Warum ich ab heute Geld für mein Bankkonto bezahle – und das gerne

Geschafft. Ab heute ist Schluss mit Wasser predigen und Wein trinken. Zumindest was mein Geschäftskonto angeht. Im Fließtext klingt das so:

„Herzlich willkommen!

Sehr geehrter Herr Geiler,

jetzt bewegen wir gemeinsam etwas – wir haben Ihr Triodos Bankkonto für Sie eingerichtet und Ihren Zugang zum Online-Banking angelegt.“

Jetzt bin ich Kunde einer „grünen“ Bank. Jede Transaktion kostet mich von nun an 10 Cent. Eine geringe Kontoführungsgebühr wird wohl bald folgen. Gut so. Ich bezahle das Geld gerne. Warum? Das erfährst du in diesem Artikel.

Zwei Hände halten eine grüne Erde.

12,7 Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten

Starten wir mit ein paar Zahlen:

  • 12,7 Milliarden – so viel Geld hat die Deutsche Bank seit 2012 für Rechtsstreitigkeiten ausgegeben.
  • 6000 – in so viele Rechtsstreitigkeiten ist die Deutsche Bank in etwa verwickelt.
  • 1,45 Milliarden – so viel Geld musste die Commerzbank berappen, um sich in den USA von Vorwürfen gegen Geldwäsche freizukaufen
  • 18,2 Milliarden – so viel Geld hat der Steuerzahler 2008 und 2009 in die Rettung der Commerzbank gepumpt.
  • 61 Prozent – so viele Bankkunden würden Ihre Bank wechseln, wenn Sie wüssten, dass Ihre Bank Rüstungsunternehmen finanziert. Ein Großteil der 61 Prozent sind Kunden bei Banken, die Rüstungskonzerne finanzieren.

Zugegeben. Es klingt verlockend. Kostenlose Kontoführung. Deutschladweit kostenlos Geld abheben. Und als Sahnehäubchen 100 Euro Startguthaben für das Girokonto. Aber:

Geld ist nicht alles. Mit tut es nicht weh, wenn ich 5 Euro im Monat für mein Konto hinblättere und im Gegenzug meine Bank keinen Unsinn anstellt. Da gibt es Schlimmeres …

Die Ertragslage der Banken ist unter Druck

In ihrem ursprünglichen Kerngeschäft – der Kreditvergabe – verdienen Banken in unserer Niedrigzinswelt kaum noch Geld. Trotzdem wollen Mitarbeiter bezahlt und Filialen unterhalten werden. Für mich ist es verständlich, dass Banken daher Gebühren für Dienstleistungen am Kunden (Überweisungen, Kontoführung usw.) verlangen. Was ist die Alternative?

  • Fragwürdige Geschäfte zu finanzieren?
  • Den Immobilienmarkt aufzublähen?
  • Den Goldpreis zu manipulieren?
  • 80-jährigen Rentnern Bausparverträge aufzuquatschen?

Da bezahle ich lieber brav meine Überweisungsgebühren. Seltener war es günstiger, etwas Gutes zu tun.

Die Neukundenmentalität nervt mich

Hier übe ich nicht nur Kritik an Banken. Branchenübergreifend scheint es eine Art Wettbewerb geworden zu sein, sich mit Rabatten und Boni für Neukunden zu überbieten. Wenn man dann als Bestandskunde ein Problem hat, halten sich Service und Kooperationsbereitschaft in Grenzen. Bei Banken äußert sich das in Begrüßungsgeldern von bis zu 100 Euro. Der Bestandskunde wird dafür mit 0,05 Prozent Tagesgeldzinsen abgespeist.

Da frage ich mich, was die Heerscharen an Wirtschaftsstudenten im Marketing lernen. Für ein Unternehmen ist es 10-mal günstiger Geschäfte mit Bestandskunden zu machen, als Neukunden zu gewinnen. Und wer zufriedene Bestandskunden hat, braucht sich um Neukunden keine Sorgen mehr zu machen – ein Prinzip, dass die nachhaltigen Banken verstanden haben.

Die vier „grünen“ Alternativen zu den herkömmlichen Banken

Schauen wir uns die konkreten Alternativen zu den herkömmlichen Banken an:

  1. Triodos Bank

Mit einer Bilanzsumme von 8,2 Milliarden Euro im Jahr 2015 ist die Triodos Bank die größte nachhaltige Bank Europas. Sie ist in den Niederlanden verwurzelt. Kredite vergibt sie ausschließlich in die Realwirtschaft. Dabei finanziert sie die Bereiche:

  • Erneuerbare Energien
  • Ökologische Landwirtschaft
  • Sozialwirtschaft
  • Handel und Herstellung (Non-Food)

 

  1. EthikBank

Auf der Homepage der EthikBank wirst du so begrüßt:

„Die EthikBank ist eine ethisch-ökologische Direktbank. Was uns von anderen Banken unterscheidet, ist der Umgang mit dem Geld unserer Kunden. Dabei legen wir bis ins Detail offen, wie und wo wir das Geld verwenden – auf Basis unserer strengen Anlagekriterien.“

Die EthikBank ist selbst unter den „grünen“ Banken noch ein Zwerg. 22.851 Konten konnte sie 2014 ausweisen – bei einer Bilanzsumme von 357,3 Millionen Euro. Die EthikBank ist ein deutsches Unternehmen.

 

  1. Umweltbank

Auch die Umweltbank ist eine deutsche Bank. Der Umweltschutz ist in ihrer Satzung verankert. Dabei kommt sie als Direktbank daher. Das bedeutet:

Filialen suchst du vergebens.

2014 hatte die Umweltbank eine Bilanzsumme von 2,6 Milliarden Euro und ist damit um einiges größer als die EthikBank.

 

  1. GLS Bank

Last but not least: Die GLS Bank

Mit Sitz in Bochum ist sie die vierte Alternative zu herkömmlichen Banken. Von der Größe her ordnet sie sich zwischen Umweltbank und Triodos Bank ein. Der besondere Clou:

Bei Kontoeröffnung kannst du entscheiden, wo dein Geld investiert werden soll.

Fazit: Eine faire Bank darf Geld kosten

3 Jahre hat es bei mir vom Entschluss bis zum tatsächlichen Bankwechsel gedauert. Ich weiß, wir sind träge. Vor allem wenn etwas augenscheinlich funktioniert. Unsere Girokonten kosten nichts. Die Transaktionen sind gratis. Warum beschweren …

Für mich ist der Fall klar. Viele Banken haben den Profit vor das Wohl ihrer Kunden und vor allem vor das Wohl der Gesellschaft gestellt. Sie haben gezockt, Gewinne eingefahren und die Verluste auf die Allgemeinheit abgewälzt. Und ja, man darf das gerne differenziert betrachten. Genügend Banker machen ihren Job hervorragend. Doch das reicht nicht, wenn in anderen Abteilungen mit dem Feuer gespielt wird …

Alternativen gibt es genug. Du musst nur die für dich passende auswählen.

Hast du schon über einen Bankenwechsel nachgedacht? Glaubst du, dass man so etwas bewegen kann?

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

Bildquelle: © Beboy – fotolia

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.