich ausgeblendet, da es beim Fahrradfahren – zumindest bei mir – ohnehin überschüssigen Energiereserven an den Kragen geht.

Gesundheit

Aktuell komme ich kaum dazu, Sport zu machen. Durch das Fahrradfahren garantiere ich mir an Arbeitstagen 30 Minuten Bewegung. Dadurch bin ich fitter. Das merke ich, wenn ich nach einer längeren Auszeit wieder aufs Rad steige. In den ersten Tagen komme ich bei der einzigen längeren Steigung auf meinen Arbeitsweg außer Atem. Nach einer Woche gibt sich das und ich kann aufs Tempo drücken.

Nicht verschweigen lässt sich, dass Gesundheit beim Radfahren auch einen negativen Aspekt hat. Der Verkehr ist für Fahrradfahrer teilweise lebensgefährlich. An vielen Stellen musst du für Autofahrer mitdenken. Ansonsten ist es nur eine Frage der Zeit, bis du übersehen wirst. Das ist ein Grund dafür, dass ich beim Fahrrad etwas tiefer in die Tasche gegriffen habe. Meine Scheibenbremsen haben mich in den letzten zwölf Monaten bereits zweimal vor Schlimmerem bewahrt. Da mutet es fast schon ironisch an, dass kaum Geld in vernünftige Fahrradstrecken investiert wird und gleichzeitig unzählige Milliarden in die Förderung von Elektroautos fließt. Was uns zum Thema Nachhaltigkeit bringt …

Nachhaltigkeit

In einem schweren Blechhaufen auf 4 Rädern durch die Welt zu fahren, verringert unseren ökologischen Fußabdruck sicher nicht – egal ob das Auto Benzin verbrennt oder Strom verbraucht. Das Fahrrad ist Ressourcen schonender – was ein weiterer Grund dafür ist, dass wir aktuell nur ein Auto haben. Kutsche Nummer Zwei lässt sich wegrationalisieren, ohne Einbußen in der Lebensqualität zu haben. An Tagen, an denen ich mit dem Auto zur Arbeit fahre, fühle ich mich wie Pudding.

Vom Autositz in den Bürostuhl und zurück: Gesund ist das nicht.

Nachhaltigkeit, Gesundheit und >Sparen gehen beim Radfahren Hand in Hand.

Tipp: Fahrrad in die Firma kaufen

Mein Fahrrad habe ich in die Firma gekauft. Dabei habe ich darauf geachtet, dass der Preis 800 Euro plus Mehrwertsteuer nicht überschreitet. So hat es sich als geringwertiges Wirtschaftsgut im selben Wirtschaftsjahr komplett abschreiben lassen. Selbständige können ein Fahrrad so aus unversteuertem Geld bezahlen.

Beim Fahrradhändler bin ich so auch in die Preisverhandlung gegangen. Ursprünglich sollte mein Fahrrad einiges mehr kosten, als die von mir aus steuerlichen Aspekten anvisierten 800 Euro. Am Ende sind wir mit ein paar kreativen Lösungen bei exakt diesem Betrag gelandet.

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Resümee

Für mich ist das Fahrrad das Fortbewegungsmittel der Wahl, um auf Arbeit zu fahren. Das spart uns ein zweites Auto, macht mich gesünder und minimiert unseren ökologischen Fußabdruck. Die angelegte Kostenersparnis ergibt über 30 Jahre bei 5 Prozent Ertrag p.a. ein Endkapital von 344.495,98 Euro – nach Steuern. Das ist eine üppige Zusatzrente. Kombinierst du diese mit der >Fleisch-Rente und der >Leitungswasser-Rente wird der finanzielle Spielraum noch größer.

Die Kehrseite ist, dass Fahrradfahren in Deutschland schnell lebensgefährlich werden kann. Hier besteht in der Verkehrsplanung erheblicher Verbesserungsbedarf.

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.