Kaufen oder mieten? Wohneigentum als Wohlstandsrakete

„Wohneigentümer bauen sechsmal so viel Vermögen auf wie Mieter“ – bei gleichem Einkommen. Das zeigt die aktuelle Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamtes. Es wird klar:

Bei der Frage „Kaufen oder mieten?“ werden finanzmathematische Betrachtungen schnell von der Realität eingeholt.

Kaufen oder mieten? Ein Haus im gläsernen Sparschwein

Wohneigentümer bauen mehr Vermögen auf

Ein Baufinanzierungsexperte erzählte mir vor Kurzem eine Anekdote. Er war überrascht, wie schnell seine Mandantin ihr Darlehen tilgte. Auf die Frage, wie sie das anstelle, antwortete Sie:

„Muss eben.“

Die Anekdote bringt das Erfolgsgeheimnis von Immobilienbesitzern auf den Punkt. Es liegt in ihrem Spar- und Konsumverhalten. Häuslebauer sparen im Mittel 22 Prozent ihres Einkommens*1 – Mieter hingegen nur 8 Prozent. Damit werden finanzmathematische Betrachtungen der Frage Kaufen oder mieten?, welche regelmäßig gegen den Immobilienkauf sprechen, von der Realität ad absurdum geführt.

Wohneigentümer unterschreiben mit der Baufinanzierung einen langfristigen Zwangssparvertrag. Für ihre Vermögensbildung ist das ein Segen.

Der Aktionär, der für seine monatliche Investitionsrate seinen Urlaub absagt oder verschiebt, muss wohl erst noch erfunden werden. Bei Immobilienbesitzern ist das Alltag.

Selbst nachdem das Darlehen getilgt ist, legen Immobilienbesitzer mehr Geld zur Seite als Mieter. Die Macht der Gewohnheit und die dann geringeren Ausgaben für Wohnen machen es möglich.

Wie sich der gewaltige Unterschied in der Sparquote in absoluten Zahlen auswirkt, geht aus der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamtes hervor. Mit Renteneintritt haben Wohneigentümer im Schnitt Vermögenswerte über 197.000 Euro angehäuft. Mieter liegen mit 30.000 Euro weit dahinter.

Neben der höheren Sparquote gibt es einen weiteren Grund, der für die enorme Vermögensdifferenz sorgt:

Finanzielle Unterstützung aus der Familie, um den Traum vom Haus zu realisieren.

Dabei kommen schnell 5-stellige Summen zusammen. Das gibt es so in kaum einen anderen Bereich des Lebens – und ist absolut sinnvoll. Bevor Geld zum Nullzins auf dem Tagesgeldkonto liegt, kann ich es meinen Kindern/Enkeln zur Verfügung stellen. Ansonsten reicht es die Bank weiter und lässt sich dafür entlohnen. Das funktioniert natürlich nur in Familien mit einem soliden Vertrauensverhältnis.

Also lieber kaufen statt mieten?

Dass die Frage Kaufen oder mieten? nicht einfach zu beantworten ist, habe ich bereits in verschiedenen Artikeln gezeigt.

In Das eigene Haus – Ein todsicheres Investment habe ich sieben Scheinargumente, die für einen Immobilienkauf sprechen, widerlegt.

In Das eigene Haus – Ein Ort der Selbstverwirklichung bin ich auf die emotionalen Aspekte des Hauskaufs eingegangen.

In Kredithebel: Wie viel Haus kann ich mir leisten? habe ich das spezielle Risiko der Fremdkapitalfinanzierung thematisiert.

Es gibt Für und Wider. Letztlich musst du für dich abwägen, welche Argumente mehr Gewicht haben.

Wie sieht es bei mir aus?

Ich habe die Frage Kaufen oder mieten? für mich noch nicht abschließend geklärt. Vorstellungen eines Traumhauses konkurrieren in meinem Kopf mit pragmatischen Überlungen.

Als Selbständiger möchte ich mir so wenige Fixkosten wie möglich aufhalsen. Das würde mich in meiner täglichen Arbeit belasten. Hinzu kommt, dass ich Heimwerkern hasse. Mir fehlt die Geduld. Ich finde es bequemer zum Hörer zu greifen und den Vermieter anzurufen. Auch die Möglichkeit, sich als Mieter jederzeit örtlich zu verändern, finde ich reizvoll.

