Selbständig während Corona. Wie ich auf die Krise reagiere

Im Beitrag spreche ich darüber, vor welche Herausforderungen mich die Corona-Krise in der Selbständigkeit stellt und wie ich damit umgehe.

Selbständig während Corona. Wie ich mit der Krise umgehe – Die Podcast-Episode zum Artikel:

Shownotes:

Die wichtigsten Inhalte:

  • Die Einschränkungen rund um das Coronavirus bringen berufliche wie private Herausforderungen mit sich
  • Ich liege deutlich hinter meinen Planzahlen. 2020 könnte das erste Jahr ohne nennenswertes Umsatz-Wachstum werden.
  • Dabei habe ich noch Glück, dass eine derartige Situation nicht gut 12 Monate früher eingetreten ist. Zu dieser Zeit hätte das Ganze existenzbedrohend werden können
  • Um gestärkt aus der Krise hervorzugehen, investiere ich eine größere Summe
  • Eine saubere Finanzplanung ist essentiell, um seine Zahlungsströme zu kennen. So lassen sich Investitionsentscheidungen vor dem Hintergrund einer adäquaten Risikosteuerung überhaupt erst treffen
  • Nachdem Corona auch unseren privaten Tagesablauf über den Haufen geworfen hat, habe ich neue Routinen eingeführt, um zu einem gesunden Tagesablauf zurückzukehren
Das Coronavirus hat mich in meiner Selbständigkeit vor große Herausforderungen gestellt. Der richtige Umgang mit diesen Herausforderungen ist ein Drahtseilakt.

Die Herausforderungen in der Selbständigkeit durch das Coronavirus sind ein Drahtseilakt.

Textbeitrag – Selbständig während Corona. Wie ich auf die Krise reagiere

2019 ist geschäftlich überragend gelaufen und dieses Jahr schien nahtlos an diese Entwicklung anzuknüpfen. Im Januar hatte ich mehr Beratungsanfragen als ich langfristig hätte abdecken können. Meine Auslastung war so hoch, dass ich kaum noch Muße fand, links und rechts des operativen Tagesgeschäfts tätig zu werden.

Aber schon im Februar kam der erste Stolperstein. Bei einem Update der Finanzküche wurden versehentlich alle Seiten auf „noindex“ gestellt. Das verhinderte, dass die Google-Suche die Finanzküche weiter ansteuerte. Nach etwa einer Woche viel mir das Problem auf, welches wir zügig beheben konnten.

Der Schaden war trotzdem angerichtet. Kurzfristig machte sich das in einer rückläufigen Zahl von Beratungsanfragen und dauerhaft in leichten Rankingverlusten bemerkbar.

Auf den ersten kleinen Rückschlag folgte der Mann mit dem Hammer. Im Gepäck hatte er das Coronavirus. Am Montag, den 24. Februar 2020 begann der massive Wertverfall an den Kapitalmärkten. Kurz darauf folgte der Lockdown in Deutschland.

Zu Beginn der Krise hat mich die Arbeit überrollt

Zu Beginn der Corona-Krise stieg mein Arbeitspensum sogar noch an, da verschiedene Dinge zusammenkamen:

  • Bearbeitung der Mandate aus den Anfragen zu Jahresbeginn
  • Der Austausch mit meinen Bestandsmandanten zur aktuellen Situation
  • Alles was an Aufträgen da war, habe ich vorgezogen, um mir Liquidität zu sichern und im Bereich Geldanlage bei meinen Mandanten Handlungsfähigkeit herzustellen

In der Spitze hatte ich 7 Beratungsstunden pro Tag, die vor- und nachbereitet werden wollten. Für mich waren das sehr wertvolle Wochen, die mir zwei Sachen klar vor Augen geführt haben:

  • Ich liebe die Beratung, aber nur in einem Maß, welches mir gut tut
  • Das Skalierungspotential meines Geschäftsmodell ist begrenzt (das wusste ich zwar bereits, aber in diesen Wochen habe ich es das erste Mal zu spüren bekommen)

Zu den beruflichen Herausforderungen gesellten sich die privaten

Schon vor dem offiziellen Lockdown versuchte ich meine Bürozeiten zu minimieren und vieles von zu Hause aus zu erledigen. Als dann die offiziellen Beschränkungen kamen, passten wir unser Leben weiter an. Die Arbeit verlagerte ich komplett nach Hause und für einige Wochen haben wir sowohl Freunde als auch Familie in physischer Form nicht gesehen.

