Wie die Digitalisierung die Finanzberatung besser macht

Seit Jahren ist die Digitalisierung eines der meistdiskutierten Themen der Wirtschaft. Mit Dorothee Bär gibt es in der neuen Regierung gar eine Staatsministerin für Digitales.

In der Finanzberatung wurde das Thema lange Zeit eher stiefmütterlich behandelt. Die Margen waren (und teilweise sind sie es noch) derart hoch, dass der Druck gering war, effizientere Prozesse zu schaffen.

Langsam kommt allerdings Bewegung in die Branche. Was sowohl aus Mandantensicht als auch aus Beratersicht zu begrüßen ist. Denn idealerweise führen effizientere Prozesse zu einer qualitativ höherwertigen Beratung und zu schlankeren Kostenstrukturen. Im Folgenden skizziere ich die aktuellen Entwicklungen.

 

 

Finanzberatung: Der Status quo

Aktuell stellt sich die Situation eines Mandanten beispielsweise so dar:

  • Die Kundendaten (Alter, Anschrift usw.) liegen in einem Datenverwaltungsprogramm
  • Die Vermögensdaten (Aktien, Immobilien, Einnahmen-Ausgaben, usw.) werden händisch erfasst und in eine Finanzplanungssoftware übertragen
  • Der Kunde hat ein Depot bei der Bank X
  • Der Kunde hat ein Girokonto bei der Bank Y
  • Der Kunde hat ein Tagesgeldkonto bei der Bank Z
  • Hinzu kommen illiquide Assets wie Immobilien

Das Problem: Zwischen den einzelnen Punkten bestehen keinerlei Schnittstellen.

Es entsteht ein enormer Zeitaufwand für:

  • Datenerhebung –> alles geschieht händisch
  • Datenverarbeitung –> doppelter Aufwand, da die Daten jeweils in das Datenverwaltungsprogramm und die Planungssoftware übertragen werden müssen
  • Datenaktualisierung –> jedes Jahr müssen Vermögensentwicklungen beim Mandanten abgefragt werden, da kein Überblick über alle Konten besteht
  • Datenauswertung –> Auswertungen auf Gesamtvermögensebene sind kaum möglich, da kein laufender Überblick über alle Vermögenswerte besteht

Wer seine Arbeit als Berater gut machen möchte, muss einen hohen Aufwand betreiben, um sich einen Überblick über die finanzielle Situation seiner Mandanten zu verschaffen. Vor und im Jahresgespräch müssen Vermögensentwicklungen abgefragt werden. Da dabei Zuarbeit durch die Mandanten notwendig ist, entsteht auch für diese ein erheblicher Zeiteinsatz.

 

Digitalisierung schafft Zeit für das Wesentliche

In Zukunft wird sich dieser Aufwand erheblich verringern.

Banken müssen seit kurzem Schnittstellen für Drittanbieter bereithalten. Der Kunde kann verlangen, dass seine Bankdaten über diese Schnittstellen Drittanbietern zur Verfügung gestellt werden. Was erklärt, warum einige Banken mittlerweile anbieten, auch Konten von Drittbanken in ihrer Kontenübersicht zu führen.

Der Vorteil für Dich: Du hast auf einen Klick einen Überblick über all Deine Konten.

Auf die Schnittstellen der Banken werden in Zukunft auch Finanzberater zurückgreifen. Sie können ihren Mandanten eine Software zur Verfügung stellen, wo alle gewünschten Konten und Vermögenswerte hinzugefügt werden können. So bekommen Mandant und Berater zum ersten Mal eine immer tagaktuelle Vermögensübersicht, mit der beide arbeiten können. Die Aktualität ist über die direkte Schnittstelle gewährleistet, die die verwendete Software zu den Banken des Mandanten herstellt.

So können Finanzentscheidungen in der Zukunft – ohne größeren Aufwand – immer unter Berücksichtigung des Gesamtvermögens getroffen werden.

Hier wird die Vernetzung aber noch nicht aufhören. Quasi alle Anwendungen des Finanzberaters werden zukünftig miteinander vernetzt sein. Im Ergebnis können beispielsweise Vermögensübersicht und persönliche Daten (Geburtsdatum usw.) mit einem Klick in die Finanzplanungssoftware übertragen werden. Innerhalb von Minuten bekommt der Berater einen vollständigen Überblick über die finanzielle Situation seiner Mandanten. Aktuell sind dafür mehrere Stunden nötig.

Die freiwerdende Zeit kann dort eingesetzt werden, wo sie tatsächlichen Mehrwert stiftet:

Für die direkten Mandantengespräche.

Die zwischenmenschliche Ebene ist dann auch das, was auf absehbare Zeit nicht digitalisiert werden kann.

 

Ortsunabhängig beraten? Heute schon kein Problem

Bereits seit 2 Jahren beraten wir unsere Mandanten auch online. Die Technik ist nahezu ausgereift. Einziges Manko bisher:

Unsere Mandanten mussten vor dem ersten Gespräch ein kleines Programm installieren. Von Zeit zu Zeit hat das zu Problemen geführt, wenn sich beispielsweise Firewalls quer gestellt haben. In naher Zukunft wird sich das ändern.

Wir testen gerade einen Anbieter, der rein browserbasiert arbeitet. Bis auf:

  • Internetanschluss
  • Browser
  • Telefon oder Mikrofon
  • Und idealerweise eine Webcam

wird nichts mehr notwendig sein. Ein Klick und es kann losgehen – ganz egal, wo du dich befindest.

 

Resümee: Die Digitalisierung schafft Effizienz

Die Digitalisierung bietet Finanzberatern die Chance, ihre Prozesse deutlich zu verschlanken. Zudem können sie Mandanten neue Leistungen anbieten. In der Folge bleibt mehr Zeit für persönliche Gespräche mit dem Mandanten, was letztlich zu einer besseren Beratungsqualität führt.

Für uns steht kurzfristig die Einführung einer rein browserbasierten Online-Beratungssoftware an. Mittelfristig (3-12 Monate) werden wir unseren ersten Mandanten eine Lösung für einen tagesaktuellen Gesamtvermögensüberblick vorstellen.

Bis alle unsere Prozesse untereinander vernetzt sind, werden aber noch gut 1 bis 2 Jahre verstreichen.

Als entscheidend für den Erfolg der neuen digitalen Lösungen sehen wir einen vertrauensvollen Umgang mit den Mandantendaten an.

Dein Finanzberater
Christoph Geiler

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.