Ich lasse die Hosen runter: Mein persönlicher Finanzplan

Shownotes:

 

Die wichtigsten Inhalte:

  • Ursache für eine niedrige Risikobereitschaft ist oft eine falsche Risikowahrnehmung
  • Aktuell besitze ich kein eigenes Depot
  • Seit drei Jahren investiere ich ausschließlich in mein eigenes Unternehmen
  • Mein größter Vermögenswert ist meine Arbeitskraft, welche ich versichert habe
  • Eine Privathaftpflichtversicherung sollte jeder haben

 

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Die Episode zum Nachlesen

Ich lasse die Hosen runter: Mein persönlicher Finanzplan

Einleitung

Herzlich willkommen zum Finanzküche Podcast. Die heutige Episode ist die direkte Antwort auf einen Leserkommentar. Joerg hat unter die letzte Folge geschrieben:

Hi Christoph, sehr schoene Aufarbeitung!
– Wie ist deine momentane Asset-Allocation und warum?
– Fuer wie viele Jahre willst du (Wissensstand heute) sie beibehalten?
(Altersziel/Volumenziel/sonstige Parameter-Ziel?)
– Was wuerdest du jemandem raten, wenn er partout keine Schwankungen aushalten moechte? Nur Tagesgeld empfehlen?
Oder ihm empfehlen an seiner Risikotragfaehigkeit zu arbeiten (therapeutisch)?
Also endet deine Beratung bei der Eigenverantwortlichkeit der Kunden oder gibt’s einen Weg darueber hinaus?
LG Joerg

Mit dieser Episode möchte ich auf diesen Kommentar antworten. Es geht also vor allem um meine persönliche finanzielle Situation, meine Ziele und meinen Finanzplan.

Das ist das erste Mal, dass ich ausführlich darüber spreche, weil ich es bisher für irrelevant gehalten habe. Aber da immer wieder Fragen dazu kommen und ich keinen Schmerz damit habe, offen darüber zu sprechen, gibt es heute eine Episode, die sich genau darum dreht.

 

Niedrige Risikobereitschaft? Das kannst du tun

Gehen wir zunächst auf die Fragen ein, die schnell zu beantworten sind. Eine Frage war:

Endet deine Beratung bei der Eigenverantwortlichkeit der Kunden oder gibt es einen Weg darüber hinaus?

Wenn meine Mandanten eine laufende Betreuung wünschen, gibt es einen Weg darüber hinaus. Das ist der Regelfall. Aber es gibt auch Mandanten, die eigenverantwortlich weitermachen.

Dann war die Frage:

Was würdest du jemandem raten, der partout keine Schwankungen aushalten möchte? Nur Tagesgeld empfehlen oder ihm empfehlen, an seiner Risikotragfähigkeit zu arbeiten? (therapeutisch)

Zunächst gibt es eine kleine Verwechslung. Es geht hier nicht um die Risikotragfähigkeit, sondern um die Risikobereitschaft. Risikotragfähigkeit ist, wenn du ganz objektiv schaust, wie viel Risiko jemand aushalten kann. Risikobereitschaft beschreibt, wie viel Risiko jemand eingehen möchte und emotional aushalten kann.

 

Das erste Ziel ist eine realistische Risikowahrnehmung

Wenn jemand eine sehr geringe Risikobereitschaft hat, würde ich erst einmal bei der Risikowahrnehmung ansetzen. Ich spreche mit ihm darüber, was Risiko bei der Geldanlage überhaupt ist, wie es in der Vergangenheit war und ob wir vielleicht von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen können – wobei man da vorsichtig sein muss. Wir haben ja bereits öfters festgestellt, dass die Vergangenheit keine direkten Schlüsse auf die Zukunft zulässt …

Die Vergangenheit ist ein schönes Schätzmaß. Aber du solltest nicht erwarten, dass sich die Zukunft ein allzu großes Vorbild an der Vergangenheit nimmt. Das Risiko kann in Zukunft höher oder niedriger sein, als das in der Vergangenheit der Fall war.

