Selbständigkeit: Wenn schnelles Geld deine Motivation ist, solltest du es sein lassen

Die Sonne scheint. Du schlürfst einen Cocktail. Im Hintergrund vernimmst du das Rauschen des Meeres. Auf dem Schoß liegt Dein Laptop, mit dem du entspannt deine Aufträge abarbeitest. Der Rubel rollt wie von alleine …

Solche oder auch nur ähnliche Vorstellungen solltest du dir aus dem Kopf schlagen, wenn du dich selbständig machst. Folgendes Szenario ist (gerade zu Anfang) wesentlich wahrscheinlicher:

Du liegst im Bett. Die Nase tropft. Der Hals ist geschwollen. Du fühlst dich hundeelend. Dabei weißt du, dass morgen ein wichtiger Termin ansteht. Auf den Auftrag bist du angewiesen. Rechnungen wollen bezahlt werden. Absagen? Geht nicht. Also auf in die Apotheke und den Medikamentenschrank aufkaufen …

Wer den Schritt in die Selbständigkeit wagt, sollte einen inneren Antrieb haben.

Wer den Schritt in die Selbständigkeit wagt, sollte einen inneren Antrieb haben.

Selbständigkeit: Meine Erfahrungen

Selbständigkeit ist eine Reise mit Höhen und Tiefen. Gerade am Anfang schwankt die Auftragslage wie ein Paddelboot auf hoher See.

Ist doch klar, könntest du jetzt sagen … was das bedeutet, weißt du aber erst, wenn du es erlebt hast. Wirtschaftlich ist der Schritt in die Selbständigkeit ein Schritt in die maximale Unsicherheit. Zu Beginn gibt es keine Bestandskunden, die ein Grundrauschen auf deinem Geschäftskonto erzeugen können. Bleiben Neuaufträge aus, ist das Konto leer.

Erst in dem Monat, indem du dir das erste Mal kein Gehalt zahlen kannst, begreifst du auch gefühlsmäßig, was der Schritt in die Selbständigkeit bedeutet. Die finanzielle Ungewissheit belastet alle Lebensbereiche. Wie vermittelst du deiner Partnerin, dass du Tag für Tag auf Arbeit gehst und nichts hängen bleibt? Hier erklärt sich die Überschrift des Artikels:

Wenn schnelles Geld deine Motivation ist, ist spätestens jetzt Feierabend.

Um solche Phasen überstehen zu können, braucht es ein gefestigtes Umfeld, dass dich auffängt und bestärkt. Und es braucht tonnenweise intrinsische Motivation, die dich durch solche Zeiten trägt. Du musst bereit sein, eine Zeit lang auch für wenig Geld an deiner Idee festzuhalten.

Wenn es schwierig wird, erinnert mich meine Partnerin immer daran:

Schatz, wir machen es nicht für Geld, wir machen es, weil wir es wollen.

Selbständigkeit: Die richtige Motivation

Was mich motiviert, ist weniger das Monetäre. Faktoren sind:

  • Ich kann meine Ideen sofort umsetzen
  • Ich bin nur mir, meiner Partnerin und meinem Kind Rechenschaft schuldig
  • Ich kann meine Zeit frei einteilen
  • Es ist eine riesen Herausforderung. Sie hilft mir, mich persönlich in hohem Tempo weiterzuentwickeln
  • Ich bekomme direkt Feedback und kann es 1 zu 1 in die Zusammenarbeit mit meinen Mandanten einfließen lassen

Viel davon lässt sich auch in einem guten Angestelltenverhältnis umsetzen und ob sich eine Selbständigkeit am Ende monetär auszahlt, ist ungewiss. Entscheidend ist letztlich die Frage:

Auf welchem Weg bist du glücklicher?

Ich mag es einfach, etwas Eigenes aufzubauen und gehe dafür gerne ins Risiko.

Was ich vorher unterschätzt habe, ist der Druck, auch Kind und Kegel mitzuversorgen. Das zehrt in schwierigen Phasen an den Nerven, ist aber gleichzeitig ein riesen Motivator.

Der Lohn?

Stehst du die schwierigen Zeiten durch, wartet am Ende eine Tätigkeit, die dir innere Zufriedenheit schafft und sich finanziell auszahlt – vielleicht …

Vielleicht aber auch nicht. Zur Selbständigkeit gehört auch, dass du dir eingestehst, wenn abzusehen ist, dass du langfristig keinen Erfolg hast. Dann gilt es, die Reißleine zu ziehen, um größere Schulden zu vermeiden.

Resümee

Seit ich aus der Schule raus bin, wollte ich mir etwas Eigenes aufbauen. Jetzt, da es einige Zeit her ist, dass ich den Schritt gegangen bin, frage ich mich ab und zu, ob ich noch hätte warten sollen …

Größere Rücklagen und ein solides zweites Einkommen (Partnerin befindet sich im Studium/Elternzeit) wären schön gewesen. Doch ich komme immer wieder zum gleichen Schluss:

Ich würde es wieder machen. Den richtigen Zeitpunkt im Leben gibt es nie. Weder für Kinder, noch für die Selbständigkeit, noch für sonst etwas.

Veränderungen machen uns immer Angst. Hier spielt uns unsere Verlustaversion einen Streich, die wir aus der Geldanlage kennen. Die Angst, das Erreichte zu verlieren, lässt uns unzählige Chancen im Leben verstreichen. Damit möchte ich den Artikel auch beenden und wünsche dir und mir den Mut, unsere Chancen im Leben zu ergreifen. Wie heißt es so schön?

Am Ende bereuen wir immer die Dinge, die wir nicht gemacht haben und nicht die, die wir gemacht haben.

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

 

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.