Was du vom tiefen Fall der Fondslegende Bill Miller lernen kannst

Wir lieben Stars – auch in der Finanzbranche. Sie zeigen uns, was alles möglich ist.

Du rackerst dich ab. Was ein Warren Buffet schaffen kann, das kannst du auch. Doch der Erfolg will sich nicht einstellen. Du versuchst es weiter und weiter. Du verzweifelst. Die Renditen eines Peter Lynch, John Neff oder Bill Miller erreichst du nicht. Schlimmer noch – du schlägst nicht einmal annähernd den Markt.

Dann kommt die Nachricht vom tiefen Fall deines Idols. Ein katastrophales Jahr macht seine vergangenen Erfolge zunichte. Die Presse überzieht ihn mit Spott und Häme. In den folgenden Jahren sind seine Renditen nicht besser als deine.

Seine Magie ist verflogen …

Der tiefe Fall von Bill Miller

Ein eindrucksvolles Beispiel für eine solche Geschichte ist die Fondslegende Bill Miller. Von 1991 bis 2005 schlug er den S&P 500 Index unglaubliche 15-mal in Folge.

Die BusinessWeek nannte ihn 1999 einen der „ Helden des Value Investments“. 2005 wurde er zum „erfolgreichsten Fondsmanager aller Zeiten“ gekürt.

Im Januar 2005 sagte er im Wall Street Journal dazu:

As for the so-called streak, that’s an accident of the calendar. If the year ended on different months it wouldn’t be there and at some point the mathematics will hit us. We’ve been lucky. Well, maybe it’s not 100% luck—maybe 95% luck.

Frei übersetzt:

Meine Erfolgsserie ist ein Unfall im Kalender. Wenn das Jahr in einem anderen Monat enden würde, wäre sie nicht da und irgendwann wird uns die Mathematik einholen. Wir haben Glück gehabt. Vielleicht nicht 100 Prozent Glück – vielleicht 95 Prozent Glück.

Bill Miller sollte Recht behalten – schneller und brutaler als ihm lieb sein konnte …

Auf Bill Miller‘s Höhepunkt 2006, war sein Legg Mason Capital Management Value Trust 20,8 Milliarden Dollar schwer. Dann kam die Finanzkrise und er griff völlig daneben. Bankaktien waren im freien Fall. Getreu seines Value-Ansatzes kaufte er immer mehr davon. Je tiefer die Kurse, umso mehr Finanztitel wanderten in sein Portfolio.

2008 schaffte er es auf diese Art und Weise sage und schreibe 55 Prozent seines Fondsvermögens zu vernichten. Seine Anleger kehrten ihm in Scharen den Rücken. Die vergangenen Erfolge verblassten.

2009 setzte Bill Miller noch einmal ein Lebenszeichen und schnitt besser ab als 92 Prozent seiner Kollegen – nur um im ersten Halbjahr 2010 zu den schlechtesten 3 Prozent zu gehören …

Und die Moral dieser Geschicht‘? (Vertraue teuren Fondsmanagern nicht)

Geschichten wie diese gibt es zuhauf. „Anleihe König“ Bill Gross, Hedge-Fonds-„Legende“ John Paulson und „Crashprophet“ Marc Faber – um nur einige zu nennen. Alle können nicht mehr an die Renditen vergangener Tage anknüpfen. In den Medien geraten sie langsam in Vergessenheit.

Was also tun? Nach anderen Lichtgestalten Ausschau halten, die Orientierung bieten?

Wie wäre es mit „Mr. Dax“ himself Dirk Müller? Berühmt geworden durch gestochen scharfe Fotos vom Frankfurter Börsenparkett, ist er mittlerweile erfolgreicher Buchautor und Fondsmanager.

Sein Fonds wirbt mit:

  • Professionelles Fondsmanagement durch renommierte Experten – „Premium für Alle“
  • Einsatz von Absicherungsinstrumenten in Abschwungphasen des Marktes
  • Niedrige Fondsgebühren

Und vielem mehr …

Dabei lohnt sich ein Blick in sein Buch Crashkurs, welches 2009 erschienen ist. Auf Seite 140 schreibt er:

Aktien und Aktienfonds gehören in diesen unsicheren Zeiten schlicht nicht ins Depot

Direkt darauf setzte der Dax zu einer fulminanten Rallye an – über 50 Prozent plus in zwei Jahren … Doch kein „Premium“ für alle?

Bleibt nur eins:

Akzeptieren, dass es bei der Geldanlage keine Abkürzungen gibt.

Die Lichtgestalten des Investments, die uns regelmäßig in Zeitschriften anlächeln, befinden sich auf dem irren Pfad des Zufalls oder schlimmer noch: Sie sind Marketing-Gags der Finanzbranche.

