Warum ich kein Freund von Pauschal-Aussagen bin

Heute hatte ich das Vergnügen, eine Diskussion in einer Facebook-Gruppe zu verfolgen. Sie hat mich stark an meinen „Mädchen-sind-doof-Komplex“ erinnert.

Ein Gruppenmitglied fragt in etwa:

Ich bin selbstständig und habe von meinem Volksbank-Vertreter eine Basisrente angeboten bekommen. Ist das sinnvoll?

Antwort einhellig in etwa:

Lass die Finger von Basis-Renten. Vor allem, wenn du Familie hast. Vererbbar ist da nix. Und lass dich ja nicht „verriestern“! Die einzig sinnvolle Lösung ist ein Aktiensparplan. (Die Antwort war in einer Wertpapiergruppe wohl vorauszuahnen …)

Stellt sich mir spontan die Frage:

Geht’s noch?? Hier geht es um die finanzielle Absicherung einer Familie mit zwei Kindern.

Klar könnte man sagen, wer bei Facebook solche Fragen stellt, ist selbst schuld. Aber nicht nur bei Facebook, überall begegnen uns solche Pauschal-Aussagen.

Vor einiger Zeit kam meine Schwester zu mir und teilte mir mit, Berufsunfähigkeits-Versicherungen sind Unfug. Die kosten nur Geld und bringen nichts. Der Rat kam von einer Freundin, welche im Ernstfall hoffentlich auch die Unterhaltskosten für meine Nichte und meinen Neffen bezahlt …

 

Zurückhaltung kann eine Tugend sein

Ich glaube, ein bisschen Demut steht uns allen gut zu Gesicht. Gerade wenn uns Hintergrundwissen fehlt, sollten Empfehlungen sparsam eingesetzt werden. Es ist keine Schande zu sagen, dass man nicht weiter weiß.

In meiner Zeit im Strukturvertrieb habe ich viel schlaues Zeug geredet. Gern würde ich das heute rückgängig machen. Das meiste davon hat sich im Nachhinein schließlich als Unsinn herausgestellt. Wie damals bei den Mädchen, habe ich heute eine andere Perspektive.

Jeder kann für sich entscheiden, dass er Versicherungen doof findet. Ich mag sie auch nicht. Oft sind sie aber schlicht die beste Wahl. Der Aktiensparplan kann für das Gruppenmitglied aus unserem Beispiel eine gute Option sein, muss er aber nicht. Heute gibt es durchaus Basis-Renten-Anbieter die mit einer Gesamtkostenquote (RIY) von etwa 0,5 Prozent auskommen und ein breites Angebot an ETFs haben. Nur vom Volksbankvertreter bekommt man eine solche Police sicher nicht.

Was ist also der beste Weg für unseren Selbstständigen? Das können wir nicht wissen. Weder sind uns seine Hintergründe, noch seine Wünsche, Träume und Ziele bekannt. Was passiert, wenn er geschäftlich Schiffbruch erleidet? Bei einer Privatinsolvenz verabschiedet sich das Wertpapierdepot. Es ist also möglich, dass Insolvenzschutz für ihn oberste Priorität hat. Und natürlich kann man Vererbbarkeit in der Basisrente vereinbaren. Klar ist aber auch, dass das Mehrkosten verursacht.

 

Fazit

Der einzige vernünftige Rat für das Gruppenmitglied ist, sich entweder intensiv mit der Materie zu beschäftigen oder sich unabhängige, kompetente Hilfe zu suchen. Noch besser ist, er macht beides. Dann kann er in Ruhe Vor- und Nachteile abwiegen und entspannt eine Entscheidung treffen.

Mit pauschalen Aussagen ist Niemandem geholfen.

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

Bildquelle: © DDRockstar – fotolia

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.