Die Folge war, dass meine Frau und ich 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche für unseren Sohn da sein mussten.

Obwohl unser dreijähriger Sohn bisher nicht in Fremdbetreuung ist und wir es gewohnt sind, viel Zeit mit ihm zu verbringen, war das ein Stresstest. Besonders herausfordernd war es, Beratungen und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen. Die Aufgabe:

Einem Dreijährigen erklären, dass Papa nicht verfügbar ist, obwohl er physisch anwesend ist. Toben im zum Arbeitszimmer umfunktionierten Schlafzimmer? Nicht möglich.

Zeit zum Durchatmen

Nach einiger Zeit ließ das Arbeitspensum nach. Vieles hatte ich abgearbeitet und die Neuanfragen gingen mit dem Start des Lockdowns spürbar zurück. Da ich ohnehin eine Pause gebrauchen konnte, blockte ich 2 Wochen im Kalender und ließ die Arbeit weitestgehend ruhen.

Die 14 Tage waren ideal, um die Situation einzuordnen.

Allerdings kamen wir nur begrenzt zur Ruhe. Der Lockdown belastete zunehmend. Soziale Kontakte und Unterstützung bei der Kinderbetreuung durch unsere Eltern fehlten. Zudem brachten es die Veränderungen im Alltag mit sich, dass wertvolle Gewohnheiten verloren gingen. Kletterhalle und Fitnessstudio? Geschlossen.

Gleichzeit sorgten die unzähligen Stunden, die wir zu Hause verbrachten dafür, dass ich mehr Nahrung zu mir nahm als üblich.

Ich merkte, wie meine physische und psychische Gesundheit litt. Langsam wurde es Zeit, sich aus dem Morast zu befreien und zu einem gesunden Tagesablauf zurückzukehren.

Glücklicherweise lockerten sich die Kontaktbeschränkungen und wir konnten zumindest wieder unsere Familien sehen. Der erste Schritt zur Normalität war gemacht.

Existenzängste? Fehlanzeige.

Existenzängste haben wir keine. Rücklagen und Bestandseinnahmen sind mittlerweile ausreichend vorhanden. Auch Neuanfragen laufen weiter, wenngleich der Umfang deutlich zurückgegangen ist.

Unsere finanzielle Ruhe erfüllt mich mit Demut. Noch vor gut einem Jahr hätte uns die aktuelle Situation in Bedrängnis gebracht. Wir haben Glück, dass das Coronavirus nicht eher aufgetaucht ist.

Trotz ausbleibender Existenzbedrohung zeigt sich eine deutliche Verlangsamung des Wachstums. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (erstes Halbjahr 2019) ergibt sich lediglich ein Umsatzplus von 34 Prozent. Hinter meinen Planzahlen liege ich deutlich zurück.

Das zweite Halbjahr 2019 ist hervorragend gelaufen. Unter den aktuellen Umständen wird es schwer, das zu wiederholen. Das Gesamtjahr 2020 könnte damit das erste ohne nennenswertes Wachstum werden.