 

Absenkung der risikobehafteten Vermögensanteile

Wenn wir bei einer realistischen Risikowahrnehmung angekommen sind und sich herausstellt, dass die Risikobereitschaft immer noch sehr gering ist … ja dann müssen wir einfach den risikobehafteten Vermögensanteil so lange herunterfahren, bis du dich wohlfühlst. Problematisch wird es nur, wenn du mit den daraus resultierenden Erträgen deine Ziele nicht erreichen kannst. Dann musst du Kompromisse eingehen:

Das heißt, entweder gehst du doch ein bisschen mehr Risiko ein oder du erhöhst einfach deine Einkünfte.

Mit ausreichenden Einkünften kannst du auch ohne nennenswerte Renditen deine Ziele erreichen.

Dazu ist es gut zu wissen, dass dein Geld – auch wenn du es unters Kopfkissen legst oder es zur Bank bringst – Risiken ausgesetzt ist. Wenn du größere Summen zu Hause hortest, kannst du ausgeraubt werden. Und wenn du größere Summen auf die Bank bringst, bist du bis 100.000 Euro darauf angewiesen, dass die Einlagensicherung so funktioniert, wie sie funktionieren soll. Bei allem darüber hinaus bist du darauf angewiesen, dass deine Bank nicht zahlungsunfähig wird. Ganz abgesehen davon, dass Geldvermögen laufend von der Inflation entwertet wird …

Anleihen mit einer sehr hohen Bonität und kurzen Laufzeiten sind sicherer als Bankguthaben, wenn diese 100.000 Euro übersteigen. Der Gedanke dahinter ist, dass es sicherer ist, Gläubiger beispielsweise eines Staates zu sein als Gläubiger einer Bank.

Die Bank befindet sich im Staat und der Staat kann theoretisch mit der Bank machen was er möchte. Wenn der Staat finanzielle Probleme hat, erhöht er einfach die Steuern … wenn die Bank finanzielle Probleme hat, ja dann ist sie im Zweifel pleite.

Du solltest nicht der Illusion unterliegen, dass Bankguthaben die sicherste Anlageform sind. Sie sind sehr sicher, aber eben nicht zu 100%. Das bedeutet, dass du durchaus auch wenn du keine Schwankungen magst und keine Risiken eingehen willst, andere Wege gehen solltest, als ausschließlich Geld auf der Bank zu parken.

 

Mein Finanzplan

Das war’s zu den Fragen, die wir vergleichsweise schnell beantworten können. Kommen wir zum Kernpunkt des Podcasts:

  • Wie ist meine momentanen Asset Allocation und warum?
  • Für wie viele Jahre behalte ich sie bei und was sind meine Ziele?

Dazu eine am Anfang vielleicht überraschende Aussage:

Ich habe kein Depot.

Ich lege derzeit kein Geld in Fremdunternehmen an. All mein Geld fließt in meine eigene Unternehmung. Deswegen ist meine folgende Aufstellung wenig repräsentativ im Vergleich mit Angestellten und im Vergleich mit Unternehmern, die schon etwas weiter sind als ich …

Aktuell ist mein Geld im eigenen Unternehmen am besten aufgehoben, weil es darum geht, dort die Erträge zu erhöhen. Im nächsten Schritt habe ich so höhere Sparraten zur Verfügung, um schnell Vermögen aufbauen zu können.

 

Die Erhöhung des Humankapitals hat in jungen Jahren Priorität

Mein größtes Kapital ist mein Humankapital. In den letzten Jahren habe ich alles dafür getan, um es zu erhöhen. Als ich mein Depot aufgelöst habe, ist ein großer Teil des Geldes in Weiterbildungen geflossen und mit dem anderen Teil des Geldes habe ich Einkommenseinbußen in der Gründungsphase abgefedert.

