Die maßlose Überschätzung der Aktienmarktrenditen

Die Inflation sorgt dafür, dass deine Nominalrenditen bei genauerer Betrachtung gehörig schrumpfen. Das solltest du bei deiner Finanzplanung berücksichtigen, um Enttäuschungen zu vermeiden.

Wie immer findest du die Podcast-Folge hier auch in Textform.

Die wichtigsten Inhalte:

  • Die Renditen der Aktienmärkte werden häufig überschätzt
  • Entscheidend ist die reale Rendite deines Portfolios (das ist das, was nach Abzug der Inflation übrig bleibt)
  • Darüber hinaus sollten bei einer Betrachtung von Indexrenditen zusätzlich Kosten und Steuern eingeplant werden

Die Aktienmarktrenditen werden überschätzt. Die Ursache dafür ist die Vernachlässigung der Inflation.

Die Episode zum Nachlesen

Die maßlose Überschätzung der Aktienmarktrenditen

Einleitung: Die Überschätzung der Aktienmarktrenditen

Herzlich willkommen zum Finanzküche Podcast. Ich bin Christoph Geiler und freue mich, dass du hergefunden hast. Heute sprechen wir über die maßlose Überschätzung der Aktienmarktrenditen. Das Ziel ist, dass du am Ende der Episode eine noch realistischere Erwartungshaltung an dein Aktienmarktinvestments hast.

Dafür schauen wir uns die historischen Renditen von Aktienmarktinvestments an. Für diesen Zweck habe ich vor mir ein Matrixbuch liegen. Darin sind die Renditedaten verschiedener Indizes hinterlegt.

 

Die historischen Renditen des MSCI World Index

Stellvertretend interessiert uns heute der MSCI World Index. Im Index sind die größten (rund 1600) börsennotierten Unternehmen der Industrienation hinterlegt.

Wer von 1970 bis 2016 im MCSI World Index investiert war, hat eine Durchschnittsrendite von 7,8 % pro Jahr erwirtschaftet. Das ist zunächst abstrakt. Naturgemäß hat unser Gehirn Probleme, exponentielles Wachstum im Kopf nachzuvollziehen. Das liegt daran, dass wir nur lineares Wachstum gewöhnt sind. Unsere Kinder hören irgendwann auf zu wachsen und auch Bäume wachsen eher linear als exponentiell …

Was die 7,8 % p.a. bedeuten, wird deutlich, wenn wir uns anschauen, was aus 1 Euro geworden ist, den man 1970 in den MSCI World Index investiert und 2016 wieder herausgenommen hat.

Aus unserem Euro sind 35 Euro geworden. Das Vermögen hat sich um den Faktor 35 vervielfacht.

Auf den ersten Blick ist das eine Menge und ein klares Argument für ein Aktienmarktinvestment … Das Problem ist, dass es sich um reine Indexdaten handelt. Kosten, Inflation und Steuern sind nicht berücksichtigt.

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Die reale Rendite des MSCI World Index

Im Folgenden konzentrieren wir uns auf die Auswirkungen der Inflation. Sie hat den größten Einfluss auf das Endergebnis. Vernachlässigst du die Inflation bei deiner Finanzplanung, ist die Chance groß, dass du am Ende des Weges enttäuscht bist.

Berücksichtigen wir die Inflation, hat der MSCI World Index von 1970 bis 2016 eine durchschnittliche Rendite von 5% p.a. erwirtschaftet.

Die 5% sind die reale Rendite und die 7,8 Prozent die nominale Rendite. Entscheidend ist letztlich die reale Rendite, da sie dem Kaufkraftgewinn entspricht.

Das hat enorme Auswirkungen auf das Wachstum unseres Euros, den wir 1970 in den Index gepackt und 2016 herausgenommen haben. Inflationsbereinigt haben wir nur 9,92 € erwirtschaftet. Verglichen mit den 35 Euro ist das ein gehöriger Unterschied, den du bei deiner Erwartungshaltung an dein Aktienmarktinvestment berücksichtigen solltest.

 

Die explodierenden Bierpreise auf dem Oktoberfest

Die praktische Auswirkung verdeutlicht die Bierpreisentwicklung auf dem Oktoberfest.

1970 hast du für eine Maß Bier 2,40 DM bezahlt. Das entspricht 1,23 €.

Da du sparsam bist, hast du 1970 auf das Bier verzichtet und die 1,23 € stattdessen in den MSCI World Index investiert. 2016 folgt die Belohnung und du kannst dir stolze 43,50 € herausnehmen. Zufrieden gehst du auf das Oktoberfest und kannst dir …

4 Bier leisten.

Die Maß Bier kostet jetzt statt 1,23 € im Schnitt 10,60 €. Du hast also 1970 auf ein Bier verzichtet, um dir 46 Jahre später 4 Bier leisten zu können.

Zugegeben, 4 Liter Bier reichen aus, um mit guter Laune über den Tag zu kommen, aber dafür hast du auch 46 Jahre lang verzichtet. Dabei haben wir Kosten und Steuern, die die Indexrendite weiter drücken, nicht berücksichtigt.

Darüber einfach mal nachdenken …

Wir sind am Ende der Episode angekommen. Ich hoffe, es hat dir etwas gebracht und würde mich freuen, wenn du in der nächsten Episode wieder mit dabei bist. Bis dahin.

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

 

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.