Rentenprodukte, die sich nur aufgrund von Förderungen lohnen, haben keine Existenzberechtigung

Es wird viel diskutiert über Riester, Rürup und Co. Die Einen sehen darin eine wichtige Säule der Altersvorsorge, die Anderen katastrophale Produkte, in denen Anleger ihre Gelder beerdigen.

Ich gehöre zu der Gruppe: Es kommt darauf an.

Staatlich geförderte Produkte können sich im Einzelfall lohnen. Die Frage ist, ob die Einzelfälle den gesamtgesellschaftlichen Aufwand rechtfertigen …

Bauarbeiterfigur verbrennt Geld

Kosten, Kosten, Kosten …

Riester- und Rürup-Verträge beinhalten oftmals hohe Kosten. Ich kann mich an einen Vertrag erinnern, bei dem 10 Prozent der Zulagen direkt einbehalten wurden. Hinzu kamen die üblichen Vertriebs-, Verwaltungs- und Risikokosten.

  • Vertriebskosten: Erhält der Vermittler für den Verkauf des Produktes
  • Verwaltungskosten: Erhält die Versicherungsgesellschaft für die Verwaltung des Vertrages
  • Garantiekosten: Fallen für die Stellung der Beitragsgarantie an
  • Anlagekosten: Beispielsweise die Gebühren für Investmentfonds
  • Risikokosten: Werden für die Absicherung des „Risikos“ Langlebigkeit einbehalten

Bei der Vielzahl an Kostenstellen (die Aufzählung ist keineswegs vollständig) ist leicht vorstellbar, dass die Förderquoten für Riester und Co beträchtlich sein müssen, damit sich diese Produkte lohnen. Aber selbst wenn es in Einzelfällen lukrativ ist …

In der Gesamtbetrachtung kann es nicht Sinn und Zweck sein, der Finanzbranche dabei zu helfen, teure Produkte unters Volk zu bringen, die sich nur aufgrund unserer Steuergelder lohnen (können).

Zu begrüßen ist, dass sich in letzter Zeit einige Anbieter die anhaltende Kritik zu Herzen genommen haben und Riester- und Rürup-Verträge mit schlankeren Kostenstrukturen auf den Markt gebracht haben. Um die Situation in der breiten Masse zu verbessern, reicht das aber noch lange nicht.

Die Politik muss die aktuelle Rentendiskussion zum Anlass nehmen, um entweder

  • a) Riester und Co zu reformieren

Oder

  • b) Auch die kapitalgedeckte Vorsorge in staatliche Hände zu geben.

Ich bevorzuge Option a. Einen milliardenschweren Fonds in den Einflussbereich von Politkern zu stellen, halte ich für keine gute Idee. Das wäre in etwa so, als ob ein Imker seine Honigreserven vor einer Bärenhöhle lagern würde …

 

Vorschläge für eine Reform von Riester und Co

Riester und Co attraktiver zu gestalten, ist nicht schwer. Einige wenige Veränderungen reichen aus:

  1. Abschaffung von verpflichtenden Beitragsgarantien
  • Nominelle Beitragsgarantien kosten nur Geld und bringen dank Inflation keinerlei Mehrwert
  1. Geförderte Produkte dürfen nicht auf die Grundsicherung angerechnet werden
  • Es kann nicht sein, dass ein Geringverdiener, der vorsorgt, am Ende der Dumme ist
  1. Rürup und Riester müssen ohne Wenn und Aber Insolvenzsicher sein
  • Ob ein Vertrag insolvenzsicher ist oder nicht, ist so kompliziert, dass selbst ein Fachmann kaum durchblickt*1
  1. Es muss strenge gesetzliche Vorgaben für Riester und Co geben
  • Wenn ein Verbraucher einen Riester-Vertrag abschließt, muss er sicher sein, dass das Produkt auf schlanke Kostenstrukturen und Transparenz geprüft wurde
  1. Höhere Bildungsstandards für Finanzberater
  • Es muss sichergestellt werden, dass in der Finanzbranche kompetente Berater unterwegs sind. Fehlberatung kann für einen Verbraucher existenzbedrohend sein.

 

Das Ziel der Reform

In der Vergangenheit ist ein Großteil der Steuergelder in den Taschen der Finanzbranche gelandet. Einige Finanzvertriebe sind dank staatlicher Zulagen gar so erfolgreich, dass sie ihren Mitarbeitern eigens ein Dorf errichtet haben …

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Private Dörfer zu finanzieren, ist nicht Aufgabe der Riester-Rente.

Ziel einer Reform von Riester und Co muss es sein, die Produkte so zu gestalten, dass sie sich nicht nur aufgrund der Zulagen rechnen. Sie müssen fair und transparent sein. Dass die Anbieter Geld verdienen müssen und dürfen, steht außer Frage – aber für den Kunden muss am Ende etwas übrig bleiben.

 

Fazit

Rentenprodukte, die sich nur aufgrund von Zulagen lohnen (können), haben keine Existenzberechtigung. Unsere Steuergelder sind in Schulen und der gesetzlichen Rentenversicherung besser aufgehoben als in privaten Dörfern. Eine Reform von Riester und Co ist längst überfällig.

Die Rente wird egal ob kapitalgedeckt oder per Umlageverfahren immer aus dem aktuellen Volkseinkommen bestritten. Da beide Verfahren (Kapitaldeckung und Umlage) Vorteile und Nachteile haben, ist das aktuelle Mischsystem im Grundsatz gut gedacht – aber eben noch nicht an allen Stellen gut gemacht.

Was hältst du von Riester und Co? Hast du Verbesserungsvorschläge?

*1 Anmerkung:
Nur Überzahlungen (Beiträge, die über die staatliche Förderung hinausgehen) sind bei der Riester-Rente nicht insolvenzgeschützt. Bei der Basis-Rente ist die Situation komplizierter. Sie gehört vom Grundsatz her nicht zu den pfändungssicheren Versicherungsverträgen. Grundvoraussetzung für den Pfändungsschutz einer Basis-Rente ist zunächst, dass sie alle Bedingungen des § 851 c ZPO erfüllt. Einen weiterführenden Artikel findest du hier:

BGH-Urteil stellt Insolvenzsicherheit der Zusatzversorgung infrage

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

 

Titelbildquelle: © tunedin – fotolia

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.