Ich habe damals keine Finanzierung von der Bank bekommen. Die Begründung war, dass mein Geschäftsmodell nicht tragfähig ist … glücklicherweise war diese Einschätzung anscheinend falsch.

Fakt ist, ich habe kein Geld bekommen und musste mich aus dem Stand selber finanzieren. Ja und das war eine relativ schwierige Zeit und deswegen musste ich mein Depot auflösen und alles zu Geld machen, was ich zu Geld machen konnte.

Jetzt bin ich an dem Punkt, wo es langsam wieder darum geht, zu sagen:

Okay, was mache ich mit den Überschüssen?

Mein erstes Ziel ist es, einen Puffer aufzubauen, vom dem ich ein halbes Jahr die Lebenshaltungskosten meiner Familie stemmen kann. Wenn der Puffer gegen Mitte bzw. Ende 2018 steht, werde ich mein Depot neu aufbauen.

 

Das Depot steht am Ende meiner Überlegungen

Bevor wir uns aber näher damit beschäftigen, wie der Aufbau meines Depots ablaufen wird, machen wir einen Schritt zurück. Das eigene Depot sollte in den eigenen Überlegungen weit hinten angesiedelt sein …

Vorher geht es erst einmal um den bereits angesprochenen Puffer und die Frage:

Wie viel Liquidität brauche ich, damit ich ruhig schlafen kann?

Dann geht es darum, welche Versicherungen ich vielleicht haben sollte und wie ich existenzielle Risiken absichern kann.

Im privaten Bereich besitze ich nicht viele Versicherungen.

Zu nennen ist die Privathaftpflichtversicherung. Die sollte aus meiner Sicht jeder haben. Einfach auch um sicherzustellen, dass, wenn du jemanden einen Schaden zufügst, derjenige entschädigt werden kann, wenn deine finanziellen Mittel nicht ausreichen. Einfach ein sozialer Gedanke.

Dann habe ich noch eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Diese steuert meinem Klumpenrisiko Arbeitskraft (bzw. Humankapital) gegen. Wenn ich nicht mehr arbeiten kann, fließt so trotzdem Geld.

Das sind alle Versicherungen, die ich im privaten Bereich besitze. Wenn mein Puffer aufgebaut ist, kommt noch eine Rechtsschutzversicherung hinzu. Falls ich auf die Leistung meiner Berufsunfähigkeitsversicherung angewiesen bin und die Versicherungsgesellschaft nicht zahlen will, kann ich so mein Recht einklagen, ohne Gefahr zu laufen, zwischendurch finanzielle Probleme zu bekommen, weil die Gerichtskosten so hoch sind. Daneben sind unzählige andere Situationen denkbar, in denen eine Rechtsschutzversicherung nützlich ist.

 

Zwischenfazit: Mein Grundgerüst

Also wird mein Grundgerüst so aussehen:

  • Eine laufende Firma, die Einnahmen abwirft –> hier war in den letzten Jahren mein Fokus und hier steckt auch der Großteil meines Geldes drin
  • Ein Puffer, der für ein halbes Jahr unsere Lebenshaltungskosten abdecken kann
  • Dazu kommen die Privathaftpflichtversicherung die Berufsunfähigkeitsversicherung, welche bereits bestehen und dann später zusätzlich die Rechtsschutzversicherung.
  • Optional denkbar dann auch noch eine Risikolebensversicherung, um mein Kind und meine Partnerin abzusichern, falls ich mal komplett umfalle

 

So wird mein Depot aussehen

Wenn das alles steht, beginne ich das Depot aufzubauen. Hier werden erst einmal 100 Prozent des Geldes in den risikobehafteten Anteil meines Portfolios fließen.

Der Grund ist, dass das Depot, verglichen mit meinem Humankapital und dem Gegenwert meiner Unternehmung, anfangs ein kleiner Vermögensbestandteil sein wird. Zudem besteht ein vergleichsweise hoher Puffer, der Liquiditätsengpässe unwahrscheinlich macht.

