Wir Deutschen sind ein Völkchen, das auf Sicherheit bedacht ist. Einmal Erreichtes geben wir nicht so schnell aus der Hand. Bei der Geldanlage äußert sich das in einer hohen Risikoscheu. So ist es wenig verwunderlich, dass wir auf Beitragsgarantien stehen. Bedeutet:
In privaten Altersvorsorgeverträgen lassen wir uns garantieren, dass bei Auszahlung mindestens die eingezahlten Beiträge zur Verfügung stehen.
Bei Riester-Renten und betrieblichen Altersvorsorgen sind Beitragsgarantien sogar gesetzlich vorgeschrieben …
Eine gute Sache? Nur auf den ersten Blick. Was gerne unter den Tisch gekehrt wird, sind die Garantiekosten. Die Höhe der Garantiekosten hat Prof. Dr. Olaf Stotz von der Frankfurt School of Finance & Management in einer Studie untersucht. Diese Studie werde ich in diesem Beitrag aufgreifen und zeigen, dass Beitragsgarantien vor allem eins garantieren:
Der Altersarmut einen Schritt näher zu kommen.
Inhaltsverzeichnis
Was dich eine Beitragsgarantie kostet
Um die Höhe der Garantiekosten (bzw. Opportunitätskosten) zu ermitteln, wurden Sparpläne mit Beitragsgarantie und Sparpläne ohne Beitragsgarantie miteinander verglichen. Da bei Sparplänen mit Beitragsgarantie ein Teil der Beiträge statt in Aktien in sichere Anleihen investiert werden muss, entstehen Opportunitätskosten. Sie entsprechen der Differenz zwischen den mittleren Vermögensendwerten beider Varianten.
Aus dem Diagramm von Prof. Dr. Olaf Stotz geht hervor, dass für eine heute 25-jährige Anlegerin, welche monatlich über 42 Jahre 50 Euro investiert, für eine Beitragsgarantie etwa 140.000 Euro Opportunitätskosten anfallen. Das entspricht dem 5,5-fachen ihrer eingezahlten Beiträge (25.200 Euro).
Des Weiteren lässt sich erkennen, dass in den letzten 15 Jahren die Garantiekosten deutlich gestiegen sind, was sich durch die Niedrigzinsphase erklären lässt. Der Zusammenhang ist folgender:
Je weniger Zinsen Anleihen abwerfen, desto größer ist der Anteil der Beiträge, welcher in Anleihen investiert werden muss. Es steht weniger Geld zur Verfügung, das in Aktien investiert werden kann – die erwartete Rendite des Sparplans sinkt und die Opportunitätskosten steigen.
Für ältere Sparer zeichnet die Studie ein ähnliches Bild. Wobei die Garantiekosten mit zunehmenden Alter abnehmen. Bei einer 45-jährigen Anlegerin betragen sie noch etwa das Doppelte der eingezahlten Beiträge.
Damit haben wir die Frage nach den Kosten einer Beitragsgarantie geklärt. Zeit, auf das Preis-Leistungs-Verhältnis zu schauen.
Interessant ist für uns vor allem der Teil des Diagramms, bei dem 0 Prozent der Beiträge garantiert sind. Die Wahrscheinlichkeit am Ende eines solchen Sparplans weniger als die eingezahlten Beiträge herauszubekommen, liegt für:
- Eine 25-jährige Anlegerin bei unter einem Prozent
- Eine 35-jährige Anlegerin bei knapp über einem Prozent
- Eine 45-jährige Anlegerin bei etwas über drei Prozent
Bedenken wir, dass die Garantiekosten bei älteren Anlegern niedriger ausfallen als bei jüngeren, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis für ältere Anleger tendenziell attraktiver.
Die Ergebnisse der Studie richtig einordnen
Es ist das Wesen einer Studie, dass sie immer Annahmen trifft. Auf 3 wesentliche Annahmen der Studie möchte ich näher eingehen.
1. Kosten wurden nicht berücksichtigt
Für eine Versicherung fallen Abschluss-, Verwaltungs- und Risikokosten an. Diese Kosten müssen erst einmal „aufgeholt“ werden, damit die Beitragsgarantie gestellt werden kann. Damit dürfte in der Realität ein deutlich größerer Anteil der Sparraten für die Stellung der Beitragsgarantie verwendet werden, was die Garantiekosten weiter in die Höhe treibt.
2. Die Beitragsgarantie wurde durch Anleihen gestellt
Die Beitragsgarantie kann in der Realität auch über optionsbasierte oder dynamische Strategien gestellt werden. Die DWS hat beispielsweise das I-CPPI-Modell entwickelt. Hier wird je nach Situation zwischen risikobehafteten und sicheren Anlagen umgeschichtet. So sollen Sicherheit und Rendite optimiert werden.
An den Erfolg solcher Strategien kann man glauben oder nicht. Grundsätzlich gilt:
Rendite kommt von Risiko.
Wer diesen Zusammenhang aushebeln will, muss sich zumindest einen skeptischen Blick gefallen lassen.
3. Die Garantiekosten wurden auf der Annahme ermittelt, dass die Anlegerin im Sparplan ohne Beitragsgarantie zu 100 Prozent in Aktien investiert.
Auch wenn es langfristig rational sein mag, 100 Prozent des Geldes in Aktien zu investieren, halten dies viele Anleger emotional nicht durch. Dafür sind die Wertschwankungen zu groß. Eine konservativere Strategie ist oft die bessere Alternative. Womit die Opportunitätskosten niedriger ausfallen, als in der Studie dargestellt.
Allerdings ist fraglich, wozu konservativere Anleger eine Beitragsgarantie benötigen. Die sowieso schon geringe Wahrscheinlichkeit eines Garantiefalls, geht dann endgültig gegen Null.
Fazit
Die Beitragsgarantie ist bei Riester-Verträgen und betrieblichen Altersvorsorgen verpflichtend. Die Opportunitätskosten dafür betragen in der Regel ein Vielfaches der eingezahlten Beiträge. Das bedeutet, damit sich ein solcher Vertrag lohnt, brauchst Du als Grundvoraussetzung:
- Förderquoten, die einem Vielfachen Deiner eingezahlten Beiträge entsprechen
- Extreme Risikoscheu
Der Nutzen einer Beitragsgarantie ist begrenzt – zumal Deine Beiträge garantiert werden und nicht Deine Kaufkraft. 1000 Euro entsprechen bei 2 Prozent Inflation nach 42 Jahren einer Kaufkraft von 435,30 Euro …
Sicherheit ist eine teure Illusion.
Letztlich musst Du selbst entscheiden, was Dir eine Beitragsgarantie wert ist.
Dein Finanzberater
Christoph Geiler
Quellenangabe
Titelbildquelle: © lassedesignen – fotolia
*1 Garantiekosten in der Altersvorsorge – Entwicklung eines Garantiekostenindexes, Maximilian Renz, Prof. Dr. Olaf Stotz, Frankfurt School of Finance & Management, S. 2
*2 Garantiekosten in der Altersvorsorge – Entwicklung eines Garantiekostenindexes, Maximilian Renz, Prof. Dr. Olaf Stotz, Frankfurt School of Finance & Management, S. 12
*3 Garantiekosten in der Altersvorsorge – Entwicklung eines Garantiekostenindexes, Maximilian Renz, Prof. Dr. Olaf Stotz, Frankfurt School of Finance & Management, S. 17