Der Finanzwesir hat dazu einen hervorragenden Artikel verfasst: Fonds-Manager: Erfolgreich auch ohne Kompetenz – der Finanzwesir macht Sie zum Finanz-Guru

Niemand schlägt zuverlässig den Markt

Von den vielen Stars der Finanzbranche ist einer übrig geblieben.

Warren Buffet

Er hat den S&P 500 Index in den letzten Jahrzehnten deutlich hinter sich gelassen – und es so zu einem der reichsten Menschen der Erde geschafft. Ob er das seinem einzigartigen Know-how zu verdanken hat, lässt sich nicht sagen.

Wahrscheinlicher ist, dass der Zufall eine gehörige Portion mitzureden hatte. Wenn sich genügend Menschen zum Würfeln treffen, wird einer davon 20-mal in Folge eine Sechs würfeln. Warren Buffet könnte dieser eine sein …

Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass der S&P 500 für Warren Buffet der falsche Vergleichsindex ist. Einen USA-Gesamtmarkt-Value-Aktien-Index, welcher sich eher anbietet, hat Buffet in den letzten 20 Jahren um etwa einen Prozentpunkt pro Jahr geschlagen.1 Was zugegeben immer noch eine beachtliche Leistung ist – oder eben Glück.

Davon abgesehen, sind weder du noch ich Warren Buffet – und selbst der Altmeister rät inzwischen zum passiven Investieren.

Höchste Zeit, auf ihn zu hören. Aktien- Anleihe- und Devisenmärkte sind zu effizient, als dass sie jemand zuverlässig schlagen könnte.

>>Die Efficient-Market-Theorie ist die praktischste Sache der Welt<< Eugene Fama (Nobelpreisträger)

Was ist schöner als die Erkenntnis, dass Fleiß und harte Arbeit an den Finanzmärkten keine Erfolgsfaktoren sind?

Entscheidend sind vielmehr

  • Die Diversifikation
  • Die individuelle Risikoeinstellung der Anlage
  • Geringe Kosten
  • Und vor allem ein langer Atem

Alle öffentlich verfügbaren Informationen sind in den Aktienkursen bereits eingepreist. Das macht Analysen einzelner Aktien oder ganzer Märkte überflüssig.

Ein Aktien- Anleihe- und Devisenkurs ist immer die aktuell beste verfügbare Schätzung des tatsächlichen Wertes.

Das bedeutet nicht, dass die Schätzung richtig ist. Es heißt nur, dass es keine bessere gibt.

In letzter Zeit war in den Kommentaren hier vermehrt das Argument zu lesen, dass eine öffentlich bekannte Investmentstrategie funktioniert, weil sie nicht jeder benutzt …

Diese These steht auf tönernen Füßen. Für einen effizienten Markt reicht es bereits wenn ein kleiner Teil der Akteure rational handelt. Wenn du heute erkennst, dass der Preis einer Aktie von 100 Euro auf 110 Euro steigen wird, wirst du sofort alle verfügbaren Bestände aufkaufen bis der Preis bei 110 Euro angekommen ist – zur Not auf Kredit. Theoretisch reicht also schon ein rationaler Anleger, wenn ihm genügend Mittel zur Verfügung stehen. Es bleibt dabei:

Ein Aktien- Anleihe- und Devisenkurs ist immer die aktuell beste verfügbare Schätzung des tatsächlichen Wertes.

Fazit

Der tiefe Fall von Fondslegende Bill Miller zeigt die Effizienz der Kapitalmärkte.

  • Wenn dir jemand professionelles Fondsmanagement verspricht – schick ihn nach Hause.
  • Wenn dir jemand 13 Prozent Rendite pro Jahr verspricht – schick ihn nach Hause.
  • Wenn dir jemand mehr Rendite bei weniger Risiko verspricht – schick ihn nach Hause.
  • Wenn dir jemand einen 3-Jahres-Erfolgs-Chart zeigt – schick ihn nach Hause.

Warum? Der Versuch den Markt zu schlagen, ähnelt dem Gang in ein Kasino. Wenn du kein Spieler bist, dann

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

Textquelle:

1vgl. Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs – Gerd Kommer 4., aktualisierte Auflage S. 153 (Der Kauf des Buches lohnt sich, auch wenn du schon eine ältere Ausgabe im Regal stehen hast.)

Bildquelle: © Light Impression – fotolia

Externe Quellen zum Nachlesen:

Wikipedia Eintrag: Bill Miller
The Long Climb and Steep Descent of Legg Mason’s Top Stock Picker
Legg Mason names Miller successor
aktuell: Bill Miller rät zum Kauf

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.