Der risikobehaftete Anteil wird aus Aktien und REITs bestehen. Rohstoffe werden nicht vorhanden sein.

Warum ich keine Rohstoffe im Depot haben werde und warum auch meine Mandanten in der Regel keine Rohstoffe im Depot haben, dazu habe ich schon einmal einen ausführlichen Artikel auf der Finanzküche verfasst, den ich dir in den Shownotes verlinke.

Wenn das Depot gewisse Schwellenwerte erreicht, werde ich Risiko herausnehmen und parallel noch einen größeren Cash-Puffer aufbauen. Einfach um noch ein bisschen mehr Sicherheit zu bekommen. Wobei der Liquiditätspuffer maximal so groß sein wird, dass wir ein Jahr davon leben können (unsere Lebenshaltungskosten sind nicht besonders hoch).

Der risikoarme Teil des Depots wird aus Anleihen hoher Bonität und kurzer Laufzeit bestehen. Da musst du allerdings aufpassen. Aktuell bieten sich Bundesanleihen nicht an. Und wenn du in andere Währungen investierst, solltest du eine Währungsabsicherung in Betracht ziehen. Ansonsten kann von einem risikoarmen Portfoliobestandteil keine Rede mehr sein.

Wenn das Depot groß genug ist und meine Lebenshaltungskosten parallel nicht ins Unermessliche steigen, werde ich wieder mehr Risiko eingehen. Das liegt daran, dass die Risikotragfähigkeit steigt, wenn ein Vermögen sehr groß ist und Verluste gemessen am finanziellen Bedarf nicht mehr so weh tun.

 

Resümee: Einordnung in meinen persönlichen Kontext

Also halten wir fest:

Kurzfristiges Ziel ist, meinen Puffer wiederaufzubauen. Und zwar auf eine Größe, die für ein halbes Jahr Lebenshaltungskosten reicht. Darüber hinaus werde ich zur Privathaftpflichtversicherung und zur Berufsunfähigkeitsversicherung eine Rechtsschutzversicherung abschließen.

Wenn das alles steht, werde ich ein Depot aufbauen, das zunächst aus 100 Prozent risikobehafteten Anteil besteht (Aktien und REITs). Sind gewisse Schwellenwerte erreicht, werde ich mit Hilfe von Anleihen das Risiko Stück für Stück absenken.

Parallel wird der Cash-Puffer seine maximale Größe erreichen und Lebenshaltungskosten für ein Jahr abdecken. Wenn das Depot so groß, dass mir Verluste objektiv betrachtet völlig egal sein können, werde ich das Risiko im Portfolio wieder erhöhen. Je nach Geschäftsentwicklung dürfte bis dahin aber einige Zeit vergehen.

Um das Ganze einzuordnen musst du meine persönliche Situation berücksichtigen, die – wie gesagt – nicht repräsentativ ist. Ich bin schlicht ein junger Gründer, der seine Ersparnisse in die Firma gesteckt hat, was sich jetzt langsam zu rentieren beginnt. Gleichzeitig bin ich Vater und habe eine Partnerin zu Hause, die noch studiert.

Da sind wir einfach darauf angewiesen, dass bei mir alles funktioniert und deswegen ist beispielsweise der Cash-Puffer größer, als es vielleicht für einen Single angemessen ist, der gerade in seiner Sturm-und-Drang-Phase ist.

Ich hoffe, du konntest aus der Podcast Episode einiges für dich mitnehmen. Wenn du Fragen hast, nutze einfach die Kommentarfunktion. Ich antworte sehr gern.

Wenn dir der Finanzküche Podcast gefällt, dann lass mir beispielsweise eine Bewertung bei iTunes da. Ansonsten sind wir damit am Ende angelangt. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag. Bis zum nächsten Mal.

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.