Die perfekte Geldanlage ist eine Illusion

Wir Deutschen sind Perfektionisten. Ordnung, Fleiß und Pünktlichkeit stehen ganz oben auf unserer Tagesordnung. So sagt man jedenfalls …

Und wenn ich die Diskussionen um die richtige Aktien-, Fonds-, und ETF-Auswahl verfolge, untermauert das die These.

Ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich von ideologischen Grabenkämpfen spreche. Der Eine schwört auf die Gewichtung der ETFs nach Bruttoinlands-Produkt und der Nächste richtet sich nach der Marktkapitalisierung. Ein Anderer schwört auf Dividenden-Aktien. Dabei haben alle ein Ziel: Die perfekte Geldanlage. Nicht mehr und nicht weniger soll es sein. Na wenn es weiter nichts ist … Deutsche Exaktheit eben.

Jeder intelligente Narr kann Dinge größer, komplexer und gewaltiger machen. Es gehört eine Menge Inspiration und Mut dazu, sich in die gegenteilige Richtung zu bewegen.

Albert Einstein

Die Illusion der perfekten Geldanlage wird durch eine Frau verkörpert, die einen Mann auf seine Maske küsst.

Vor gut sechs Jahren habe ich meine erste Aktie gekauft. Seit dem bin ich auf der Suche nach der perfekten Anlagestrategie. Meine erste Erkenntnis war, dass aktives Handeln nichts bringt. Niemand kann zuverlässig vorhersagen, wie sich einzelne Aktien oder ganze Märkte entwickeln.

Daraus folgen zwei Schlüsse. Die perfekte Geldanlage:

  1. Ist breit diversifiziert
  2. Und verzichtet auf teure Fondsmanager.

Das Mittel der Wahl sind also kostengünstige ETFs, die komplette Märkte abbilden. Doch das reicht noch nicht. Es fehlt die individuelle Note. Wie viel Risiko kann der Einzelne tragen und wie lang ist der Anlagehorizont?

Damit haben wir vier Richtlinien. Die perfekte Geldanlage:

  1. Ist breit diversifiziert
  2. Verzichtet auf teure Fondsmanager
  3. Berücksichtigt die eigene Risikotragfähigkeit
  4. Und ist an den Anlagehorizont angepasst.

Soweit sieht alles schön simpel aus. Doch wie werden die Richtlinien optimal umgesetzt? Vor allem an der Diversifikation scheiden sich die Geister. Welche Anlageklassen gehören ins Depot? Wie sollen sie gewichtet werden?

Gehen wir auf Spurensuche …

Für ein Investment kommen in der Regel Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Immobilien in Frage. Bei Rohstoffen handelt es sich streng genommen um kein Investment. Sie werfen weder Zinsen noch Dividenden ab. Allerdings legen langfristige Beobachtungen nahe, dass mit Rohstoffen trotzdem Geld verdient werden kann. So genannte Futures auf Rohstoffe haben in der Vergangenheit aktienähnliche Renditen erzielt. Futures heißen zu deutsch Terminkontrakte.

Du verstehst nur Bahnhof? Ganz ehrlich, ich bin auch noch nicht zur Gänze dahinter gestiegen. Zum Verständnis von Rohstoff-Futures, ein einfaches Beispiel:

Der Kartoffelbauer Fred bestellt sein Feld. Am Abend schaut der Leiter der örtlichen Pommes-Fabrik vorbei. Nennen wir ihn Kenny. Die Beiden haben ein Problem: Der Kartoffelpreis schwankt jedes Jahr stark. Daher hegen sie den Wunsch nach Planungssicherheit. Fred und Kenny finden eine einfache Lösung. Schon jetzt einigen sie sich auf einen festen Abnahmepreis für die Kartoffelernte, die in ein paar Monaten ansteht.

Die Absprache entspricht vereinfacht gesagt einem Terminkontrakt. Die Konditionen für ein Geschäft in der Zukunft werden dabei heute schon vereinbart. Was mir dabei unklar ist, ist woher die aktienähnliche Rendite kommen soll. Denn die langfristige Preissteigerung für Rohstoffe entspricht kaum der Inflationsrate. Es gibt zwar einige Theorien, doch bis jetzt hat mich noch keine überzeugt.

Bis ich verstanden habe, woher die Rendite der Terminkontrakte kommt, folge ich der Faustregel:

Kaufe nichts, was du nicht verstehst.

Durchaus interessant finde ich Edelmetalle. Sie sehe ich jedoch als langfristig inflationsgeschützte Währung und nicht als Investment.

Du siehst, schon bei Rohstoffen wird es kompliziert. Wenn man sich für Futures entscheidet, steht die Frage im Raum, welchen wähle ich? Wie viel Prozent des Depots soll er ausmachen? Bei Edelmetallen sind schon wieder ganz andere Probleme zu klären. Soll ich sie physisch kaufen oder nicht? Xetra-Gold ist seit kurzem nach einem Jahr Haltdauer Abgeltungssteuerfrei und durchaus eine interessante Alternative.

Fragen über Fragen, die schnell den Blick auf das Wesentliche verstellen. Womit fühle ich mich wohl? Gibt es einfache Lösungen für das anscheinend komplexe „Problem“ Geldanlage?

Schauen wir doch mal …

Womit fühle ich mich wohl? Mit dem, was ich kenne.

Was ist eine einfache Lösung für die Diversifikation? Über alle Anlageklassen zu streuen und die 1/n-Regel anzuwenden. 1/n bedeutet nichts anderes, als jede Anlageklasse gleich zu gewichten.

Für mich würde das ein Depot aus Aktien, Anleihen und Geld (unterteilt in Silber, Gold und Euro) bedeuten. Für Rohstoff- und Immobilien-Anlagen fehlt mir noch das nötige Wissen. Dabei lassen sich Aktien und Anleihen je über einen marktbreiten ETF abbilden. Einfacher geht es nicht. Ich hätte zwei ETFs, Gold, Silber und ein Tagesgeldkonto.

Für alle, die keine Lust haben, tagelang nach dem perfekten Anlagemix zu suchen, ist das eine einfache und effektive Lösung. Besser so, als sich im ETF-Dschungel zu verlaufen und aus Angst vor einer Fehlentscheidung gar nichts zu machen.

In der Zeit, die du sparst, kannst du zum Beispiel:

  • Einen Baum pflanzen
  • Dich um deine Kinder kümmern
  • Geld für dein Depot verdienen
  • Einfach faul auf der Couch liegen

 

Fazit

Faustregeln können dir dabei helfen, dich in einer komplexen und unsicheren Welt zurecht zu finden. Und die Finanzmärkte sind unbestritten komplex und unsicher …

gute Faustregeln sind:

  • Kaufe nichts, was du nicht verstehst
  • Diversifiziere so weit du kannst
  • 1/n – gewichte alle Anlageklassen gleich
  • Halte die Kosten gering

Welcher ETF, welche Aktie oder welche Anleihe die beste Wahl ist, wissen wir immer erst hinterher. Das Problem ist, dass sich alle unsere hübschen Berechnungen auf die Vergangenheit beziehen.

Lass dich also nicht verrückt machen. Entscheidend ist, dass du anfängst zu investieren und deinen Plan durchziehst. Die perfekte Geldanlage gibt es nicht.

Wie sieht es bei dir aus? Suchst du noch nach der perfekten Geldanlage? Welche Faustregeln nutzt du?

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler[wysija_form id=“8″]

Bildquelle: © nuvolanevicata – fotolia

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.