Die Corona-Krise stellt meinen Investitionsplan in Frage

Der Rückgang an Neuanfragen und die damit verbundene Verfehlung meiner Planzahlen ließ mich meine für 2020 angesetzten Investitionen hinterfragen. Konkret hatte ich auf die Agenda gesetzt:

  • Klare Positionierung des Geschäftsmodells
  • Entwicklung Corporate Identity
  • Relaunch der Finanzküche
  • Weitere Professionalisierung sämtlicher Prozesse
  • Sicherstellung einer regelmäßigen Contentproduktion

Dafür wollte ich zum ersten Mal ein fünfstelliges Budget in die Hand nehmen. Alles ohne Änderungen durchzuziehen, hätte einen Angriff auf meine Rücklagen bedeutet …

In der aktuellen Lage war das keine Option. Wer weiß, wie lange uns das Coronavirus noch begleitet und welche Auswirkungen es am Ende noch hat?

Investitionen in der Krise

Trotz der Unsicherheit habe ich mich allerdings zügig dafür entschieden, jeden einzelnen Investitionspunkt wie geplant umzusetzen. Gerade in einem schwierigen Marktumfeld, halte ich es für sinnvoll, mich noch stärker zu positionieren. Abwarten und auf bessere Zeiten zu hoffen, ist keine Option.

Unsere finanzielle Sicherheit wollte ich dafür allerdings nicht aufgeben. Daher habe ich mich – abweichend von der ursprünglichen Finanzplanung – für eine Fremdfinanzierung entschieden.

Das Kapital habe ich zum Nulltarif in Form eines Förderdarlehens erhalten. Förder-Voraussetzung war ein voraussichtlicher Rückgang im geplanten Umsatz von mindestens 20 Prozent in Folge des Coronavirus. Zudem musste die Unternehmung zum 31.12.2019 wirtschaftlich gesund sein. Check.

Für einen Zuschuss kam ich hingegen nicht in Frage, da man dafür akute Existenzprobleme haben musste (und diese vermutlich auch irgendwann nachweisen muss).

Das Ziel: Gestärkt aus dieser Phase kommen

Das Coronavirus stellt uns vor immense Herausforderungen, auch wenn wir bisher glimpflich davon gekommen sind. Privat war die soziale Isolation ein harter Einschnitt und beruflich bin ich das erste Mal mit einem rückläufigen Anfragevolumen konfrontiert.

Mein Ziel ist es, gestärkt aus dieser Phase herauszukommen, privat und beruflich.

Für meine Gesundheit habe ich alte Routinen wieder aufleben lassen und um neue ergänzt. Das hat mir sehr geholfen, mich aus meinem Sumpf bestehend aus zu wenig Bewegung und erhöhter Nahrungsaufnahme herauszuarbeiten. Vier tägliche Routinen möchte ich hervorheben, die mir einen besonderen Mehrwert bringen:

  • Morgens kalt duschen → macht meine müden Knochen munter
  • Dehnen → seitdem sind meine Rückenschmerzen Geschichte
  • Meditieren → macht mich ausgeglichener
  • Müsli zum Frühstück → hält das Energielevel lange aufrecht

Die beruflich angeschobenen Veränderungen werden hoffentlich Anfang Oktober sichtbar. Vieles davon betrifft die Finanzküche und ich hoffe, dass es Dir gefällt 🙂

Für das Projekt habe ich verschiedene Spezialisten mit ins Boot geholt und mir dauerhaft Unterstützung für die Contenterstellung gesucht. Die damit verbundene Projektsteuerung macht mir unglaublich viel Freude. Menschen an einen Tisch zu bringen, die spürbar Lust darauf haben, ein Projekt gemeinsam nach vorn zu bringen, ist ein großartiges Gefühl.

Zu keinem Zeitpunkt war es eine ernsthafte Option, die Investitionen aufgrund von Corona hinten anzustellen. Ich glaube sogar, dass ich ohne Corona den Weg nicht so konsequent beschreiten würde.

Dabei kann der Wert einer soliden Finanzplanung gar nicht überschätzt werden. Dadurch, dass ich jederzeit einen Überblick über meine Zahlungsströme habe, weiß ich genau, was ich mir leisten kann und was nicht. Und das Wichtigste ist:

Ich weiß, wo ich hin will.

Das gibt mir die Orientierung, um in dieser schwierigen Zeit auf Kurs zu bleiben.

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.