Wenn Sie schon einmal nach einem passenden Investmentfonds für sich gesucht haben, wissen Sie, wie schwer es ist, sich zwischen den vielen Angeboten zu entscheiden. Wie soll man nur die Qualität eines Fonds bewerten?
Vergangenheitsbetrachtung:
In der Praxis wird fast immer auf die historische Wertentwicklung geschaut. Das unterscheidet die meisten Berater nicht von ihren Kunden. Das Problem hierbei ist, dass vergangene Gewinne keinen Aufschluss über die Zukunft zulassen. Vergangene Gewinne sind genau das, Vergangenheit. Die Rendite hat jemand anderes gemacht. Sie kommen zu spät … für die Zukunft werden die Karten wieder neu gemischt. Ein Auto bringen Sie auch nicht sicher von A nach B, wenn Sie ständig in den Rückspiegel schauen.
Humankapital:
Können wir Aussagen anhand des Managements treffen? Schließlich trifft das Management die Anlageentscheidungen. Ist es besonders kompetent, sollte das ein Indikator für einen Mehrertrag sein, oder? Falsch, die Realität sieht anders aus. Die meisten der aktiv gemanagten Fonds (Studien sprechen von über 90 Prozent) schlagen ihren Vergleichswert nicht. Nun könnten Sie sagen: „Ist mir doch schnuppe, ich nehme einen von den übrigen 10 Prozent“.
Das Problem dabei ist, dass es zwar eine Gruppe von Fonds gibt, die eine Überrendite schaffen, diese wechselt jedoch ständig. Sie müssten also Jahr für Jahr Ihre Wahl neu treffen. Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie immer richtig wählen? Oder anders gefragt, wie oft würfeln Sie bei „Mensch ärgere Dich nicht“ hintereinander eine sechs?
Active Share:
Das Management fällt also als Indikator aus. Schauen wir uns nun die neue „Wunderwaffe“ an, den Active Share. Active was?
Der Active Share gibt an, wie stark ein Fonds von seinem Vergleichsindex abweicht. Umso höher der Active Share ist, umso aktiver ist der Fonds. Man könnte auch Fragen, arbeitet der Fondsmanager überhaupt für sein Geld? In Zeiten, in denen vielen Fonds nachgesagt wird, förmlich an ihren Vergleichsindizes zu kleben, erfreut sich die Kennzahl Active Share immer größerer Beliebtheit.
Man sollte allerdings bedenken, dass eine Abweichung vom Vergleichsmarkt zwar einerseits zwingende Vorrausetzung dafür ist, besser als dieser abzuschneiden, andererseits jedoch ein ebenso hohes Risiko birgt, schlechter als dieser abzuschneiden.
Somit ist der Active Share sicher eine nützliche Kennzahl, sie gibt aber keine verlässliche Garantie auf eine Zusatzrendite.
Morningstar hat sich, in einem lesenswerten Beitrag, erst kürzlich mit dem Thema Active Share auseinandergesetzt (Link).
Total Expense Ratio:
Sicher könnte man an dieser Stelle noch weitere Möglichkeiten aufführen, Investmentfonds miteinander zu vergleichen. Das ändert jedoch nichts daran, dass wir nicht zuverlässig sagen können, Fonds X liefert eine bessere Rendite als Fonds Y.
Und doch gibt es eine Möglichkeit, Fonds ganz einfach miteinander zu vergleichen. Die Lösung ist nahezu trivial. Wir ziehen einfach die Kosten heran. Dazu nutzen wir die Kennzahl TER (Total Expense Ratio). Die Gesamtkostenquote gibt an, welche Kosten bei einem Fonds jährlich anfallen. Ausgabeaufschläge und Transaktionskosten bleiben dabei unberücksichtigt.
Erwirtschaftet ein Fonds beispielsweise sieben Prozent jährlich, bleiben bei einer TER von zwei Prozent, nur fünf Prozent für den Anleger übrig. Wenn wir also einen Fonds finden, der weniger Kosten verursacht als die Konkurrenz, haben wir einen recht zuverlässigen Indikator für einen Mehrertrag.
Normale Investmentfonds haben Kostenquoten zwischen etwa einem und drei Prozent. Um als Privatanleger unsere beste Trumpfkarte korrekt auszuspielen, stoßen wir damit fast zwangsläufig in die Welt der Exchange Traded Funds vor (kurz: ETF). Von ihrer Art her sind sie Verwandte der Investmentfonds. Allerdings kommen sie ohne aktives Management aus und sind daher erheblich günstiger. Gesamtkostenquoten von weniger als 0,2 Prozent sind dabei längst keine Seltenheit mehr.
Fazit:
Die Kosten spielen, bei der Auswahl eines Investmentfonds, eine Schlüsselrolle. Für einen Vergleich der Kostenquoten bietet sich die Kennzahl TER (Total Expense Ratio) an.
Das größte Einsparpotential ergibt sich beim Fondsmanagement.
Die meisten aktiv gemanagten Fonds schlagen ihren Vergleichsmarkt langfristig nicht. Schlimmer noch, die Gruppe, die es schafft, wechselt ständig. Vorhersagen sind damit nahezu unmöglich.
In der Studie „Lohnt aktives Fondsmanagement aus Anlegersicht? Ein Vergleich von Anlagestrategien in aktiv und passiv verwalteten Aktienfonds“ (Universität Köln 2003, Prof. Dr. Alexander Kempf, Knut Griese) heißt es im Abstract dazu:
„In der vorliegenden Arbeit wird anhand eines von Survivorship-Bias freien Datensatzes zu Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland untersucht, ob ein Anleger ohne private Informationen durch geeignete Handelsstrategien in aktiv verwalteten Fonds in der Lage ist, Indexfonds zu schlagen. Wir finden keine Evidenz dafür, daß dies möglich ist.“
Wenn aktives Management also keinen Mehrwert bietet, kann man hier den Rotstift ansetzen. Damit rücken Exchange Traded Funds (ETFs) in unser Blickfeld. Diese bilden einen Vergleichsmarkt ab und kommen so ohne teures Fondsmanagement aus.
Jetzt interessiert mich Ihre Meinung!
Haben Sie Fragen, Anregungen und/oder Kritik? Nach welchen Kriterien wählen Sie Investmentfonds aus?
Ihr Finanzkoch
Christoph Geiler
Anmerkung: Dieser Artikel basiert auf Erkenntnissen verschiedener Studien. Diese können sich zu einem späteren Zeitpunkt als falsch erweisen. Damit gibt es, wie es die Überschrift vielleicht provokativ suggeriert, keine Garantie.
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