Für den Hauskauf spricht, dass ich zwar glaube ohne Zwangssparvertrag in der Lage zu sein, Vermögen aufzubauen – aber ob das stimmt, kann nur die Zeit zeigen. Für meine Disziplin, wäre ein Haus sicher von Nutzen. Zumal ich noch nie ein großer Fan von Minimalismus war – auch wenn ich das Konzept interessant finde.
Außerdem habe ich genaue Vorstellungen von meinem perfekten Bad. Ob ich das so in einer Mietwohnung finde, ist mehr als fragwürdig. Das fällt allerdings unter die Kategorie Luxus und würde den positiven Effekt des Zwangssparvertrags konterkarieren.

Zum Glück muss ich die Frage Kaufen oder mieten? nicht alleine entscheiden. Ich habe gehört, die Partnerin hat ein Wörtchen mitzureden …

Wichtig ist, dass ich bald zu einer Entscheidung komme. Denn:

Die Frage Kaufen oder mieten? sollte frühzeitig geklärt werden

Hast du dich für den Kauf oder Bau eines Eigenheims entschieden, gilt es

  • Den finanziellen Rahmen abzustecken
  • Nach geeigneten Objekten/Grundstücken Ausschau zu halten
  • Eigenkapital aufzubauen
  • Systematisch Risiko aus deinem Portfolio herauszunehmen, um Rückschläge zu vermeiden

Das braucht einigen Vorlauf. Daher solltest du die Entscheidung für eine Immobilie frühzeitig treffen.

Auch wenn du dich letztlich gegen Wohneigentum entscheidest, macht die Beantwortung der Frage Kaufen oder mieten? Sinn. Wenn du weißt, dass du dein Geld in absehbarer Zeit nicht brauchst, kannst du risikoreicher investieren und musst nicht unnötig auf Rendite verzichten.

Fazit

Kaufen oder mieten? – eine Frage, die sich nur schwer beantworten lässt – mit der du dich aber frühzeitig beschäftigen solltest.

Das Argument, Immobilien sind eine risikoarme und renditeträchtige Geldanlage, ist wenig stichhaltig*². Der Markt für Wohnimmobilien weist in Industrieländern eine reale Wertsteigerung von 0,5 bis 1 Prozent pro Jahr auf. Die magere Bilanz kann auch die Mietersparnis nicht retten. Zudem birgt die übliche Fremdkapitalfinanzierung erhebliche Risiken.  Dem zum Trotz bauen Immobilienbesitzer sechsmal so viel Vermögen auf wie Mieter. Was auf den ersten Blick paradox erscheint, lässt sich schnell erklären:

Immobilienbesitzer leben sparsamer.

Und dass Sparen die Grundzutat für erfolgreichen Vermögensaufbau ist, ist kein Geheimnis.

Bei allem finanziellen Erfolg, den Immobilienbesitzer augenscheinlich haben, lohnt sich ein kritischer Blick auf die Studie. Sie wurde unter Mitwirkung der LBS erstellt – der Bausparkasse der Sparkassen. Dass eine Bausparkasse an einer möglichst positiven Darstellung des Immobilienmarktes gelegen ist, sollte klar sein. Hinzu kommt, dass das Ergebnis der Studie zwangsläufig diejenigen verschweigt, bei denen der Haustraum auf halbem Weg geplatzt ist. Nichtsdestotrotz glaube ich sofort, dass Eigenheimbesitzer aufgrund ihrer Sparmoral erfolgreicher beim Vermögensaufbau sind.

Neben der finanziellen Betrachtung, spielen in erster Linie emotionale Gründe bei der Frage Kaufen oder mieten? die entscheidende Rolle. Der Nestbautrieb ist nicht nur in der Tierwelt stark ausgeprägt – auch du und ich besitzen ihn. Die Frage ist:

Wie stark ist er?

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

Quellen:

*1 Wohneigentümer bauen sechsmal so viel Vermögen auf wie Mieter

*2 vgl. Der deutsche Immobilienmarkt zwischen Fakten und Fiktion

Titelbild: © pogonici– Fotolia.com

 

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.